Psychotherapeuten sehen COVID-19-Pandemie als eine ernste Krise für die psychische Gesundheit

Berlin – „Schon zu Beginn der Pandemie sind wir davon ausgegangen, dass die Auswirkungen auf die Psyche erheblich sein würden. Die ausgewerteten Studien und Statistiken bestätigen unsere Befürchtungen“, sagte Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) gestern anlässlich des Jahressymposiums des Verbandes „Pandemie und Psyche“ und des „Reports Psychotherapie 2023“ zum Thema „Psychische Gesundheit in der COVID-19-Pandemie“.

Der Report Psychotherapie fasst kompakt die aktuelle Studienliteratur zu dem Thema zusammen. „Die COVID-19-Pandemie war eine ernste Krise für die psychische Gesundheit – das zeigen uns die Studien-Ergebnisse deutlich“, sagte Enno Maaß, stellvertretender Bundesvorsitzender der DPtV und Co-Autor des Reports.

„Sowohl die Infektion selbst als auch die Folgen der Pandemie-Bedingungen haben die psychischen Ressourcen der Menschen angegriffen – und zu einem deutlich erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen geführt.“

Die Daten legen Maaß zufolge einen Zusammenhang nah: Je stärker die Einschränkung der gewohnten Bedingungen war, desto stärker zeigten sich individuelle psychische Auswirkungen. „Bei Schulschließungen und den Bedingungen in Alten- und Pflegeheimen wurde dies besonders sichtbar“, so der Psychotherapeut.

„Für Deutschland fehlen belastbare Daten. Internationale Studien haben jedoch gezeigt, dass Depressionen und Angststörungen seit Beginn der COVID-19-Pandemie zugenommen haben“, berichtete Eva-Lotta Brakemeier, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Greifswald.

Die Studien wiesen zudem darauf hin, dass bestimmte Gruppen durch die Pandemie besonders psychisch belastet waren und sind: Kinder und Jugendliche, sozial Benachteiligte, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit körperlichen und psychischen Vorerkrankungen, Hochbetagte in Pflegeheimen sowie Patienten mit Post-COVID-Syndrom. Diese vulnerablen Gruppen müsse man in den Fokus nehmen.

„Immer mehr Betroffene suchen Hilfe, aber das Versorgungssystem ist auf den großen Ansturm nicht vorbereitet“, erklärte Brakemeier. Beispielsweise stünden aktuell 450 Menschen auf der Warteliste für eine Psychotherapie am Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald. Vor der Pandemie seien es im Durchschnitt 90 Hilfesuchende gewesen.

Im bundesweiten Durchschnitt warten nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer (BPTK) Patientinnen und Patienten nach dem Erstgespräch bei einer niedergelassenen Psychotherapeutin /-therapeuten circa fünf Monate auf den Beginn einer Richtlinienpsychotherapie.

„Die große Nachfrage nach Psychotherapie ist auch auf die pandemiebedingte Enttabuisierung psychischer Erkrankungen zurückzuführen“, berichtete die Professorin. Die Selbstöffnung vieler prominenter Menschen während der Pandemie habe zu einer Entstigmatisierung geführt.

Mehr Forschung, aber auch mehr Fortbildung ist laut Hentschel und Brakemeier notwendig in Bezug auf die psychischen Auswirkungen von COVID-19-Erkrankungen. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zeigten, dass Betroffene nach überstandener Erkrankung neben einigen körperlichen Symptomen auch vermehrt unter Angst- und Depressionssymptomen, Fatigue oder verminderter kognitiver Belastbarkeit leiden.

„Eine hohe Prävalenz sehen wir vor allem bei Fatigue. Evidenzbasierte psychotherapeutische Strategien erhalten viele Patienten aber derzeit nicht“, sagte Brakemeier, die auf die „Long-COVID-Sprechstunde“ an der Universitätsmedizin Greifswald hin wies. Für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sei mehr Fortbildung zum Post-COVID-Syndrom erforderlich, Wissen über die Erkrankung müsse auch in das Psychotherapiestudium aufgenommen werden.

Der DPtV-Vorsitzende Hentschel betonte die Bedeutung einer guten differentialdiagnostischen Abklärung, um zwischen Fatigue und einer depressiven Störung unterscheiden zu können. „Patienten mit einer depressiven Störung profitieren etwa von Aktivierung und Gruppentherapie. Bei Fatigue ist beides kontraindiziert.“

Um die Folgen der Pandemie insbesondere für Kinder und Jugendliche aufzufangen, müsste Brakemeier zufolge „mehr Psychologie“, an die Schulen. Schulpsychologinnen und -psychologen sowie Schulsozialarbeitende könnten betroffene Kinder unterstützen. Gut wäre laut der Psychotherapeutin auch, wenn ein Unterrichtsfach ‚Psychologie‘ in die Schulcurricula aufgenommen würde.

