Statistisches Bundesamt: Kindeswohlgefährdungen auf Höchststand

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Jugendämter hätten bei fast 62 300 Kindern oder Jugendlichen eine solche Gefährdung festgestellt, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Das sei ein neuer Höchststand. Dabei ginge es um Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt. Die Fallzahlen sind den Statistikern zufolge schon in den Jahren 2012 bis 2022 um rund 24 000 Fälle gestiegen. Zwischen 2017 und dem ersten Coronajahr 2020 seien es sogar jährlich neun bis zehn Prozent mehr Fälle gewesen, 2021 sei die Zahl vorübergehend leicht gesunken. In 59 Prozent der Fälle fanden die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung. Bei mehr als einem Drittel gab es Hinweise auf psychische Misshandlung und in 27 Prozent der Fälle Indizien für körperliche Misshandlung. Bei fünf Prozent gab es Anzeichen für sexuelle Gewalt. In einem Fünftel der Fälle seien die Kinder oder Jugendlichen mehreren dieser Gefahren ausgesetzt gewesen. Vier von fünf gefährdeten Kindern waren demnach jünger als 14 Jahre, 47 Prozent sogar jünger als acht. Bis zum Alter von elf Jahren seien Jungen häufiger betroffen als Mädchen. 

Quelle: www.aerzteblatt.de; PP 22, Ausgabe September 2023

Verfassungsgericht stärkt Rechte von Pflegekindern

Bei der Unterbringung von Pflegekindern in Pflegefamilien muss immer das Kindeswohl an erster Stelle stehen. Die Rechte und Interessen der Pflegeeltern müssen dahinter zurücktreten. Das geht aus einer heute veröffentlichten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hervor. Der Grundsatz gilt auch bei einem von den Behörden angeordneten Wechsel in eine andere Pflegefamilie.

Die 2. Kammer des Ersten Senats des Verfassungsgerichts nahm eine Verfassungsbeschwerde von Pflegeeltern nicht an. Das Paar wollte verhindern, das Kind an andere Pflegeeltern abgeben zu müssen. Das Jugendamt hatte den Wechsel angeordnet. Das Paar kümmerte sich mehr als vier Jahre lang um das 2018 geborene Kind.

Hintergrund des Wechsels waren Befürchtungen des Jugendamts und des Vormunds, wonach die Betreuung des Kindes die Pflegeeltern überfordern könnte. Das Kind zeigte infolge des Drogenkonsums der leiblichen Mutter während der Schwangerschaft große Entwicklungsverzögerungen.

In seinem Kindergarten geriet es wiederholt in Konflikte mit anderen Kindern. Daraufhin übergab das Jugend­amt die Obhut an andere Pflegeeltern. Diese hätten Erfahrungen im Umgang mit solchen Auffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen. Die bisherigen Pflegeeltern klagten vergeblich gegen den Schritt.

Das Verfassungsgericht betonte jetzt unter Verweis auf vorangegangene Entscheidungen, dass bei der Abwä­gung der Rechte von Kind, leiblichen Eltern und Pflegeeltern stets das Kindeswohl im Zentrum stehen müsse. Zudem könnten sich Pflegeeltern nicht in gleicher Weise wie leibliche Eltern auf das im Grundgesetz veran­kerte Recht des Schutzes der Familie berufen.

Allerdings müsse bei einer Entscheidung über den Verbleib des Kindes immer auch bedacht werden, wie stark das Kind unter einer Wegnahme und dem Verbindungsabbruch mit einer inzwischen vertrauten Familie leide.

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 07.09.2023

Energydrinks können insbesondere für Heranwachsende gefährliche Nebenwirkungen haben

Dass Energydrinks Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck verursachen können und insbesondere für jugendliche Konsumenten gesundheitliche Risiken bergen, ist schon länger bekannt. Eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift „Nutrients“ fasst diese negativen Auswirkungen für Minderjährige zusammen.

