Am 20. September ist Weltkindertag – wir feiern digital!

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Der diesjährige Weltkindertag am 20. September findet unter dem Motto „Kinderrechte jetzt!“ statt. Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert ihn digital mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“. Im Mittelpunkt stehen die Kinderrechte und deren Umsetzung. Schon ab jetzt können Kinder und Jugendliche auf http://www.kindersache.de/weltkindertag“ in vielen interessanten Artikeln und Videos Neues über ihre Rechte lernen oder ihr Wissen vertiefen. Inhaltliche Schwerpunkte bilden die Themen „Kinderrechte weltweit – Schule und Bildung” und „Kinderrechte in Deutschland – Kinderarmut“. Kinder aus aller Welt erklären in kleinen Interviews, wie ihr schulischer Alltag aussieht. Kinder aus den mit dem Deutschen Kinderhilfswerk kooperierenden Kinderhäusern erzählen, was das Besondere an ihrem Kinderhaus ist und warum sie gerne dorthin gehen. In 6 Videoclips der Reihe “Kinder fragen – Expert*innen antworten” werden kinderrechtliche Fragen beantwortet. Kinder und Jugendliche können aber auch aktiv werden: Neben einem Kinderrechte-Quiz wird es eine Umfrage zu den Möglichkeiten von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe geben.

Quelle: www.weltkindertag.de/index.php/weltkindertag-2021-digital

Kinderrechte jetzt!

Jedes Jahr am 20. September feiern wir in Deutschland Welt­kin­der­tag.

Dieser besondere Tag soll auf die speziellen Rechte der Kinder aufmerksam machen und Kinder mit ihren individuellen Be­dürf­nis­sen in den Fokus rücken. In diesem Jahr steht der Weltkindertag unter dem Motto Kinderrechte jetzt! Das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland unterstreichen damit im Wahljahr, dass es dringend an der Zeit ist, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und damit die Weichen für ein kinderfreundlicheres Deutschland zu stellen.

Motto Sechseck rot

Gerade während der Covid-19-Pandemie wurde deutlich, dass Kinder kaum gehört und ihre Belange häufig hintenangestellt wurden. Das Bundeskabinett hat im Januar einen Formulierungsvorschlag für eine Ergänzung im Grundgesetz verabschiedet, der in den kommenden Monaten diskutiert wird. Dieser ist aus der Sicht von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk jedoch noch unzureichend. Hier braucht es auch eine breite Beteiligung der Zivilgesellschaft, damit die in den letzten Jahren erarbeiteten fachlichen Standards angemessen Berücksichtigung finden.

Zum Weltkindertag am 20. September 2021 machen bundesweit zahlreiche Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die Situation der Kinder aufmerksam. In Berlin und Köln sind für Sonntag, den 19. September 2021, die beiden zentralen Aktionen geplant.

Quelle: www.weltkindertag.de

Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) profitieren schon von wenig Minuten Sport und Meditation

Nur 10 Minuten Bewegung und 10 Minuten Achtsamkeitsmeditation können Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei ihrer Stimmung, Selbstwirksamkeit und Aufmerksamkeit helfen.

Dies geht aus einer neuen Studie von Professorin Barbara Fenesi und ihren Co-Autoren Hannah Bigelow, Marcus Gottlieb, Michelle Ogrodnik und Jeffrey Graham hervor, die in „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht wurde.

Laut Fenesi ermöglichen diese Ergebnisse Lehrern und Eltern, Verhaltensinterventionen an die spezifischen Bedürfnisse eines Kindes anzupassen. „Wir möchten Verhaltensansätze identifizieren, die helfen könnten, ADHS-Symptome bei Kindern zu bewältigen, und feststellen, ob auch nur ein einziger, kurzer Einsatz dieser Verhaltensansätze von Vorteil sein könnte, anstatt sie über einen längeren Zeitraum anwenden zu müssen“, erklärte Fenesi.

Gleichzeitig sind Bewegung und Achtsamkeitsmeditation nicht-pharmazeutische Alternativen, die bei ADHS-Problemen, insbesondere Unaufmerksamkeit, helfen. Darüber hinaus sagte Fenesi, dass die meisten Forschungen untersucht hätten, wie die langfristige Ausübung dieser Maßnahmen nützlich sein könnte. Es gab zudem keine Forschung, die die Wirksamkeit von Sport und Achtsamkeitsmeditation miteinander vergleichen würde – bis jetzt.
„Wir wollten auch diese beiden Verhaltensansätze vergleichen, um zu sehen, ob einer dem anderen überlegen ist oder ob sie jeweils unterschiedlich zum Wohlbefindens beitragen“, ergänzte sie.