Helfen könnten zudem die von der Bundesregierung avisierten Mental-Health-Coaches an Schulen. Das Modellvorhaben im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ soll ab dem Schuljahr 2023/24 Schulen bei Fragen zur mentalen Gesundheit und bei akuten psychischen Krisen von Schülern unterstützen.

Bei einer erneuten Pandemie oder Naturkatastrophe müsse „psychotherapeutisches Know-how in Krisenstäben und im öffentlichen Gesundheitsdienst besser verankert werden“, fordert die DPtV. Außerdem sollten Prävention und Aufklärung im Bereich der psychischen Gesundheit gestärkt werden. „Wir sollten seelische Gesundheit immer mitdenken. Psychische Krankheiten können zwar ,leiser‘ verlaufen – sind aber keinesfalls harmlos“, sagte abschließend der stellvertretende DPtV-Vorsitzende Enno Maaß. 

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 15.06.2023

Netzwerk Frühe Hilfen nahezu bundesweit verfügbar

Köln – In nahezu allen Kommunen mit einem Jugendamt in Deutschland sind sogenannte Frühe Hilfen verfügbar – es sind also eine Familienhebamme oder Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende vorhanden. Die Gesundheitsfachkräfte suchen Familien auf und kümmern sich mit ihnen um die gesunde Entwicklung und Versorgung von Babys und Kleinkindern.

Damit hat sich die flächendeckende Ausweitung dieses Angebots seit 2013 fortgesetzt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Kommunalbefragung des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), an der sich bundesweit nahezu alle Kommunen mit einem Jugendamt beteiligt haben. Sie gibt die Situation Ende des Jahres 2020 wider.

„Auch in der Zeit nach der Pandemie bleiben Unterstützungsangebote vor allem für Familien in schwierigen Lebenslagen wichtig. Daher freue ich mich über die Verbreitung der Frühen Hilfen in den Kommunen“, sagte Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Die Befragung verdeutlicht aber auch den weiteren Entwicklungsbedarf in den Frühen Hilfen: Der Mangel an Fachkräften und fehlende finanzielle Mittel sind danach das größte Hindernis für den weiteren Ausbau des Angebots. So fehlten in über der Hälfte der befragten Kommunen Gesundheitsfachkräfte für eine bedarfsgerechte Versorgung. 

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 15.06.2023

Mütterliche Alopecia areata mit Autoimmun­erkrankungen und psychischen Problemen beim Kind assoziiert

Wonju – Hat die Mutter eine Alopecia areata, dann ist auch bei ihren Nachkommen das Risiko für eine ganze Reihe von Erkrankungen signifikant erhöht: Die Kinder entwickeln häufiger entzündliche sowie Autoimmunerkrankungen, aber auch Erkrankungen von Haut, Schilddrüse und Psyche. Das zeigt eine retrospektive Kohortenstudie aus Korea, deren Ergebnisse jetzt in JAMA Dermatology veröffentlicht wurden.

„Alopecia areata ist mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen sowie psychischen Störungen assoziiert“, schreiben die Autoren um Ju Yeong Lee von der Abteilung für Dermatologie am Wonju College of Medicine der Universität Yonsei in Wonju, Korea. „Aber welche langfristigen Konsequenzen eine mütterliche Alopecia areata für den Nachwuchs hat, dazu gab es kaum Daten.“

Ihre retrospektive Kohortenstudie basiert auf dem nationalen Geburtenregister der Republik Korea. Eingeschlossen wurden von 2003-2015 alle Neugeborene von Müttern, bei denen eine Alopecia areata (ICD-10-Code L63) diagnostiziert worden war.

Als Vergleichsgruppe diente eine nach Geburtsjahr, Geschlecht, Versicherungsstatus, Einkommen und Wohnort gematchte Kohorte von Neugeborenen, deren Mütter keine entsprechende Diagnose hatten.

Die Kinder wurden auf eine lange Liste von Erkrankungen überprüft

Analysiert wurde in den Jahren 2022 und 2023 das Auftreten von Alopecia areata, Alopecia totalis/universalis, Vitiligo, Psoriasis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, rheumatoide Arthritis, Ekzem, allergische Rhinitis, Asthma, Hyperthyreose, Hypothyreose, Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis, ADHS, Gemütserkrankungen und Angststörungen bei den Kindern.