„Vor allem bei jungen Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen und wenn bestimmte andere Faktoren hinzukommen, wie z.B. die gleichzeitige Einnahme von Drogen oder Alkohol, kann es beim Konsum von Energydrinks zu Herz-Kreislauf-Störungen und Herzrhythmusstörungen bis hin zum Tod kommen. Arterienwände können verhärten, der Blutdruck kann steigen und die Funktion der linken Herzkammer kann beeinträchtigt werden“, verdeutlicht Dr. Herman Josef Kahl, Kinder- und Jugendkardiologe sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Kinder unter 14 Jahren oder Kinder mit einer Herzerkrankung oder erblichen Syndromen (z.B. Long-QT-Syndrom – eine seltene, genetisch bedingte Störung der elektrischen Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel; Brugada-Syndrom – ebenso eine erbliche Neigung zu anfallsartigen Herzrhythmusstörungen) sollten keine Energydrinks konsumieren, da sie ein besonders hohes Risiko für gefährliche Nebenwirkungen haben. Doch es gibt auch Berichte über negative Folgen bei sonst gesunden Minderjährigen nach mehrtägigem oder mehrfachem Genuss von Energydrinks. Einige Veröffentlichungen weisen auch auf Beeinträchtigung der Leber oder Niere durch übermäßiges Trinken von Energydrinks sowie auf neuropsychologische Auswirkungen, wie Panikattacken, hin.

Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung

Dass der häufige Konsum von Energydrinks auch die geistigen Fähigkeiten beeinflussen kann, ist wenigen bewusst. „Hauptbestandteil von Energy Drinks ist Koffein. Nach der Aufnahme gelangt das Koffein sofort in alle Körpergewebe und durchquert auch die Bluthirn-Schranke. Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Schlaflosigkeit können bei größeren Mengen die Folge sein“, erklärt Dr. Kahl. Der Koffeininhalt eines Energy-Getränks variiert je nach Marke. Mache Dose enthält 80 mg, was einer einem Espresso entspricht, während eine andere 160 mg Koffein aufweisen kann. Energy-Shots können sogar 200 mg bis 420 mg Koffein beherbergen. Der hohe Gehalt an Zucker überdeckt den Koffeingeschmack. Der EFSA zufolge (European Food Safety Authority bzw. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) sollten drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag oder Einzeldosis nicht überschritten werden. Die Ergebnisse aus EsKiMo II zeigen, dass jede Vierte bzw. jeder Vierte unter den jungen Energydrink-Konsumentinnen und  Konsumenten mehr zu sich nimmt.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 23.08.2023

Kinder ertrinken schnell und leise

Dr. Michael Boniface, ein Notarzt der Mayo Clinic, erklärt, dass das Ertrinken schnell und leise geschieht. Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können, sollten deshalb im Wasser immer von einem Erwachsenen beaufsichtigt werden. Denn ein Badeunfall kann sich innerhalb von Sekunden ereignen.

Im letzten Jahr ertranken der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zufolge in Deutschland 355 Menschen, knapp 19% mehr als im vorletzten Jahr. Die Gesellschaft warnt davor, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, seit 2017 von 10 auf 20% verdoppelt hat. Doch Schwimmen zu lernen allein reicht nicht aus. Heranwachsende müssen u.a. ein Bewusstsein für Gefahren und Risiken entwickeln und die eigenen Grenzen kennen. In vielen Ländern der Europäischen Region der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gehörte Ertrinken 2019 zu den zehn häufigsten Todesursachen bei Kindern und Menschen unter 25 Jahren.

„In den meisten Fällen sieht man keinen Kampf“, berichtet Dr. Michael Boniface, Notarzt der Mayo Clinic. Die Klinik gehört zu den anerkanntesten US-Kliniken und besitzt ein renommiertes Kinderzentrum. „Man sieht einfach jemanden unter Wasser oder mit dem Gesicht nach unten treiben.“
In manchen Fällen gäbe es jedoch ein Zeitfenster von einigen Sekunden, in dem Menschen in der Nähe möglicherweise einige Anzeichen bemerken. Eine ertrinkende Person wird nicht mit den Armen winken, weil sie sie instinktiv nach unten drückt, um zu versuchen, sich über Wasser zu bringen. Und eine ertrinkende Person ist nicht in der Lage, einen Laut von sich zu geben. Innerhalb von Sekunden kann ein Ertrinkender schließlich unter der Wasseroberfläche verschwinden. Wenn ein Kind auffallend ruhig ist, sei das ein Warnsignal, so Dr. Boniface.

