Seminare für depressiv und psychosomatisch Erkrankte

Neues Psychoedukationsangebot des Sozialpsychiatrischen Dienstes

Seit Jahren bietet das Psychoedukationsprojekt im Kreis Soest Betroffenen die Möglichkeit, sich intensiv mit ihrer psychischen Erkrankung auseinander zu setzen. In diesem Jahr wird es je ein Seminar für depressiv erkrankte Menschen in Lippstadt und Soest geben. Ein weiteres Angebot in Möhnesee richtet sich an Betroffene mit einer psychosomatischen Störung. Die Seminare leitet Joergen Mattenklotz, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, Supervisor und Fachbuchautor.

„An 15 Abenden, die jeweils einmal in der Woche stattfinden setzen sich die Teilnehmenden, mit relevanten Inhalten in so genannten Modulen auseinander“, erläutert der Experte. Diese böten Informationen zum Krankheitsbild, zu Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, zum Einfluss von Ernährung auf die seelische Befindlichkeit, zu Ernährungsstrategien und über das örtliche Hilfesystem.

Je nach Thema wird Mattenklotz durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, eine Ökotrophologin und den Psychiatriekoordinator unterstützt. Die Psychoedukation für Menschen mit Depression startet am 18. August in Soest und am 19. August in Lippstadt. Das Angebot für Psychosomatisch erkrankte beginnt am 6. September in Möhnesee. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18.30 Uhr. Anmeldungen nimmt der Seminarleiter unter der E-Mail-Adresse joergenmattenklotz@gmail.com oder Telefon 02945/6716 (ab 17 Uhr) entgegen.

Für Jan Oliver Wienhues, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes und Psychiatriekoordinator des Kreises Soest, ist es wichtig, die Bevölkerung allgemein und Betroffene im Speziellen über psychische Erkrankungen, deren Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit ihnen aufzuklären. Er verweist in diesem Zusammenhang auf eine bedenkliche Entwicklung: „In den vergangenen zehn Jahren wurden immer mehr Menschen wegen psychischen Erkrankungen und besonders Depression behandelt. Dies scheint sich während der Corona-Pandemie verstärkt zu haben. Während des Corona Lockdowns berichteten zunehmend Erwachsene unter 60 Jahren über zugenommene Symptome von Angst und Depression. Dies zeigen die Ergebnisse der von Bund, Ländern und Helmholtz-Gemeinschaft geförderten NAKO Gesundheitsstudie.“

Quelle: Pressemeldung vom 05.07.2021 Kreis Soest

STIKO: Impfungen gegen das Coronavirus nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung bei 12- bis 17-Jährigen nur bei besonderen Vorerkrankungen. Die Liste umfasst zwölf Krankheiten, darunter Adipositas, Diabetes, Herzfehler, chronische Lungenerkrankungen und Trisomie 21.

 „Wenn wir in ein oder zwei Monaten erweiterte Erkenntnis haben, dann haben wir immer noch großen Spielraum bis zum Schulbeginn, darüber erneut zu beraten und das eventuell anzupassen.“

Die Stiko hatte am Donnerstag keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen gegen das Coronavirus nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen. Laut Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland betrifft das etwa elf Prozent der Heranwachsenden dieser Altersgruppe – insgesamt rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche. Knapp die Hälfte davon leidet unter Asthma.

Die Stiko habe nicht vor, nach der Entscheidung vom Donnerstag in die Sommerpause zu gehen, sagte Zepp. Man werde weiter regelmäßig konferieren. Sobald sich Veränderungen an der Infektionslage ergeben, zum Die Stiko vor, ihre Empfehlung (10.6.) zur Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche jederzeit anzupassen. „Stiko-Empfehlungen sind ja nicht in Stein geschlagen“, sagte Stiko-Mitglied Fred Zepp, ehemaliger Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, am Freitag (11.6.) bei einer virtuellen Pressekonferenz des Science Media Centers. Beispiel durch das Auftauchen von neuen Varianten, „dann wird nachreguliert“.

Dass Empfehlungen sich ändern können, sei „ein Qualitätsmerkmal“, sagte Zepp. Auch der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens nahm das Gremium gegen Vorwürfe in Schutz. „Viele Menschen haben eine ganz falsche Vorstellung von der Arbeit der Stiko“, sagte der Virologe.