Die Forschungsgruppe analysierte insgesamt 67.364 Neugeborene von Müttern mit Alopecia areata und 673.640 Neugeborene von Müttern ohne Alopecia areata. Die Kinder, deren Mütter Alopecia areata hatten, wiesen signifikant erhöhte Risiken für Alopecia areata (aHR 2,08), Alopecia totalis/universalis (aHR 1,57), Vitiligo (aHR 1.47), atopische Erkrankungen (aHR 1,07), Hypothyreose (aHR 1.14) und psychische Erkrankungen (aHR 1,15) auf.

Bei vollständigem Haarverlust besonders hohes Risiko für psychische Erkrankungen

Unter ihnen waren 5.088 Neugeborene, deren Mütter an einer eine Alopecia totalis/universalis litten. Sie hatten ein noch viel höheres Risiko, ebenfalls an Alopecia totalis/universalis zu erkranken. Und auch das Risiko für psychische Erkrankungen war bei ihnen noch stärker erhöht als in der Gesamtkohorte.

„Angesichts dessen, dass mütterliche Alopecia areata mit der Entstehung von autoimmunen beziehungsweise entzündlichen Erkrankungen sowie atopischen, Schilddrüsen- und psychischen Erkrankungen bei den Kindern assoziiert war, sollten sich Ärzte und Eltern darüber bewusst sein, dass diese Komorbiditäten auftreten können“, schlussfolgern die koreanischen Wissenschaftler. 

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 15.06.2023

Kinder- und Jugendreport 2022

Gesundheit und Gesundheitsversorgung vor und während der Pandemie

Die mehr als 30 Monate andauernde COVID-19-Pandemie hat direkt und indirekt potenziell großen Einfluss auf die Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Aus den pandemiebegleitenden Maßnahmen, Belastungen im Familienleben (und den dort verfügbaren monetären und nicht monetären Ressourcen) sowie der allgemein veränderten Inanspruchnahme des medizinischen und nicht-medizinischen Versorgungssystems erwachsen während der Pandemie verschiedene Herausforderungen physischer, psychischer, sozialer als auch finanzieller Natur für ein gesundes Aufwachsen. 

Durch den Kinder- und Jugendreport 2022 werden diese Auswirkungen ebenso wie Versorgungsherausforderungen sichtbar gemacht. Datengrundlage sind anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Der Report basiert damit auf Daten von 5,7 % aller Kinder und Jugendlichen in der Bundesrepublik. Je nach Bundesland können über 10 % aller dort lebenden Kinder abgebildet werden. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021.

Auf einen Blick: Gesundheitsfolgen

  • Die Häufigkeit von Arztkontakten hat in 2021 gegenüber den Vorjahren weiter abgenommen
  • +54 % mehr neu diagnostizierte Essstörungen bei Mädchen (15-17 Jahre)
  • +23 % mehr neu diagnostizierte Depressionen bei Mädchen (10-14 Jahre)
  • +24 % mehr neu diagnostizierte Angststörungen bei Mädchen (15-17 Jahre)
  • +15 % mehr neu diagnostizierte Adipositas-Fälle bei Jungen (15-17 Jahre)
  • Die Häufigkeit von Arzneimittel-Verordnungen hat in 2021 gegenüber den Vorjahren weiter abgenommen
  • +19 % erhöhtes Risiko einer Depressions-Neuerkrankung bei Mädchen mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status gegenüber Mädchen aus Familien mit hohem Status (15-17 Jahre)
  • +62 % erhöhtes Risiko auf Adipositas bei Jungen mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status gegenüber Jungen aus Familien mit hohem Status (15-17 Jahre)

Gesundheit

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die einen Arzt oder Psychotherapeuten während der Pandemie aufsuchten, ist über die Jahre leicht zurückgegangen (-5 %). Im Jahr 2021 wurden 259 ambulante und/oder stationäre Fälle je 1.000 gegenüber 272 Fällen je 1.000 im Jahr 2019 verursacht. Dieses Bild verändert sich jedoch in Abhängigkeit davon, welche psychischen und verhaltensbezogenen Störungen betrachtet werden.

Wird die Neuerkrankungsrate von Depressionen bei den 10- bis 14-jährigen Mädchen betrachtet, wird dies beispielsweise deutlich: Über die Jahre erhöhten sich die ursprünglich 9,7 Fälle je 1.000 (2019) um 23 % auf 11,9 Fälle je 1.000 (2021). In dem gleichen Zeitraum nimmt die Neuerkrankungsrate auch bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen um 18 % zu. 

Diese Altersklasse erwies sich auch gegenüber Angststörungen als vulnerabler, sodass die Inzidenz dieser Erkrankung um 24 % zunahm. Dieser Trend verstetigt sich seit dem Jahr 2020. Die Neuerkrankungsrate sinkt in Bezug auf die 10- bis 14-jährigen Jungen um 12 % und bei der höheren Altersklasse um 9 %.