Dr. Bonifatius betont, dass Vorbeugen das Wichtigste sei, um Ertrinken zu verhindern. Das bedeutet u.a., den Alkoholkonsum einzuschränken, einen Pool einzuzäunen und ein Auge auf Kinder im Wasser zu haben. „Dazu gehört eine ständige Aufsicht in unmittelbarer Nähe durch einen Erwachsenen, sodass jederzeit jemand eingreifen kann“, ergänzt er. Aufblasbare Schwimmhilfen bieten Kindern keine Sicherheit im Wasser.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 02.08.2023

Internationale Studie: Viele übergewichtige Jugendliche unterschätzen ihr Gewicht

Eine internationale Studie mit mehr als 745.000 Jugendlichen weist darauf hin, dass es einen Trend bei Jugendlichen zu geben scheint, ihr eigenes Gewicht positiver einzuschätzen, als es tatsächlich ist.

An der internationalen Studie zur Körperwahrnehmung von Jugendlichen mit über 745.000 Jugendlichen waren 41 Ländern in Europa und Nordamerika beteiligt. Demnach stieg die Zahl von Jugendlichen, die ihr Körpergewicht unterschätzen. Die Untersuchung, die Daten von 2002 bis 2018 erfasste, beobachtete auch einen spürbaren Rückgang der Anzahl von Teenagern, die ihr Gewicht überschätzen. Die Ergebnisse wurden in „Child and Adolescent Obesity“ veröffentlicht. Sie verdeutlichen eine besorgniserregende Verschiebung bei der Wahrnehmung des Körpergewichts bei jungen Menschen. Diese Tendenz könne möglicherweise Gesundheitsinitiativen zur Gewichtsreduzierung beeinträchtigten, befürchten die Autoren und Autorinnen.

Prägende Jugendjahre

Das internationale Expertenteam warnt davor, dass die Wahrnehmung des Körpergewichts während der prägenden Jugendjahre die Wahl des Lebensstils einschließlich Ernährungsgewohnheiten und Trainingsroutinen erheblich beeinflussen kann. Die Hauptautorin Dr. Anouk Geraets von der Universität Luxemburg findet diese Entwicklung besorgniserregend. Ein solcher Trend könnte die laufenden Bemühungen zur Bekämpfung von Übergewicht in dieser Altersgruppe untergraben. Jugendliche, die ihr Gewicht unterschätzen, erkennen möglicherweise nicht die Notwendigkeit, überschüssige Pfunde loszuwerden, was dazu führt, dass sie einen ungesunden Lebensstil annehmen bzw. beibehalten.
In ihrer Studie werteten die Forscher und Forscherinnen die Aussagen von 746.121 11-, 13- und 15-Jährigen in 41 Ländern aus. Die Daten wurden in vierjährigen Abständen zwischen 2002 und 2018 im Rahmen der Studie „International Health Behavior in School-Aged Children (HBSC)“ erhoben, einer Gemeinschaftsinitiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Zunehmende Unterschätzung, abnehmende Überschätzung

Die Unterschätzung des eigenen Gewichts nahm zu, während die Überschätzung des eigenen Gewichts im Laufe der Zeit bei beiden Geschlechtern abnahm – und dies mehr bei Mädchen als bei Jungen.
Die Wahrnehmung des richtigen Gewichts nahm bei Mädchen mit der Zeit zu, bei Jungen jedoch ab.
Die Veränderungen in der korrekten Gewichtswahrnehmung sowie die Unterschätzung und Überschätzung des Gewichtsstatus variierten von Land zu Land. Allerdings konnten diese Veränderungen nicht allein durch einen Anstieg der übergewichtigen oder stark übergewichtigen Heranwachsenden auf Länderebene erklärt werden.

Die Autoren und Autorinnen vermuteten, dass die beobachteten Unterschiede in der Wahrnehmung des Körpergewichts zwischen Mädchen und Jungen möglicherweise geschlechtsspezifische Ideale des Körperbildes widerspiegeln, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Bemerkenswerterweise könnte die Zunahme der Unterschätzung und die Abnahme der Überschätzung des Gewichts bei Mädchen auf einem neuem Körperideal beruhen, das eher einen athletischen und starken Körper als schön anerkennt.