„Wir diskutieren keine Meinungen, sondern wir diskutieren Daten.“ Und die würden sich nun mal ändern. Der Stiko vorzuwerfen, sie wisse nicht, was sie wolle, sei „völlig unfair und unsachgerecht“. „Es kann sein, dass eine Empfehlung sich ändert, aber nicht, weil unsere Meinung sich geändert hat, sondern weil die Daten sich geändert haben.“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 14.06.2021

Gefährliche Schönheitsideale in sozialen Medien

Prof. Dr. Eva Wunderer an der Hochschule Landshut hat gemeinsam mit Dr. Maya Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI München) die erste Studie zu sozialen Medien und Essstörungen in Deutschland durchgeführt. Dazu befragte des Forschungsteam 2019 insgesamt 175 von Essstörungen betroffene Personen. Derzeit werden noch qualitative Daten aus offenen Fragen ausgewertet.

Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper

Das Team fand heraus, dass soziale Netzwerke wie YouTube, WhatsApp, TikTok und Instagram durchaus negative Auswirkungen auf junge Menschen haben können: „Die intensive Beschäftigung mit sozialen Medien kann das Wohlbefinden senken und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper erhöhen“, erläuterte Wunderer. Das gelte insbesondere für soziale Medien, die stark auf Bildern basieren, wie z.B. Instagram. Zudem seien nicht nur junge Frauen betroffen: „Auch junge Männer werden tausendfach mit Bildern vermeintlich perfekter, durchtrainierter Körper konfrontiert und verinnerlichen diese Körperideale“, betonte die Forscherin. Das präge die eigene Wahrnehmung und die eigenen Ansprüche.

Bearbeitete Fotos gelten als schöner

„Influencerinnen und Influencer präsentieren sich als Freundinnen und Freunde, obwohl in der Regel wirtschaftliche Interessen und oft ein knallhartes Management dahinterstecken“, so Wunderer. Eine niederländische Studie zeigt, dass Jugendliche bearbeitete Bilder als schöner und sogar als „natürlicher“ wahrnehmen. „Hinzu kommen Bilder von dem Mädchen von nebenan oder dem Jungen aus der Nachbarklasse, von denen ich mich als junger Mensch noch weniger distanzieren kann“, ergänzt Wunderer, „Influencerinnen und Influencer machen das ja beruflich, mit Coaching, vielleicht sogar mit Visagist und Fotografin. Aber das Mädchen um die Ecke? Müsste ich nicht genauso toll aussehen und mein Bild genauso perfekt sein?“

Jugendliche geraten in Teufelskreis

In der Studie zeigte sich dabei ein Teufelskreis: „Junge Menschen betrachten vermeintlich perfekte Bilder von vermeintlich perfekten Körpern. Sie fühlen sich selbst minderwertig und verändern ihr Ess- und Trainingsverhalten. Damit findet ein Transfer statt vom virtuellen ins reale, analoge Leben. Sie bekommen „Likes“ und positives Feedback. Das befriedigt wesentliche Grundbedürfnisse nach Selbstwerterhöhung, Spaß und Zugehörigkeit. Gleichzeitig wächst die Angst, die Anerkennung zu verlieren, nicht gut genug zu sein. So geht es weiter in der Abwärtsspirale, schlimmstenfalls hinein in ein essgestörtes Verhalten“, erklärte Wunderer.

Verantwortung der Influencerinnen und Influencer

Die Professorin betont, dass es zwar keinen unmittelbaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der Nutzung von sozialen Netzwerken und Essstörungen gebe. Allerdings können soziale Medien das Risiko erhöhen. „Essstörungen sind schwerwiegende, lebensbedrohliche psychosomatische Erkrankungen, die vielfältige Ursachen und Auslöser haben. Es gibt biologische Einflüsse, z.B. genetischer Art, sowie psychologische und soziale. Soziale Medien und soziokulturelle Erwartungen und Schönheitsideale sind da nur ein Faktor unter vielen. Soziale Medien machen noch keine Essstörung, aber sie können das Fass zum Überlaufen bringen.“ Wunderer sieht daher auch die Influencerinnen und Influencer in der Verantwortung: „Aus meiner Sicht ist mittlerweile zu viel bekannt über den Einfluss sozialer Medien, als dass noch jemand, der sich berufsmäßig damit beschäftigt, sagen könnte: Das wusste ich nicht! Leider stehen hier jedoch oft wirtschaftliche oder individuelle Interessen im Vordergrund, nicht aber das Wohl der jungen Nutzer und Nutzerinnen.“