Zwischen den Jahren 2019 bis 2021nahmen Essstörungen in der weiblichen Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen um 54 % zu. Die Zahlen stiegen auch in der darunterliegenden Altersklasse um 33 %. Die Inzidenzrate der Jungen nahm leicht ab.

Sowohl in der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen als auch der Gruppe der 5- bis 9-jährigen Jungen erwies es sich als auffallend, dass die Adipositasinzidenz zwischen den Jahren 2019 und 2021 um 15 % zunahm. In den Altersklassen stieg sie auch bei den Mädchen (5-9 Jahre: +12 %, 15-17 Jahre: +6 %).

Gesundheitsversorgung

Während der Corona-Pandemie wurden im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Arzneimittel für Kinder und Jugendliche verordnet. Zudem ist ein überproportionaler Verordnungsrückgang von Reserveantibiotika (-51 %) von 2019 zu 2021 zu verzeichnen.

Am häufigsten wurden im Jahr 2021 Antiphlogistika (24,3 %) und Antirheumatika sowie Rhinologika (23,3 %) verordnet.

Zudem wurde die medikamentöse Versorgung von Jugendlichen mit Depressionen untersucht. Dabei wurde deutlich, dass der Anteil neu an Depressionen erkrankter Mädchen (15-17 Jahre), die im Jahr der Neuerkrankung ein Antidepressivum erhielten, 2021 gegenüber 2019 um sechs Prozentpunkte (+65 %) gestiegen ist. Ähnliche Tendenzen sind bei der gleichen Altersgruppe in Bezug auf Essstörungen (+75 %) und bei der weiblichen Altersklasse der 10-14-Jährigen in Bezug auf Angststörungen (+41 %) auffindbar. 

Schwerpunkt: Einfluss der sozialen Lage

Als Surrogatparameter für die in den Sekundärdaten einer gesetzlichen Krankenkasse nur sehr eingeschränkt enthaltenen Angaben zum individuellen sozio-ökonomischen Status eines Kindes wird der German Index of Multiple Deprivation (GISD) als Index zur räumlichen Sozialstruktur herangezogen. Der GISD ist ein multidimensionaler und kleinräumiger Deprivationsindex für das Bundesgebiet, der auf Gemeinde-, Kreis- und Postleitzahl-Ebene vorliegt. Für die vorliegenden Analysen wird der GISD auf Postleitzahl-Ebene in der Version von 2014 genutzt. Hohe Indexwerte bedeuten hierbei eine hohe Deprivation, also sozial-ökonomische Benachteiligung. Alternativ wird nachfolgend der Kehrwert genutzt und von einem hohen sozio-ökonomischen Status gesprochen, wenn die Deprivation niedrig ist.

Der überwiegende Teil (ca. 63 %) der DAK-versicherten Kinder und Jugendlichen ist einem mittleren sozio-ökonomischen Status zuzuordnen. Dies entspricht tendenziell auch den deutschlandweiten Daten, welche besagen, dass ca. 58 % der Kinder und Jugendlichen einen mittleren Status aufweisen. Ebenso gut abgebildet ist die Gruppe, die einen niedrigen Status hat: Den DAK-Daten nach umfasst diese Gruppe ca. 28 %, den bundesweiten Daten nach ca. 29 %. Auch die Gruppe mit einem hohen sozio-ökonomischen Status ist gut repräsentiert (DAK: 10 %; Deutschland: 13 %).

Statistisch signifikant ist, dass Depressionen in der Altersklasse der 15- bis 17-jährigen Mädchen aus Familien mit einem hohen sozio-ökonomischen Status zu 19 % häufiger gegenüber den gleichaltrigen Mädchen mit einem niedrigen Status auftreten. 

Das Risiko einer Neuerkrankungs-Diagnose bezüglich Adipositas ist bei Jungen zwischen 10 bis 17 Jahren sowohl im Vergleich von einem mittleren oder niedrigen gegenüber einem hohen Status erhöht. Bei den 10 bis 14-Jährigen liegt diese Erhöhung zwischen mittel vs. hoch bei 18 %, bei niedrig vs. hoch bei 29 %. Im Alter zwischen 15 und 17 Jahren liegt das Risiko bei einem mittleren vs. hohem sozio-ökonomischen Status bei +26 % und bei niedrig vs. hoch bei +62 %. Gegenüber 2019 hat damit eine statistisch signifikante Risikozunahme stattgefunden (mittel vs. hoch: +8 %, niedrig vs. hoch: +21 %).