Hauptautorin Dr. Anouk Geraets erklärt, dass der Rückgang der Überschätzung des Gewichts bei Jugendlichen als positive Entwicklung gesehen werden könne. Denn sie könne helfen, unnötiges und ungesundes Abnehmverhalten zu reduzieren. Die zunehmende Unterschätzung des Gewichtsstatus mache jedoch Maßnahmen erforderlich, die eine realistische Gewichtswahrnehmung stärken.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 21.07.2023

Auftreten von Typ-1-Diabetes nach SARS-CoV-2-Infektion

Während der COVID-19-Pandemie zeigte sich eine starke Zunahme von Typ-1-Diabetes bei Kindern, auch in Deutschland. Weshalb die Inzidenz der chronischen Autoimmunerkrankung im Zuge der Pandemie zunahm ist bislang ungeklärt.

Ob es einen Zusammenhang zwischen der Infektion mit dem SARS-Cov-2-Virus und der Entwicklung von Typ-1-Diabetes gibt, untersuchten nun Forschende von Helmholtz Munich und der TU Dresden in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). Dazu werteten sie Daten von 1,1 Millionen kassenärztlich versicherten Kindern aus, die zwischen den Jahren 2010 und 2018 in Bayern geboren wurden.Studien hatten zwar bereits einen Anstieg der Typ-1-Diabetes-Inzidenz während der COVID-19-Pandemie feststellen können, jedoch wurde bisher nicht zwischen Kindern mit und ohne SARS-CoV-2 Infektion unterschieden. Das Forschungsteam konnte nun neue Erkenntnisse gewinnen: der Datensatz der KVB gibt Aufschluss darüber, ob an Typ-1-Diabetes erkrankte Kinder bisher COVID-19 hatten. Dies lässt Rückschlüsse auf einen zeitlichen Zusammenhang zwischen einer COVID-19-Erkrankung und dem Auftreten von Typ-1-Diabetes zu. Unter den in die Studie eingeschlossenen Kindern, die zu Beginn der Pandemie noch nicht mit Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurden, hatten 16,6% zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 eine COVID-19-Diagnose erhalten.

SARS-CoV-2 Infektion mit erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes bei Kindern verbunden

Die Ergebnisse der Forschenden stimmen zunächst mit anderen Beobachtungen aus Deutschland und weiteren Ländern überein: Das Auftreten von Typ-1-Diabetes bei Kindern zwischen 2 und 12 Jahren war im Zeitraum 2020 bis 2021 um 50% erhöht, im Vergleich zum Zeitraum 2018 bis 2019. Zusätzlich zeigen die Daten, dass im Zeitraum 2020 bis 2021 unter den Kindern mit COVID-19-Diagnose häufiger Typ-1-Diabetes auftrat. Nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion hatten die Kinder ein um 57% erhöhtes Risiko, Typ-1-Diabetes zu entwickeln, im Vergleich zu Kindern ohne Infektion. Die Typ-1-Diabetes-Inzidenz stieg dabei hauptsächlich im selben Quartal an, in dem die Kinder eine SARS-CoV-2-Infektion hatten, aber auch in den darauffolgenden Quartalen.

Ergebnisse deuten auf direkten Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2-Infektion und Typ-1-Diabetes hin

„Wir sind vorsichtig mit der Interpretation unserer Ergebnisse, aber das Virus könnte entweder die dem Typ-1-Diabetes zugrundeliegende Entstehung der Autoimmunität begünstigen, oder eine bereits bestehende Autoimmunität verstärken und so die Zerstörung der insulinproduzierenden Beta-Zellen beschleunigen,“ so Ezio Bonifacio, Letztautor der Studie. Um den genauen Mechanismus aufzuklären, der hinter dem erhöhten Auftreten von Typ-1-Diabetes bei Kindern in Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion steckt, sind daher weitere Studien notwendig.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 19.07.2023

Was tun, wenn Kleinkinder sehr wählerisch beim Essen sind?

Nudeln ohne Sauce, trockenes Brot und auf keinen Fall grünes Gemüse: Viele Kleinkinder sind beim Essen zeitweise sehr wählerisch. Was Eltern durch diese Phasen hilft, verrät das Netzwerk Gesund ins Leben in seiner Nachgefragt-Meldung.

Etwa bis zum zweiten Geburtstag sind die meisten Kinder offen für neue Geschmäcker, probieren begeistert bisher unbekannte Lebensmittel und wollen essen wie „die Großen“. Danach beginnt oft eine Phase, in der viele Kinder vorübergehend zu Picky Eaters – wählerischen Essern – werden. Häufig essen sie in dieser Zeit nur wenige ausgewählte Lebensmittel und weigern sich, Neues zu probieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manchmal steckt tatsächlich der ungewohnte Geschmack oder die neue Textur der Lebensmittel hinter der Ablehnung. Gründe können aber auch Trotzphasen und alterstypische Autonomiebestrebungen sein.

