Computerspiel- und Social-Media-Sucht haben bei Kindern und Jugendlichen in der Coronapandemie einer Studie zufolge zugenommen. Das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) kommt in einer Untersuchung im Auftrag der DAK-Gesundheit zu dem Schluss, dass bei mehr als vier Prozent der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland ein pathologisches Nutzungsverhalten vorliegt.
Im Bereich Computerspiele hat sich demnach die Zahl der Betroffenen mit Suchtverhalten von rund 144 000 im Jahr 2019 auf 219 000 in diesem Jahr erhöht, bei der Nutzung von Social-Media-Plattformen wie TikTok, Snapchat, Whatsapp oder Instagram von 171 000 auf 246 000. „Der Anstieg der Mediensucht ist vor allem auf die wachsende Zahl pathologischer Nutzer unter den Jungen zurückzuführen“, sagte Studienleiter Prof. Dr. med. Rainer Thomasius vom DZSKJ des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Er warnte vor den Folgen durch die Vernachlässigung von Aktivitäten, Familie, Freunden und einen verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus.
Grundlage der Untersuchung ist eine wiederholte Befragung von Eltern und Kindern durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa. Die erste fand im Herbst 2019 vor der Pandemie statt, die zweite zur Zeit der ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020, eine weitere im November 2020, bevor die Schulen erneut geschlossen wurden und die vierte schließlich im Mai und Juni 2021, als Schulen langsam zu einem Normalbetrieb zurückkehrten.
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 erhöhte sich der tägliche Konsum auf mehr als drei Stunden täglich. Im November, als Schulen zwar größtenteils offen waren, das Freizeitangebot aber weiterhin stark eingeschränkt war, sank die Nutzung wieder leicht, lag aber immer noch deutlich über dem Niveau von 2019. Das blieb auch in diesem Mai und Juni so.
Die Nutzungszeiten bei Spielen und Social Media unter der Woche und auch am Wochenende lägen immer noch „deutlich über dem Vorkrisenniveau“, sagte Thomasius. Es werde eine weitere Befragung in 2022 angestrebt. Diese könnte zeigen, ob Corona dauerhafte Spuren im Nutzungsverhalten hinterlassen hat.
Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Dezember 2021