Die Forscher arbeiteten mit zwei Kliniken in London, Ontario, zusammen, um Kinder für die Studie zu rekrutieren. Die Kinder absolvierten im Laufe von drei Wochen drei Interventionen: 10 Minuten Bewegung, 10 Minuten Achtsamkeitsmeditation und 10 Minuten stilles Lesen. Vor und nach jeder Intervention bewerteten die Forscher die geistigen Leistungen der Kinder und ihr psycho-emotionales Wohlbefinden.

Die Experten fanden heraus, dass Achtsamkeitsmeditation gut für Kontrolle, das Arbeitsgedächtnis und den Wechsel von einer Aufgabe zur anderen ist, während Training das psycho-emotionalen Wohlbefinden der Kinder verbessert, beispielsweise bei der Entwicklung einer positiven Stimmung.
„Unsere Studie zeigt, wie Geist und Körper miteinander verbunden sind“, betonte Fenesi. Das Körpertraining und das Üben eines achtsamen Bewusstseins schaffen gute Vorrausetzungen zum Lernen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 27.08.2021

Körperliche Strafen fördern Verhaltensprobleme

Eine Untersuchung hat ergeben, dass körperliche Bestrafung bei Kindern nicht das gewünschte Verhalten erreicht – im Gegenteil: Körperliche Bestrafungen führen längerfristig zu vermehrten Verhaltensproblemen und anderen Problemen. Die internationale Studie wurde aktuell in „The Lancet“ veröffentlicht.

Mit körperlichen Strafen bzw. Schlägen reagieren in einigen Teilen der Welt manche Erwachsene, um das Fehlverhalten von Kindern zu bestrafen: 63% der Kinder im Alter zwischen 2 und 4 Jahren weltweit – etwa 250 Millionen Kinder – erleben immer noch regelmäßig Prügelstrafen.

In Deutschland sind körperliche Strafen seit über 20 Jahren verboten

62 Länder haben diese „Erziehungsmaßnahme“ mittlerweile verboten. Sie wird zunehmend als Form von Gewalt angesehen. In Deutschland sind Prügelstrafen seit 2000 verboten. Schweden war das erste Land, das 1979 die Prügelstrafe untersagte, es folgten 1983 Finnland, 1987 Norwegen und 1989 Österreich.
Professorin Elizabeth Gershoff von der University of Texas in Austin zufolge, die leitende Autorin des Artikels ist, weist nichts darauf hin, dass körperliche Strafen irgendeinen positiven Effekt haben. „Alle Beweise deuten darauf hin, dass körperliche Bestrafung der Entwicklung und dem Wohlergehen von Kindern schadet“, führte sie in der Pressemeldung der Universität aus.
Sie und ihre Kollegen werteten 69 Studien aus, von denen die meisten aus den Vereinigten Staaten stammten und acht aus anderen Ländern. Die Wissenschaftler konnten dabei zeigen, dass körperliche Bestrafung keinerlei positiven Auswirkungen bei Kindern zeigen und das Risiko erhöhen, dass Kinder schwere Gewalt oder Vernachlässigung erfahren. Das Papier weist darauf hin, dass negative Folgen im Zusammenhang mit körperlicher Bestrafung, wie Verhaltensprobleme, unabhängig von Geschlecht, Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit des Kindes und unabhängig vom allgemeinen Erziehungsstil der Betreuer auftraten. Die Autoren fanden auch Hinweise darauf, dass mit zunehmender Häufigkeit der Prügelstrafen auch die negativen Auswirkungen zunahmen.

„Eltern schlagen ihre Kinder, weil sie denken, dass dadurch ihr Verhalten verbessert wird“, erklärte Gershoff. „[…] unsere Untersuchungen bewiesen klar und deutlich und, dass körperliche Bestrafung das Verhalten von Kindern nicht verbessert, sondern verschlimmert.“

In den USA ist es in allen 50 Bundesstaaten noch erlaubt, dass Eltern Kinder körperlich bestrafen. In 19 Bundesstaaten ist dies auch in Schulen gestattet.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 19.07.2021

Amerikanische Kinder- und Jugendärzte warnen: Männliche Kleinkinder und Teenager haben das höchste Ertrinkungsrisiko

Männliche Kleinkinder und männlicher Jugendliche haben das größte Risiko zu ertrinken, warnte die American Academy of Pediatrics (AAP) in einem aktualisierten Bericht. Auch chronische Erkrankungen wie Epilepsie und Autismus erhöhen die Gefahr im Wasser.