Quelle: www.dak.de vom Juni 2023

Jugendliche mit Typ-1-Diabetes haben erhöhtes Risiko für Essstörungen

Auf der 44. National Conference on Pediatric Health Care (15. bis 19. März 2023 in Orlando) stellte Ass.-Prof. Dr. Elisabeth Ann Doyle Daten zum erhöhten Sterblichkeitsrisiko bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes und gestörtem Essverhalten vor und erläuterte, wie Eltern Anzeichen von gestörtem Essverhalten bei ihren Kindern erkennen können.

Jugendliche mit Diabetes Typ 1 haben Doyle zufolge ein deutlich erhöhtes Risiko für Essstörungen. Die Ergebnisse einer großen prospektiven Studie in Finnland zeigten ein um 112% erhöhtes Risiko für männliche Patienten, neben Anorexie (Magersucht) und Bulimie (Ess-Brech-Sucht) Essstörungen zu entwickeln, ein um 71% erhöhtes Risiko für weibliche Patienten, Anorexie zu entwickeln, ein um 222% erhöhtes Risiko für Bulimie und ein um 153% erhöhtes Risiko für andere Essstörungen.

Mögliche Ursachen für die Tendenz zu Essstörungen

Zu den Gründen für diese Anfälligkeit gehört, dass unter Patienten und Patientinnen mit Diabetes Typ 1 häufiger als bei gesunden Gleichaltrigen psychische Erkrankungen vorkommen. Die Angst vor einem zu niedrigen Blutzucker, vor langfristigen Diabetes-Komplikationen und einem Gefühl des Kontrollverlusts, wenn der Blutzucker außerhalb des Zielbereichs liegt, können dazu beitragen.

Die aufgrund der Erkrankung erforderliche ständige Beschäftigung mit Ernährung, die nötigen Einschränkungen, das Essen zur Behandlung von Hypoglykämie (Unterzuckerung) und Gewichtszunahme durch Insulin können ebenso zur Neigung zu Essstörungen beitragen. Betroffene können ihre Krankheit ausblenden und die Einnahme von Insulin vernachlässigen, um den Stress durch das Diabetesmanagement zu vermeiden, oder weil sie Angst vor Nadeln haben. Sie können auch lernen, dadurch Gewicht zu verlieren.

Besonders gesundheitsschädliche Kombination: Diabetes Typ 1 mit Essstörungen

Die Kombination Diabetes Typ 1 mit Essstörungen steigert für Betroffene die Gefahr, eine Retinopathie (Schädigung der Netzhaut des Auges), Neuropathie (Schädigung der Nerven) und Nephropathie (Schädigung der Nieren) zu entwickeln. Sie kann auch die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen, zu Fortpflanzungsproblemen, Lebererkrankungen, Herzerkrankungen und Osteoporose führen und die Sterblichkeit erhöhen.

Doyle berichtete, dass die Kombination Diabetes Typ 1 mit Essstörungen das Sterberisiko im Vergleich zu Personen, die allein an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, um das 17-Fache erhöht.

Warnzeichen für Diabulimie

Bei der Präsentation dieser Daten auf der 44. National Conference on Pediatric Health Care (15. bis 19. März in Orlando) diskutierte Elizabeth Doyle, DNP, APRN, PPCNP-BC, CDCES, die Schwierigkeiten für Familien bei der Erkennung von Warnsignalen von Diabulimie. Diabulimie beschreibt die Erkrankung, bei der eine an Diabetes erkrankte Person die Insulindosierung einschränkt, um Gewicht zu verlieren. Folgendes können Alarmzeichen dafür sein: das Ausstoßen von Insulin nach dem Aufziehen der Spritze, das Vortäuschen von Blutzuckermesswerten und das Abtropfenlassen von Bolusdosen auf den Boden durch Abtrennen des Pumpengeräts.

Menschen mit Essstörungen machen Personen mit dünnen Körpern oft Komplimente, zeigen Angst vor Gewichtszunahme, diskutieren, wie Insulin das Gewicht beeinflusst, und besitzen ein geringes Selbstwertgefühl oder ein negatives Körperbild.

Zu den körperlichen Symptomen von Essstörungen gehören übermäßiger Durst, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, schneller Gewichtsverlust, unregelmäßiger Herzschlag, verschwommenes Sehen, häufige Pilzinfektionen, Harnwegsinfektionen und trockene Haut oder Nägel. Das Diabulimie-Risiko ist für Patienten und Patientinnen mit Diabetes Typ 1 größer, wenn sie zugleich unter einer Angsterkrankung oder Depression leiden oder in der Familie bereits Essstörungen aufgetreten sind.