Eltern sind in diesen Phasen oft beunruhigt. Isst mein Kind genug? Bekommt es alle wichtigen Nährstoffe? „In der Regel können die Eltern gelassen bleiben: Lehnt ihr Kind bestimmte Lebensmittel eine Zeit lang ab, isst es sich an anderen satt“, informiert Maria Flothkötter, Ernährungswissenschaftlerin und Leiterin des Netzwerks Gesund ins Leben. „Sie sollten darauf vertrauen, dass Neugierde, Gewöhnung und Freude am Essen bei ihrem Kind langfristig gewinnen.“

Die natürliche Neugierde auf Essen können Eltern zum Beispiel wecken, indem sie Speisen kindgerecht anrichten, neue Zubereitungsarten ausprobieren und dem Kind die Lebensmittel so immer wieder in unterschiedlicher Form anbieten. Gemüse wie Möhren können Eltern zum Beispiel zum Dippen, roh und fein gerieben, gekocht, gebraten, püriert als Suppe oder verarbeitet zu einem Bratling anbieten. Diese unterschiedlichen Zubereitungsarten ermöglichen Kindern vielfältige sinnliche Erfahrungen, die ihre Geschmacksentwicklung unterstützen. Helfen kann es auch, die Kinder in die Vorbereitung der Mahlzeiten einzubeziehen und die Lebensmittel dabei gemeinsam mit allen Sinnen zu entdecken, sie genau anzusehen, daran zu riechen und mit den Händen zu fühlen. Wichtig ist bei alldem: Das Kind entscheidet selbst, was es probieren möchte. „Tricks, Überredungskünste oder gar Zwang gehen nicht auf die Bedürfnisse des Kindes ein und sind damit keine Lösung, wenn Speisen abgelehnt werden“, erklärt Maria Flothkötter. Stattdessen sollten Eltern geduldig bleiben. Meistens lohnt es sich und die Phase des Picky Eating endet bald ganz ohne ihr Zutun. 

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 07.07.2023

Warum klauen Kinder manchmal?

Warum stehlen Kinder manchmal? Und was sollten Eltern dagegen tun? Dr. Natalie Gately, Dozentin und Forscherin an der Edith Cowan University (Australien) und Dr. Shane Rogers, Dozent für Psychologie, ebenso an der Edith Cowan University, geben einige Antworten auf Fragen, die sich Eltern stellen.

Alter des Kindes berücksichtigen

Sehr kleine Kinder haben keine Vorstellung von Eigentum. Wenn sie etwas sehen, das sie interessiert, nehmen sie es sich einfach. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich das Gefühl für Eigentum etwa im Alter von etwa zwei Jahren zu bilden beginnt. Ein besseres Verständnis dafür entwickelt sich erst im Alter von drei bis fünf Jahren.

Die American Academy of Child and Adolescent Psychiatry weist darauf hin, dass das Alter von drei bis fünf Jahren für Eltern ein wichtiges Zeitfenster ist, um ihren Kindern beizubringen, was Eigentum und Ehrlichkeit bedeutet. Sie sollten u.a. als Vorbild Respekt vor Eigentum zeigen.

Warum stehlen Kinder mit bereits entwickeltem Unrechtsbewusstsein?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum Kinder etwas klauen. Diese entscheiden darüber, wie Eltern vorgehen sollten.