Etwa 75% aller Kindern und Jugendlichen, die ertranken, sind männlich. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Kinder- und Jugendärzte, bei der Auswertung aktueller amerikanischer Daten und wissenschaftlicher Arbeiten zu diesem Thema. Männliche Teenager ertrinken demnach 10-mal häufiger als weibliche Teenager. Dafür könnten eine Überschätzung der eigenen Schwimmfähigkeit, eine höhere Risikobereitschaft und der Einfluss von Alkoholkonsum verantwortlich sein, vermuten die Experten. Die meisten Todesfälle durch Ertrinken bei Säuglingen treten in Badewannen und größeren Wasserbehältern auf. Etwa 15% bis 30% der Betreuer hatten berichtet, dass sie ihre Kinder unter 2 Jahren nur für einen kurzen Zeitraum von einer Minute bis etwas mehr als 5 Minuten unbeaufsichtigt gelassen hätten.

Überlebende können von Langzeitschäden betroffen sein

Den meisten Opfern, die vor dem Ertrinken gerettet werden können, geht es zwar gut, doch sind bei wenigen fast Ertrunkenen schwere neurologische Langzeitdefizite möglich. Das Risiko für Langzeitschäden ist umso größer, je länger ein Kind unter Wasser war, ja längeren die Wiederbelebungsmaßnahmen dauern und wenn die Wiederbelebung erst spät einsetzte.

Mehr Maßnahmen erforderlich, um Ertrinken zu verhindern

Die AAP betonte in ihrem Bericht, dass keine einzelne Maßnahme – wie Schwimmunterricht oder die Anwesenheit von Rettungsschwimmern – ausreicht, um das Ertrinken zu verhindern, und empfiehlt mehrere vorbeugende Maßnahmen, um diese tragischen Unfälle zu verhindern. Dazu gehört u.a. das kindersichere Einzäunen von Pools im eigenen Garten oder Zudecken von Regentonnen.

Ertrinkende sind selten laut

Ertrinken ereigne sich schnell und leise – und meist nicht so, wie es die meisten Menschen erwarten. Ertrinken sei an vielen Orten möglich: in einer Badewanne, in einem aufblasbaren Planschbecken, im Hotelpool, im Freibad oder am Strand, wo die Wasserwacht zugegen ist. Darauf macht Dr. Sarah Denny, MD, FAAP, Hauptautorin des Berichts, in der Pressemitteilung dazu aufmerksam. Wo Minderjährige ertrinken, ist stark altersabhängig: Die meisten Säuglinge ertrinken in Badewannen und sonstigen Wasserbehältnissen (z.B. Regentonnen), während die Mehrheit der Kinder im Vorschulalter in Schwimmbädern ertrinkt. Ältere Kinder und Jugendliche ertrinken häufiger in natürlichen Gewässern.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 23.07.2021

Seminare für depressiv und psychosomatisch Erkrankte

Neues Psychoedukationsangebot des Sozialpsychiatrischen Dienstes

Seit Jahren bietet das Psychoedukationsprojekt im Kreis Soest Betroffenen die Möglichkeit, sich intensiv mit ihrer psychischen Erkrankung auseinander zu setzen. In diesem Jahr wird es je ein Seminar für depressiv erkrankte Menschen in Lippstadt und Soest geben. Ein weiteres Angebot in Möhnesee richtet sich an Betroffene mit einer psychosomatischen Störung. Die Seminare leitet Joergen Mattenklotz, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, Supervisor und Fachbuchautor.

„An 15 Abenden, die jeweils einmal in der Woche stattfinden setzen sich die Teilnehmenden, mit relevanten Inhalten in so genannten Modulen auseinander“, erläutert der Experte. Diese böten Informationen zum Krankheitsbild, zu Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, zum Einfluss von Ernährung auf die seelische Befindlichkeit, zu Ernährungsstrategien und über das örtliche Hilfesystem.