Corona verstärkt das Problem

Hinzu kommt, dass sich das Problem aufgrund der Coronapandemie im letzten Jahr verstärkt hat: „Alle Studien aktuell zeigen, dass es vielen Jugendlichen psychisch schlechter geht. Sie haben Angst, sind traurig und fühlen sich einsam. Essstörungen scheinen deutlich zuzunehmen. Viele Einrichtungen haben lange Wartelisten“, so Wunderer. Jugendliche können daher die üblichen Entwicklungsschritte nicht durchlaufen, sind räumlich und sozial eingeengt und orientieren sich noch stärker an den sozialen Medien. Die Folge: Von Essstörungen Betroffene kreisen noch mehr um Essen, Figur und Gewicht. Viele Menschen erleben dadurch einen starken Kontrollverlust. Wunderer betont: „Natürlich kommen viele Jugendliche damit auch zurecht. Für Personen, die ohnehin psychosoziale Probleme haben, kann die jetzige Situation jedoch fatale Auswirkungen haben, deren Ausmaß uns wohl erst nach und nach bewusst werden wird.“

Umdenken in Gesellschaft notwendig

Um Jugendlich vor diesem Teufelskreis zu schützen, brauche es ein Umdenken in der Gesellschaft: „Solange Aussehen, Körper und Fitness eine so herausragende Rolle bei der Selbstwertung und Selbstdarstellung spielen, werden Jugendliche es schwer haben, sich davon abzugrenzen. Wir müssen also alle hinterfragen, was die wirklich wichtigen Werte sind“, so Wunderer. Darüber hinaus gelte es, die Medienkompetenz zu fördern und die Diversität in den sozialen Medien zu erhöhen.

Unterstützung für Betroffene

Besteht bei einem Kind oder jungen Menschen ein Verdacht auf eine Essstörung, sollte unbedingt professionelle Hilfe, z.B. bei spezialisierten Beratungsstellen gesucht werden. Eine Übersicht findet sich auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA (www.bzga-essstoerungen.de). Auch der Jugendarzt kann betroffenen Teenagern und ebenso Eltern, die bei ihren Kindern eine Essstörung vermuten, als Ansprechpartner dienen und beide an entsprechende Stellen weiterleiten. Wunderer appellierte: „Essstörungen sind Erkrankungen, keine Schande und kein persönliches oder familiäres Versagen. Und: Sie können geheilt werden.“

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 11.06.2021

Essstörungen: Permanentes Essen bei Kindern

Permanentes Essen ohne Hungergefühl ist eine Essstörung, die durch mangelnde Selbstkontrolle verursacht wird. Da sie bei Erwachsenen relativ gut untersucht ist, haben sich portugiesische Psychologen um Eva Conceição an der University of Minho in Braga jetzt mit ihrem Vorkommen bei Kindern befasst. Sie befragten 330 Kinder im Alter von 6–10 Jahren und deren Eltern nach ihren Essgewohnheiten und fanden heraus, dass Kinder, die ständig etwas knabbern, naschen, lutschen oder kauen, oft Gewichtsprobleme haben, nur schwer abnehmen können und unzufrieden mit ihrem Aussehen sind. Sie weisen außerdem Stress-, Angst- und depressive Symptome auf und haben ein erhöhtes Risiko, übergewichtig zu werden und psychische Störungen zu entwickeln. Das permanente Essen steht in einem Zusammenhang mit ungünstigen Essverhaltensweisen wie unregelmäßigen Mahlzeiten, Fernsehen während des Essens und schlechten Tischmanieren. Zudem tritt es gehäuft auf, wenn Eltern sich um das Gewicht der Kinder sorgen und ihren Zugang zu Nahrung einschränken und stark regulieren.