Es gibt mehrere Fragen, die evtl. helfen können, jugendliche Diabetiker mit Essstörungen zu erkennen. Dazu gehören Fragen zur Insulinaufnahme, zu Gefühlen und Verhaltensweisen in Bezug auf das Gewicht und ob sie jemals Insulin ausgelassen oder reduziert haben, um Gewicht zu verlieren.
Laut Doyle lassen sich mit einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung der Diabulimie bessere Therapieerfolge erzielen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 26.05.2023

Schlaf: Schon kleine Veränderungen wirken sich deutlich auf Essgewohnheiten aus

Eine Studie der University of Otago in Neuseeland zeigt, dass nur eine Stunde weniger Schlaf pro Nacht beeinflusst, was und wie Kinder essen.

Schlaf: Schon kleine Veränderungen wirken sich deutlich auf Essgewohnheiten aus
Eine Studie der University of Otago in Neuseeland zeigt, dass nur eine Stunde weniger Schlaf pro Nacht beeinflusst, was und wie Kinder essen.
Die Doktoranden Rosie Jackson und Silke Morrison vom Department of Medicine der University of Otago in Neuseeland stellten fest, dass Kinder anders essen, wenn sie weniger schlafen. Bereits bei 40 Minuten weniger Schlaf pro Nacht essen Kinder mehr und bevorzugen auch weniger gesunde Nahrungsmittel.
Jackson erklärte, dass viel Zeit und Mühe darauf verwendet werde, die Nahrungsaufnahme durch Ernährungsumstellungen zu verbessern, aber diese Studie lege nahe, dass „wir uns vielleicht nur die Schlafgewohnheiten ansehen sollten“.

An der Studie nahmen 100 Kinder aus Dunedin (neuseeländische Stadt) im Alter zwischen acht und zwölf Jahren teil. Die Teilnehmer*innen sollten eine Woche lang eine Stunde früher ins Bett gehen (längere Schlafenszeit) und für eine weitere Woche (mit einer Woche dazwischen) eine Stunde später ins Bett gehen (weniger Schlaf). Gleichzeitig wurden ihre Schlafenszeiten, ihre Nahrungsaufnahme und ihr Wunsch, verschiedene Lebensmittel zu essen, dokumentiert.

Die Untersuchung ergab, dass Kinder erheblich mehr Energie zu sich nahmen, wenn sie unter Schlafentzug litten, meist nach 17:00 Uhr. Dabei bevorzugten sie ungesunde, stark verarbeitete Lebensmittel wie Kuchen, Kekse und Chips.
Die Eltern der Probanden und Probandinnen berichteten auch, dass ihre Kinder als Reaktion auf ihre Gefühle mehr und weniger zu essen schienen, wenn sie müde waren. Erziehungsberechtigte hatten zudem das Gefühl, dass sie etwas anders mit dem Essen umgingen, wenn ihr Kind müde war.

„Kinder konnten bei Schlafmangel auch weniger essen, wenn ihnen weniger wünschenswerte, gesündere Lebensmittel angeboten wurden – die oft weniger Energie besaßen –, aber emotionales Überessen zeigten, wenn sie in der Nähe von sehr schmackhaften, energiedichten Lebensmitteln waren. Letztere konsumieren oft auch Menschen, die als emotionale Esser gelten.“
Die zusätzliche Kalorienaufnahme – die etwa zwei bis drei Keksen pro Tag entsprach –könnte im Laufe der Zeit zu Übergewicht führen, wenn sie nicht durch eine erhöhte Energieabgabe ausgeglichen wird, sagt sie.

Möglicherweise Erklärung für Zusammenhang von Schlafmangel und Gewichtszunahme

„Obwohl dies für einen einzelnen wenig erscheint, würde dies ausreichen, um mehrere Kilos pro Jahr zuzunehmen – und damit genug, um den Zusammenhang zwischen zu wenig Schlaf und höherem Körpergewicht zu erklären. Es braucht jeden Tag nur einen kleinen Unterschied in der Energieaufnahme und im Energieverbrauch, um mit der Zeit zu einer Gewichtszunahme zu führen.“

Schlaf anscheinend zu wenig beachteter Faktor

Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass sich das Essverhalten früh im Leben entwickelt und während der Kindheit stabil bleibt.

„Unsere Studie legt jedoch nahe, dass Schlaf ein Faktor sein könnte, der das Essverhalten von Kindern beeinflussen kann“, betonte sie.