Je nach Thema wird Mattenklotz durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, eine Ökotrophologin und den Psychiatriekoordinator unterstützt. Die Psychoedukation für Menschen mit Depression startet am 18. August in Soest und am 19. August in Lippstadt. Das Angebot für Psychosomatisch erkrankte beginnt am 6. September in Möhnesee. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18.30 Uhr. Anmeldungen nimmt der Seminarleiter unter der E-Mail-Adresse joergenmattenklotz@gmail.com oder Telefon 02945/6716 (ab 17 Uhr) entgegen.

Für Jan Oliver Wienhues, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes und Psychiatriekoordinator des Kreises Soest, ist es wichtig, die Bevölkerung allgemein und Betroffene im Speziellen über psychische Erkrankungen, deren Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit ihnen aufzuklären. Er verweist in diesem Zusammenhang auf eine bedenkliche Entwicklung: „In den vergangenen zehn Jahren wurden immer mehr Menschen wegen psychischen Erkrankungen und besonders Depression behandelt. Dies scheint sich während der Corona-Pandemie verstärkt zu haben. Während des Corona Lockdowns berichteten zunehmend Erwachsene unter 60 Jahren über zugenommene Symptome von Angst und Depression. Dies zeigen die Ergebnisse der von Bund, Ländern und Helmholtz-Gemeinschaft geförderten NAKO Gesundheitsstudie.“

Quelle: Pressemeldung vom 05.07.2021 Kreis Soest

STIKO: Impfungen gegen das Coronavirus nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung bei 12- bis 17-Jährigen nur bei besonderen Vorerkrankungen. Die Liste umfasst zwölf Krankheiten, darunter Adipositas, Diabetes, Herzfehler, chronische Lungenerkrankungen und Trisomie 21.

 „Wenn wir in ein oder zwei Monaten erweiterte Erkenntnis haben, dann haben wir immer noch großen Spielraum bis zum Schulbeginn, darüber erneut zu beraten und das eventuell anzupassen.“

Die Stiko hatte am Donnerstag keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen gegen das Coronavirus nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen. Laut Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland betrifft das etwa elf Prozent der Heranwachsenden dieser Altersgruppe – insgesamt rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche. Knapp die Hälfte davon leidet unter Asthma.

Die Stiko habe nicht vor, nach der Entscheidung vom Donnerstag in die Sommerpause zu gehen, sagte Zepp. Man werde weiter regelmäßig konferieren. Sobald sich Veränderungen an der Infektionslage ergeben, zum Die Stiko vor, ihre Empfehlung (10.6.) zur Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche jederzeit anzupassen. „Stiko-Empfehlungen sind ja nicht in Stein geschlagen“, sagte Stiko-Mitglied Fred Zepp, ehemaliger Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, am Freitag (11.6.) bei einer virtuellen Pressekonferenz des Science Media Centers. Beispiel durch das Auftauchen von neuen Varianten, „dann wird nachreguliert“.

Dass Empfehlungen sich ändern können, sei „ein Qualitätsmerkmal“, sagte Zepp. Auch der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens nahm das Gremium gegen Vorwürfe in Schutz. „Viele Menschen haben eine ganz falsche Vorstellung von der Arbeit der Stiko“, sagte der Virologe.

„Wir diskutieren keine Meinungen, sondern wir diskutieren Daten.“ Und die würden sich nun mal ändern. Der Stiko vorzuwerfen, sie wisse nicht, was sie wolle, sei „völlig unfair und unsachgerecht“. „Es kann sein, dass eine Empfehlung sich ändert, aber nicht, weil unsere Meinung sich geändert hat, sondern weil die Daten sich geändert haben.“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 14.06.2021

Gefährliche Schönheitsideale in sozialen Medien

Prof. Dr. Eva Wunderer an der Hochschule Landshut hat gemeinsam mit Dr. Maya Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI München) die erste Studie zu sozialen Medien und Essstörungen in Deutschland durchgeführt. Dazu befragte des Forschungsteam 2019 insgesamt 175 von Essstörungen betroffene Personen. Derzeit werden noch qualitative Daten aus offenen Fragen ausgewertet.

Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper

Das Team fand heraus, dass soziale Netzwerke wie YouTube, WhatsApp, TikTok und Instagram durchaus negative Auswirkungen auf junge Menschen haben können: „Die intensive Beschäftigung mit sozialen Medien kann das Wohlbefinden senken und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper erhöhen“, erläuterte Wunderer. Das gelte insbesondere für soziale Medien, die stark auf Bildern basieren, wie z.B. Instagram. Zudem seien nicht nur junge Frauen betroffen: „Auch junge Männer werden tausendfach mit Bildern vermeintlich perfekter, durchtrainierter Körper konfrontiert und verinnerlichen diese Körperideale“, betonte die Forscherin. Das präge die eigene Wahrnehmung und die eigenen Ansprüche.