  • Einige kleine Kinder mit geringer Impulskontrolle stehlen möglicherweise, um ihre Wünsche sofort zu befriedigen – insbesondere bei Gegenständen, die als minderwertig angesehen werden. Sie denken vielleicht, dass es nur ein paar Lutschbonbons oder ein oder zwei Kekse sind und niemand ihr Fehlen bemerken wird.
  • Andere Kinder haben vielleicht Schwierigkeiten, sich vorzustellen, dass jemand verärgert oder enttäuscht sein könnte, wenn sie ihm etwas wegnehmen.
  • Gelangweilte Kinder stehlen möglicherweise einfach aus Spaß oder um Aufmerksamkeit zu erregen.
  • Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, ob Kinder alleine oder mit Gleichaltrigen stehlen. Gruppenzwang oder der Wunsch, Freunde zu beeindrucken, können Motive sein.
  • Manche Kinder stehlen möglicherweise, um Gegenstände zu bekommen, die sie sich nicht leisten können. Der Artikel wird möglicherweise bei ihren Altersgenossen besonders geschätzt oder es handelt sich um einen Trendartikel, den alle Freunde haben.
  • Klauen kann auch aus dem Bedürfnis heraus geschehen, die Aufmerksamkeit von Erwachsenen oder Gleichaltrigen zu bekommen. Oder es liegen emotionale oder psychologische Probleme vor und Diebstahl dient als Bewältigungsmethode.
  • Stehlen kann darauf hindeuten, dass ein Kind mit etwas Tieferem zu kämpfen hat und Hilfe braucht, um die Grundursache seines Verhaltens anzugehen. Eltern, Betreuer*innen und Erzieher*innen sollten dann Mitgefühl und Verständnis zeigen und mit dem Kind zusammenarbeiten, um konstruktivere Wege zu finden, mit seinen Emotionen und Bedürfnissen umzugehen.

Wie sollten Eltern reagieren?

Dr. Natalie Gately und Dr. Shane Rogers geben einige Tipps, was Eltern tun können, wenn sie bemerken, dass ihr Kind etwas gestohlen hat:

  1. Gehen Sie die Situation ruhig an. Wenn man Kinder anschreit oder hart bestraft, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Zukunft erneut stehlen.
  2. Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Fragen Sie es, warum es gestohlen hat, und hören Sie sich die Antwort an. Versuchen Sie zu verstehen, was es zum Diebstahl motiviert hat, und gehen Sie mögliche zugrunde liegende Probleme an. Erklären Sie, warum Stehlen falsch ist und welche Konsequenzen es haben kann.
  3. Sagen Sie ihm, dass Stehlen falsch ist. Es ist wichtig, Kindern die Bedeutung von Ehrlichkeit und Vertrauen beizubringen. Erklären Sie, wie Diebstahl das Vertrauen zwischen Menschen zerstören und Beziehungen schädigen kann.
  4. Entfernen Sie das „Diebesgut“, wenn möglich. Stellen Sie sicher, dass das Kind keinen Nutzen aus dem Diebstahl ziehen und keine Waren behalten kann.
  5. Legen Sie klare Konsequenzen fest. Stellen Sie sicher, dass dem Kind klar ist, dass sein Handeln Folgen hat. Dies kann die Rückgabe des gestohlenen Gegenstands, eine Entschuldigung bei der Person, die bestohlen wurde, und die Erledigung von Hausarbeiten oder gemeinnützigen Diensten zur Wiedergutmachung beinhalten.
  6. Vermeiden Sie Panikmache. Drohen Sie nicht, es der Polizei zu sagen, und bezeichnen Sie Ihr Kind nicht ständig als ungezogen, als Dieb oder als böse Person. Wenn Sie sich damit befasst haben, vermeiden Sie es, den Vorfall noch einmal zur Sprache zu bringen.
  7. Behalten Sie das Verhalten Ihres Kindes in Zukunft im Auge, um sicherzustellen, dass es nicht erneut stiehlt. Loben Sie es, wenn es gute Entscheidungen trifft und zeigen Sie Ehrlichkeit.
  8. Suchen Sie professionelle Hilfe. Wenn das Verhalten Ihres Kindes anhält oder zunimmt, kann es notwendig sein, professionelle Hilfe von einem Kinderpsychologen/einer Kinderpsychologin in Anspruch zu nehmen.
  9. Denken Sie daran, dass Diebstahl nicht unbedingt ein ernstes Problem darstellt, aber dennoch nicht ignoriert werden sollte. Mit dem richtigen Ansatz und der richtigen Unterstützung können Eltern und Erziehungsberechtigte ihrem Kind helfen, ein Gefühl der Eigenverantwortung zu entwickeln, die Konsequenzen des Diebstahls zu verstehen, sodass es in Zukunft genügend Gründe hat, die es vom Diebstahl abhalten.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 19.06.2023

Internationale Studie bestätigt langfristige Sicherheit von Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS

Ein internationales Forscherteam hat festgestellt, dass das am häufigsten verschriebene Medikament zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen auch im Rahmen einer Langzeittherapie über zwei Jahre im Allgemeinen sicher ist und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Wachstumsstörungen, psychiatrischen oder neurologischen Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen nicht erhöht.