„[…] unsere Daten zeigen auch, dass Essen und Emotionen miteinander verbunden sind, wenn man an den Schlaf von Kindern denkt. Eine gute Nachtruhe ist für so viele Aspekte unseres Lebens wichtig, einschließlich der Qualität und Quantität der Nahrung.“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 22.05.2023

Kontrolle zeigt Wirkung: Jugendschutzkonforme Alterskennzeichnung bei Streaming-Plattformen

Junge Menschen begeistern sich für Filme und Serien. Streaming-Plattformen spielen in ihrer Freizeit deshalb eine große Rolle. Um einen effektiven Jugendschutz sicherzustellen, hat die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) die Alterskennzeichnung von Streaming-Plattformen überprüft und Nachbesserungen erwirkt. Verlässliche Alterskennzeichnungen helfen Eltern bei der Einschätzung, ob ein Film oder eine Serie für ihr Kind geeignet ist. Auch für pädagogische Fachkräfte sowie für Kinder und Jugendliche selbst sind sie eine wichtige Orientierungshilfe. Deshalb verpflichtet das Jugendschutzgesetz Streaming-Plattformen dazu, ihre Filme und Serien mit einer Alterskennzeichnung zu versehen. Diese müssen auf den Plattformen deutlich sichtbar sein, bevor der Inhalt startet. Mit den von der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz eingeforderten Nachbesserungen setzen die für Kinder und Jugendliche relevanten deutschen Streaming-Plattformen die Alterskennzeichnung nun zufriedenstellend um.
Die Pflicht zur Alterskennzeichnung gilt für alle in- und ausländischen Film- und Spielplattformen mit Gewinnerzielungsabsicht, die mindestens eine Million Nutzende in Deutschland haben. Gekennzeichnet werden müssen Spielfilme, Serien, Dokumentarfilme und Spiele. Nicht gekennzeichnet werden müssen fernsehähnliche Inhalte wie Unterhaltungs- und Nachrichtensendungen. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz ist zuständig für die Aufsicht über die Kennzeichnungspflicht und kann Verstöße mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro ahnden.  

Quelle: Pressemitteilung der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz, 10. Mai 2023

Ruhe muss nicht still sein

IFA empfiehlt individuelle Erholung vom Alltagslärm

Das moderne Leben schafft eine Geräuschkulisse, die uns vom Aufstehen bis in den Schlaf hinein begleitet. Damit das auf Dauer für Körper und Geist verkraftbar bleibt, braucht jeder Mensch Phasen der Ruhe, die aber durchaus nicht still sein müssen. Darauf weist das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hin und empfiehlt individuelle Ruhepausen anlässlich des Tages gegen den Lärm am 26.4.2023.

Nach dem Aufstehen Radioprogramm und Messengertöne, im Job Maschinengeräusche, Stimmengewirr oder Telefonklingeln, unterwegs Verkehrslärm, beim Einkaufen Hintergrundgedudel und Kassenpiepsen, abends erschöpft und angespannt.

„Die Geräusche, die uns durch den Tag begleiten, müssen gar nicht so laut sein, dass sie unser Gehör schädigen,“, sagt Jan Selzer, Lärmexperte im IFA. „Der Körper reagiert bereits viel früher.“ Studien belegen, dass schon sehr niedrige Geräuschpegel, zum Beispiel das leise Hintergrundbrummen des Kühlschranks, eine Wirkung auf die menschliche Psyche haben können. Anspannung, Unruhe oder Stressempfinden sind mögliche Folgen. Ob ein Geräusch stresst, hängt allerdings nicht allein von seiner Lautstärke ab, sondern ebenso von der eigenen Einstellung dazu.

Von dieser Beobachtung leitet sich auch die Grundidee für Erholung vom Dauertrigger Lärm ab. Selzer: „Regelmäßige Ruhezeiten sind wichtig und stellen sicher, dass wir auch bei nicht gehörgefährdender Lärmeinwirkung gesund bleiben. Allerdings muss jeder Mensch für sich entscheiden, wie und wo er entspannen und loslassen kann. Dabei bedeutet Ruhe nicht zwangsläufig Stille. Denn wenn das Abschalten am besten klappt, während im Kopfhörer oder über die Anlage die eigene Lieblingsmusik erklingt, dann kann das ebenso beruhigend wirken wie ein Spaziergang im Wald – vorausgesetzt wir fahren den Lautstärkeregler nicht bis zum Anschlag!“

Quelle: www.dguv.de vom 25.04.2023

Soziale Medien können psychische Gesundheit und Körperbild von Heranwachsenden negativ beeinflussen

Britische Forscherinnen werteten die vorhandene Literatur aus, die sich mit dem Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien, dem Körperbild und Essstörungen bei jungen Menschen im Alter von 10 bis 24 Jahren befasste.

Einige Untersuchungen deuten bereits darauf hin, dass die Nutzung sozialer Medien bei jungen Menschen Unsicherheiten in Bezug auf ihren Körper und Essstörungen verstärken können.

Das britische Team hat nun die bestehende Literatur zum Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien, dem Körperbild und Essstörungen bei jungen Menschen im Alter von 10 bis 24 Jahren gesammelt und kritisch bewertet.