„Eltern sollten die Selbstregulierungskompetenzen ihrer Kinder stärken und gesündere Essgewohnheiten etablieren“, meinen die Autoren. Dazu gehört zum Beispiel, die Kinder zu belohnen, wenn sie etwas Neues probieren, regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen, Regeln aufzustellen, was von den Kindern gegessen und getrunken werden darf, und den Kindern hinsichtlich Ernährung und Essverhalten ein Vorbild zu sein. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Juni 2021

Coronapandemie: Emotionale Probleme vor allem bei Mädchen

Die Coronapandemie belastet viele Kinder und Jugendliche in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Mädchen und Jungen ist im vergangenen Jahr unglücklicher geworden, wie der Präventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit ergab. Die Lebenszufriedenheit sei im Schnitt aller befragten Kinder um rund 20 Prozent im Vergleich zu der Situation vor der Coronakrise gesunken. Jedes dritte Kind fühle sich zudem in der Schule nicht ausreichend vor dem Virus geschützt. 56 Prozent hielten die Coronaregeln dort dagegen für angemessen. Gleichzeitig hätten die emotionalen Probleme stark zugenommen – vor allem bei Mädchen, wie die Krankenkasse mitteilte. In der aktuellen Befragung zeigen 23 Prozent Symptome depressiver Störungen wie Traurigkeit, geringes Selbstwertgefühl, Interessensverlust und sozialen Rückzug. Im Vorjahr waren es lediglich 18 Prozent. Den Angaben zufolge führt auch der Wegfall vieler Sportangebote zu Problemen: Insgesamt sei der Anteil der Befragten mit ausreichender Bewegung im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel gesunken. Die Mehrheit komme nicht auf die wissenschaftlich empfohlenen 90 Minuten täglich. Grundlage der Studie ist eine Befragung von 14 000 Schulkindern der Klassen fünf bis zehn in 13 Bundesländern im Schuljahr 2020/21, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel im Auftrag der Krankenkasse übernahm. Schulen in Hamburg, Bayern und dem Saarland waren nicht an der Umfrage beteiligt.

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Juni 2021

RKI: Jeder ohne Impfung bekommt Corona – Debatte um Kinder-Impfung

Bundesregierung und Behörden haben eine gründliche Prüfung der Corona-Impfung für Kinder zugesagt. Nach der Notfallzulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer in den USA machte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deutlich, dass in Deutschland im Gegensatz dazu eine reguläre Zulassung geplant ist.

Das Robert Koch-Institut betonte, dass jede und jeder mit einer Corona-Infektion rechnen müsse, der sich nicht impfen lässt. „Dieses Virus wird uns nicht mehr verlassen“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. „Dieses Virus wird auf Dauer jeden Deutschen infizieren, der nicht geschützt ist durch eine Impfung. Das wird auf Dauer so sein.“

Der Berliner Virologe Christian Drosten erläuterte: „Wer sich jetzt beispielsweise aktiv dagegen entscheidet, sich impfen zu lassen, der wird sich unweigerlich infizieren.“ Denn das Virus zirkuliere in der Bevölkerung – zum Beispiel unbemerkt im Rachen von Geimpften und bei kleineren Kindern, die noch nicht geimpft werden können. „Das Virus wird unerkannterweise unter einer Decke des Immunschutzes sich weiter verbreiten“, sagte der Wissenschaftler der Charité Berlin im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ am Dienstag. Eine Entscheidung gegen die Impfung sei eine Entscheidung für die Infektion.

Impfungen für Kinder und Jugendliche

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, entfachte Diskussionen über die geplanten Impfungen von Kindern und Jugendlichen. Er stieß bei Spahn und dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, dabei auf Widerspruch. So kritisierte Fischbach den Zeitplan von Bund und Ländern in der „Rheinischen Post“ als „überambitioniert“. Spahn entgegnete, die Länder planten bereits die Organisation der Impfungen. Er sei optimistisch, dass die Über-12-Jährigen im Sommer geimpft werden können. Voraussetzung sei die Zulassung. Die Kinder- und Jugendärzte würden einbezogen.