Bearbeitete Fotos gelten als schöner

„Influencerinnen und Influencer präsentieren sich als Freundinnen und Freunde, obwohl in der Regel wirtschaftliche Interessen und oft ein knallhartes Management dahinterstecken“, so Wunderer. Eine niederländische Studie zeigt, dass Jugendliche bearbeitete Bilder als schöner und sogar als „natürlicher“ wahrnehmen. „Hinzu kommen Bilder von dem Mädchen von nebenan oder dem Jungen aus der Nachbarklasse, von denen ich mich als junger Mensch noch weniger distanzieren kann“, ergänzt Wunderer, „Influencerinnen und Influencer machen das ja beruflich, mit Coaching, vielleicht sogar mit Visagist und Fotografin. Aber das Mädchen um die Ecke? Müsste ich nicht genauso toll aussehen und mein Bild genauso perfekt sein?“

Jugendliche geraten in Teufelskreis

In der Studie zeigte sich dabei ein Teufelskreis: „Junge Menschen betrachten vermeintlich perfekte Bilder von vermeintlich perfekten Körpern. Sie fühlen sich selbst minderwertig und verändern ihr Ess- und Trainingsverhalten. Damit findet ein Transfer statt vom virtuellen ins reale, analoge Leben. Sie bekommen „Likes“ und positives Feedback. Das befriedigt wesentliche Grundbedürfnisse nach Selbstwerterhöhung, Spaß und Zugehörigkeit. Gleichzeitig wächst die Angst, die Anerkennung zu verlieren, nicht gut genug zu sein. So geht es weiter in der Abwärtsspirale, schlimmstenfalls hinein in ein essgestörtes Verhalten“, erklärte Wunderer.

Verantwortung der Influencerinnen und Influencer

Die Professorin betont, dass es zwar keinen unmittelbaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der Nutzung von sozialen Netzwerken und Essstörungen gebe. Allerdings können soziale Medien das Risiko erhöhen. „Essstörungen sind schwerwiegende, lebensbedrohliche psychosomatische Erkrankungen, die vielfältige Ursachen und Auslöser haben. Es gibt biologische Einflüsse, z.B. genetischer Art, sowie psychologische und soziale. Soziale Medien und soziokulturelle Erwartungen und Schönheitsideale sind da nur ein Faktor unter vielen. Soziale Medien machen noch keine Essstörung, aber sie können das Fass zum Überlaufen bringen.“ Wunderer sieht daher auch die Influencerinnen und Influencer in der Verantwortung: „Aus meiner Sicht ist mittlerweile zu viel bekannt über den Einfluss sozialer Medien, als dass noch jemand, der sich berufsmäßig damit beschäftigt, sagen könnte: Das wusste ich nicht! Leider stehen hier jedoch oft wirtschaftliche oder individuelle Interessen im Vordergrund, nicht aber das Wohl der jungen Nutzer und Nutzerinnen.“

Corona verstärkt das Problem

Hinzu kommt, dass sich das Problem aufgrund der Coronapandemie im letzten Jahr verstärkt hat: „Alle Studien aktuell zeigen, dass es vielen Jugendlichen psychisch schlechter geht. Sie haben Angst, sind traurig und fühlen sich einsam. Essstörungen scheinen deutlich zuzunehmen. Viele Einrichtungen haben lange Wartelisten“, so Wunderer. Jugendliche können daher die üblichen Entwicklungsschritte nicht durchlaufen, sind räumlich und sozial eingeengt und orientieren sich noch stärker an den sozialen Medien. Die Folge: Von Essstörungen Betroffene kreisen noch mehr um Essen, Figur und Gewicht. Viele Menschen erleben dadurch einen starken Kontrollverlust. Wunderer betont: „Natürlich kommen viele Jugendliche damit auch zurecht. Für Personen, die ohnehin psychosoziale Probleme haben, kann die jetzige Situation jedoch fatale Auswirkungen haben, deren Ausmaß uns wohl erst nach und nach bewusst werden wird.“

Umdenken in Gesellschaft notwendig

Um Jugendlich vor diesem Teufelskreis zu schützen, brauche es ein Umdenken in der Gesellschaft: „Solange Aussehen, Körper und Fitness eine so herausragende Rolle bei der Selbstwertung und Selbstdarstellung spielen, werden Jugendliche es schwer haben, sich davon abzugrenzen. Wir müssen also alle hinterfragen, was die wirklich wichtigen Werte sind“, so Wunderer. Darüber hinaus gelte es, die Medienkompetenz zu fördern und die Diversität in den sozialen Medien zu erhöhen.