Die Unzufriedenheit mit dem Körperbild und Essstörungen nehmen bei jungen Menschen zu. Schätzungsweise 13% der jungen Menschen im Alter von 20 Jahren leiden an einer Essstörung, und 15–47% geben eine gestörte Wahrnehmung und ein gestörtes Verhalten in Bezug auf das Essen an. Es gibt Hinweise, dass die Nutzung sozialer Medien teilweise schuld daran sein könnte.

50 Studien aus 17 Länder

Insgesamt analysierten die britischen Wissenschaftlerinnen 50 Studien aus 17 Ländern. In allen Studien waren u.a. folgende Gründe für die Nutzung sozialer Medien genannt: Identitätsfindung, Anpassung an Freunde, Wunsch nach Reaktionen von Freunden auf Posts und Wunsch abzunehmen, Suche nach Anregungen für Gewichtsverlust, für Fitness oder Suche nach Inhalten, die Essstörungen positiv abbilden. Die Expertinnen kamen zu dem Schluss, dass die Nutzung sozialer Medien zu Problemen mit dem Körperbild, zu Essstörungen und schlechter psychischer Gesundheit beitragen können, indem sie Vergleiche mit dünnen und vermeintlich fitten Menschen als Vorbilder fördern. Die von ihnen verkörperten Ideale wollen junge Menschen erreichen. Besonders Inhalte, die Essstörungen verklären, die sich stark auf das Aussehen konzentrieren, verstärken insbesondere bei jungen Frauen mit einem hohem BMI bereits bestehende Körperbildprobleme. Hohe Social-Media-Kompetenz im Umgang mit sozialen Medien und ein gesundes Selbstbewusstsein mit einem positiven Körperbild wirken dagegen schützend.

Die Wissenschaftlerinnen kamen zu folgendem Schluss: „Die Nutzung sozialer Medien ist ein plausibler Risikofaktor für die Entwicklung von Essstörungen. Untersuchungen aus Asien deuten darauf hin, dass dieser Einfluss nicht nur für westliche Kulturen gilt. Angesichts des Umfangs der Nutzung sozialer Medien durch junge Menschen verdient dieses Thema als ein wachsendes weltweites Problem mehr Beachtung.“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 26.04.2023

Nicht nur Mädchen sind von Essstörungen betroffen

Essstörungen sind als eine Erkrankung bekannt, die hauptsächlich Mädchen aus wohlhabenden Verhältnissen betrifft. Eine Studie der Michigan State University zeigte jedoch, dass Jungen, die in benachteiligten Verhältnissen leben, ebenso einem erhöhten Risiko für Essstörungen ausgesetzt sind, insbesondere wenn sie zugrunde liegende genetische Risikofaktoren besitzen.

„Dies sind wichtige Informationen für Gesundheitsdienstleister, da sie möglicherweise nicht auf Essstörungen in dieser Bevölkerungsgruppe achten […]“, sagte Megan Mikhail, Hauptautorin der Studie und Ph.D. Kandidatin im MSU-Programm für Klinische Psychologie. „Es ist auch wichtig, dass die Öffentlichkeit weiß, dass Essstörungen jeden betreffen können. […]“

Die im „Journal of Psychopathology and Clinical Science“ veröffentlichte Studie ist die erste, die Zusammenhänge zwischen mehreren Formen der Benachteiligung und dem Risiko für Essstörungen bei Jungen untersucht. Sie hat sich auch damit befasst, welche Wechselwirkungen es zwischen Benachteiligungen und biologischen Risiken gibt und wie sie sich auf Essstörungen bei Jungen auszuwirken.

Anhand einer großen bevölkerungsbezogenen Stichprobe männlicher Zwillinge aus dem Zwillingsregister der Michigan State University konnten die Forscher*innen belegen, dass Jungen aus benachteiligten Verhältnissen im Vergleich zu weniger benachteiligten Jungen eher Essstörungen entwickelten und sich bei ihnen genetische Einflüsse früher auf Essstörungen auswirken.

Die Wissenschaftler*innen untersuchten Faktoren wie elterliches Einkommen, Bildung und unvorteilhafte Umgebung in Nachbarschaft, um zu sehen, wie diese Faktoren Essstörungen bei Jungen beeinflussen. Da alle Teilnehmer Zwillinge waren, konnten die Experten und Expertinnen auch genetische Einflüsse auf Essstörungen näher betrachten.

„Diese Forschungsarbeit ist besonders relevant nach der COVID-19-Pandemie, da viele Familien in finanzielle Schwierigkeiten gerieten“, ergänzte Kelly Klump, Professorin für Psychologie an der MSU Foundation und Mitautorin der Studie. „Diese finanziellen Stressoren erhöhen die Gefahr, dass junge Menschen eine Essstörung entwickeln können. […]“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 12.04.2023