Die Ergebnisse zeigten sich in einer naturalistischen, prospektiven, kontrollierten Längsschnittstudie, die Forscherinnen und Forscher des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Tobias Banaschewski (Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters und stellvertretender Direktor des ZI) zusammen mit einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Forschern der UCL School of Pharmacy und der Universität Hongkong (Dr. Kenneth Man und Prof. Ian Chi-Kei Wong) sowie Prof. David Coghill, Department of Paediatrics, University of Melbourne durchgeführt haben. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „The Lancet Psychiatry“ veröffentlicht.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen. Weltweit sind etwa 7% aller Kinder und 2% aller Erwachsenen von ADHS betroffen. Unbehandelt geht ADHS unter anderem mit einem erhöhten Risiko für emotionale Probleme, schlechte schulische Leistungen, Schulausschlüsse, Schwierigkeiten bei der Arbeit und in Beziehungen sowie Kriminalität und Drogenmissbrauch einher.

Langfristige Sicherheit von Methylphenidat

Methylphenidat ist in vielen Ländern das am häufigsten verschriebene Medikament zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen. Die kurzfristige Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit wurden durch zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien belegt. Hingegen gab es nur wenige Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit einer langfristigen Behandlung mit Methylphenidat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnte daher die Aufnahme von Methylphenidat in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel ab und äußerte „Bedenken hinsichtlich der Qualität und der Grenzen der verfügbaren Nachweise in Bezug auf Nutzen und Schaden“. Um die Bedenken hinsichtlich der langfristigen Sicherheit in der Behandlung mit Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS auszuräumen, finanzierte die Europäische Union das Projekt ADDUCE (Attention Deficit Hyperactivity Disorder Drugs Use Chronic Effects). Im Rahmen des EU-Projektes wurde eine naturalistische Studie unter Beteiligung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim durchgeführt und die Auswirkungen einer Langzeitbehandlung mit Methylphenidat auf Wachstum und Entwicklung sowie auf psychiatrische, neurologische und kardiovaskuläre Gesundheitsfolgen bei Kindern und Jugendlichen untersucht.

Langfristige Einnahme von Methylphenidat führt nicht zu verlangsamtem Wachstum

Für die ADDUCE-Studie wurden 1.410 Kinder und Jugendliche aus 27 europäischen Zentren für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Vereinigten Königreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Ungarn rekrutiert. Die Studie ist insofern einzigartig, als es sich um die erste prospektive Studie handelt, in der Kinder und Jugendliche mit ADHS, die eine Langzeitbehandlung mit Methylphenidat erhielten, und solche, bei denen keine Pharmakotherapie erfolgte, direkt miteinander verglichen wurden.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die langfristige Einnahme von Methylphenidat nicht mit Beeinträchtigungen des Wachstums oder mit einem höheren Risiko für psychiatrische oder neurologische Symptome einherging. Tatsächlich zeigte sich bei der langfristigen Einnahme von Methylphenidat ein durchschnittlich sehr geringer Anstieg des Blutdrucks und der Pulsfrequenz, wenn man die Methylphenidat-Gruppe mit der Gruppe ohne Methylphenidat verglich. Diese Erhöhungen werden jedoch nicht als schwerwiegend oder gesundheitsschädlich angesehen. Frühere Untersuchungen aus dem ADDUCE-Projekt haben zudem gezeigt, dass die Behandlung mit Methylphenidat das Risiko für Suizidversuche nicht erhöht und das Risiko, Opfer von körperlicher Misshandlung zu werden, senken kann.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Methylphenidat in der Langzeitbehandlung von Kindern mit ADHS im Allgemeinen sicher und gut verträglich ist. Allerdings sind in Einzelfällen auch stärkere Anstiege von Pulsfrequenz und Blutdruck möglich, so dass regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden sollten“, sagt Prof. Dr. Dr. Tobias Banaschewski, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters und stellvertretender Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 16.06.2023

Kinder mit ADHS haben seltener sichere Bindung

Wissenschaftler*innen der Universität Siegen untersuchten, ob und wie sich Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und deren Eltern in ihrem Bindungsverhalten von davon unbelasteten Kindern und deren Eltern unterscheiden.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zählt mit einer Auftretenshäufigkeit von 5 bis 7% weltweit zu den am häufigsten vorkommenden kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbildern. „Eine ADHS ist ein Störungsbild, das langfristig auftritt und schwerwiegende Auswirkungen auf zentrale Lebensbereiche der betroffenen Kinder und deren Familien hat“, erklärte Prof. Dr. Rüdiger Kißgen, Professor für Entwicklungswissenschaft und Förderpädagogik an der Universität Siegen. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit vielen Jahren aus der Forschungsperspektive mit dieser Thematik. Im Fokus der aktuellen Studie von Prof. Kißgen und seinem Team steht die Frage, ob und wie sich die ADHS-Diagnose eines Kindes auf dessen und auf die Bindung der Eltern auswirkt und welche Bedeutung die Ergebnisse für die Familiendynamik haben.