Unterstützung für Betroffene

Besteht bei einem Kind oder jungen Menschen ein Verdacht auf eine Essstörung, sollte unbedingt professionelle Hilfe, z.B. bei spezialisierten Beratungsstellen gesucht werden. Eine Übersicht findet sich auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA (www.bzga-essstoerungen.de). Auch der Jugendarzt kann betroffenen Teenagern und ebenso Eltern, die bei ihren Kindern eine Essstörung vermuten, als Ansprechpartner dienen und beide an entsprechende Stellen weiterleiten. Wunderer appellierte: „Essstörungen sind Erkrankungen, keine Schande und kein persönliches oder familiäres Versagen. Und: Sie können geheilt werden.“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 11.06.2021

Essstörungen: Permanentes Essen bei Kindern

Permanentes Essen ohne Hungergefühl ist eine Essstörung, die durch mangelnde Selbstkontrolle verursacht wird. Da sie bei Erwachsenen relativ gut untersucht ist, haben sich portugiesische Psychologen um Eva Conceição an der University of Minho in Braga jetzt mit ihrem Vorkommen bei Kindern befasst. Sie befragten 330 Kinder im Alter von 6–10 Jahren und deren Eltern nach ihren Essgewohnheiten und fanden heraus, dass Kinder, die ständig etwas knabbern, naschen, lutschen oder kauen, oft Gewichtsprobleme haben, nur schwer abnehmen können und unzufrieden mit ihrem Aussehen sind. Sie weisen außerdem Stress-, Angst- und depressive Symptome auf und haben ein erhöhtes Risiko, übergewichtig zu werden und psychische Störungen zu entwickeln. Das permanente Essen steht in einem Zusammenhang mit ungünstigen Essverhaltensweisen wie unregelmäßigen Mahlzeiten, Fernsehen während des Essens und schlechten Tischmanieren. Zudem tritt es gehäuft auf, wenn Eltern sich um das Gewicht der Kinder sorgen und ihren Zugang zu Nahrung einschränken und stark regulieren.

„Eltern sollten die Selbstregulierungskompetenzen ihrer Kinder stärken und gesündere Essgewohnheiten etablieren“, meinen die Autoren. Dazu gehört zum Beispiel, die Kinder zu belohnen, wenn sie etwas Neues probieren, regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen, Regeln aufzustellen, was von den Kindern gegessen und getrunken werden darf, und den Kindern hinsichtlich Ernährung und Essverhalten ein Vorbild zu sein. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Juni 2021

Coronapandemie: Emotionale Probleme vor allem bei Mädchen

Die Coronapandemie belastet viele Kinder und Jugendliche in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Mädchen und Jungen ist im vergangenen Jahr unglücklicher geworden, wie der Präventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit ergab. Die Lebenszufriedenheit sei im Schnitt aller befragten Kinder um rund 20 Prozent im Vergleich zu der Situation vor der Coronakrise gesunken. Jedes dritte Kind fühle sich zudem in der Schule nicht ausreichend vor dem Virus geschützt. 56 Prozent hielten die Coronaregeln dort dagegen für angemessen. Gleichzeitig hätten die emotionalen Probleme stark zugenommen – vor allem bei Mädchen, wie die Krankenkasse mitteilte. In der aktuellen Befragung zeigen 23 Prozent Symptome depressiver Störungen wie Traurigkeit, geringes Selbstwertgefühl, Interessensverlust und sozialen Rückzug. Im Vorjahr waren es lediglich 18 Prozent. Den Angaben zufolge führt auch der Wegfall vieler Sportangebote zu Problemen: Insgesamt sei der Anteil der Befragten mit ausreichender Bewegung im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel gesunken. Die Mehrheit komme nicht auf die wissenschaftlich empfohlenen 90 Minuten täglich. Grundlage der Studie ist eine Befragung von 14 000 Schulkindern der Klassen fünf bis zehn in 13 Bundesländern im Schuljahr 2020/21, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel im Auftrag der Krankenkasse übernahm. Schulen in Hamburg, Bayern und dem Saarland waren nicht an der Umfrage beteiligt.

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Juni 2021