„Unter Bindung wird im wissenschaftlichen Kontext die besondere Form einer Beziehung verstanden, die ein Säugling nur an jene Personen entwickelt, von denen er in seinem ersten Lebensjahr beständig betreut wird. Da sich Eltern oder andere Bindungspersonen im Umgang mit dem Säugling erheblich voneinander unterscheiden können, wird der Säugling sich bis zum 12. Monat unterschiedlich an diese Hauptbezugspersonen binden“, so Prof. Kißgen. Dabei gebe es vier definierte Bindungsklassifikationen: sicher, vermeidend, ambivalent und desorganisiert. Aus den Längsschnittstudien der Bindungsforschung weiß man seit vielen Jahren, dass die sichere Bindung einen Schutzfaktor für die psychosoziale Entwicklung des Kindes bis zum jungen Erwachsenenalter darstellt. Demgegenüber handelt es sich bei der desorganisierten Bindung um einen Risikofaktor für eine psychopathologische Entwicklung.

Im Rahmen einer Forschungskooperation mit der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln haben Prof. Kißgen und sein Team über einen Zeitraum von drei Jahren 80 Kinder von 5 bis 9 Jahren mit einer ADHS-Diagnose und deren Eltern untersucht. Ebenso wurden 80 klinisch unbelastete Kinder und deren Eltern an Grundschulen in Siegen, Bonn und Köln als Kontrollgruppe untersucht.

Familien mit ADHS-Kind sind starken Belastungen ausgesetzt

Die Ergebnisse zur Hauptforschungsfrage zeigen in einem statistisch bedeutsamen Ausmaß, dass Kinder mit einer ADHS-Diagnose und deren Eltern erheblich seltener eine sichere und erheblich öfter eine desorganisierte Bindungsklassifikation aufweisen als die Kinder und Eltern der Kontrollgruppe. Zusätzlich zur Untersuchung der Bindungsklassifikation wurde über Fragebögen erhoben, wie die Eltern ihre eigene und die familiäre Belastung einschätzen und wie die Einschätzung der Verhaltensauffälligkeit ihrer Kinder ausfällt. Darüber hinaus wurden auch die Kinder aufgefordert, sich selbst über Fragebögen zu möglichen Verhaltensauffälligkeiten einzuschätzen. Die elternbezogenen Ergebnisse sind wenig überraschend: Mütter und Väter der Kinder mit diagnostizierter ADHS schätzen sich selbst und die familiäre Situation erheblich belasteter ein als die Eltern der nicht-klinischen Stichprobe. Auch stufen sie ihre Kinder deutlich verhaltensauffälliger ein, als die Eltern der Kinder ohne ADHS. Überraschend fällt jedoch die Selbsteinschätzung der Kinder hinsichtlich möglicher Verhaltensauffälligkeiten aus. Sowohl die Kinder mit einer ADHS als auch die Kontrollgruppenkinder schätzen sich selbst als wenig verhaltensauffällig ein.
„Als vorläufiges Fazit aus der noch nicht vollständig ausgewerteten Studie lässt sich die Aussage treffen, dass es keinen Sinn macht, bei einer ADHS-Diagnose die Behandlung ausschließlich auf das Kind auszurichten“, so Prof. Kißgen. Da die sichere Bindung in den von ADHS betroffenen Familien seltener und die desorganisierte Bindung häufiger auftritt, liegen dort weniger Schutzfaktoren und mehr Risikofaktoren für die familiäre Dynamik zwischen den Kindern und ihren Eltern vor. Beides trägt vermutlich dazu bei, dass das von den Eltern angegebene Belastungsausmaß äußerst stabil ist und nur durch professionelle Begleitung angemessen reduziert werden kann.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 09.06.2023