KBV-Chef Andreas Gassen ist für Reihenimpfungen auch in den Schulen. „Nur so können wir viele Jugendlichen auf einen Schlag impfen“, sagte er dem „Handelsblatt“. Neben den Kinder- und Jugendärzten sei der öffentliche Gesundheitsdienst in der Verantwortung. Dr. Fischbach hatte Reihenimpfungen als „kontraproduktiv“ abgelehnt. Spahn versicherte, „dass es keine verpflichtende Impfung geben wird“.

Genaue Prüfung einer Impfung für Minderjährige

Vor einer möglichen Impfempfehlung für Kinder wird laut Ständiger Impfkommission (STIKO) eine genaue Prüfung stehen, wie STIKO-Chef Thomas Mertens versicherte. Nach Zulassung sollten Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden, sagte er der „Welt“.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will im Mai über die Empfehlung zur Biontech-Zulassung ab 12 Jahren entscheiden.

Das ist auch deshalb von Belang, weil Schulkinder und junge Erwachsene von Corona-Neuinfektionen in Deutschland derzeit überdurchschnittlich stark betroffen sind. Hier liege die Inzidenz pro 100.000 Einwohnern und sieben Tagen bei 150, teilte Wieler mit.

Kaum Wissen über Langzeitfolgen bei Kindern

Drosten sagte, eine Corona-Infektion sei möglicherweise bei Kindern nicht so harmlos, wie das im Moment von manchen in der Öffentlichkeit dargestellt werde. Noch wisse man gar nicht, wie es sei, wenn sich große Gruppen von Kindern ansteckten. Es gebe Berichte aus England, wonach dann auch Kinder im Krankenhaus behandelt werden müssten, die die Krankheit schwer treffe. Es habe zudem den Anschein, dass Langzeitfolgen (Long Covid) bei Kindern eher aufträten als die akute Erkrankung.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) kündigte an, derzeit werde Forschungsförderung auf den Weg gebracht zum besseren Verständnis von Long Covid. „So lange man keine gesicherten Erkenntnisse darüber hat, kann man jedem nur empfehlen, sich impfen zu lassen.“ Bei Kindern kommt das Risiko des sogenannten pädiatrischen Multisystem-Inflammationssyndroms (PIMS) hinzu. Betreffen kann es Kinder etwa ab dem Grundschulalter bis zur Pubertät. Die Datenlage zu der Wochen nach der Infektion auftretenden Krankheit sei unklar, sagte Drosten. Zu befürchten sei, dass das Syndrom in einem von 1000 Fällen auftritt. Sollte sich dies bewahrheiten, sei das Risiko bei ungeschütztem Schulbetrieb über eine ganze Wintersaison sehr hoch, sagte Drosten.

Aufhebung der Priorisierung in Bayern und Baden-Württemberg

In Bayern und in Baden-Württemberg dürfen ab kommender Woche alle bisher verfügbaren Corona-Impfstoffe ohne Rücksicht auf die staatlich vorgegebene Priorisierung beim Arzt verimpft werden. Dies werde „im Laufe der nächsten Woche“ passieren, sagte Markus Söder in München.

In Baden-Württemberg können die Ärzte ab Montag vollständig selbst entscheiden, wer die Impfung gegen das Coronavirus zuerst bekommt.

Wieler betonte, die Menschen sollten sich angesichts der Impfraten noch stark vor möglichen Infektionen hüten. Denn von den Über-80-Jährigen in Deutschland seien erst 70% voll geimpft.

Von den 70- bis 79-Jährigen seien es 10% Prozent. Von den 60- bis 69-Jährigen seien dies 6% und bei den Jüngeren 5%.

Auch Johnson & Johnson für Menschen ab 60 Jahren

Unterdessen veröffentlichte die STIKO ihre aktualisierte Impfempfehlung, wonach das Präparat von Johnson & Johnson künftig für Menschen ab 60 Jahren empfohlen wird. Hintergrund ist eine seltene Impfkomplikation, ähnlich wie beim Impfstoff von Astrazeneca. Das Gremium erklärt, die Altersgrenze berücksichtige, dass die gemeldeten Fälle ganz überwiegend bei Menschen unter 60 auftraten. Es sei „nicht von einem ausgeprägten geschlechterspezifischen Risiko auszugehen“. Daher seien auch Männer in die Empfehlung eingeschlossen.

Drosten schätzt, dass die Bevölkerung in Deutschland ungefähr in den kommenden eineinhalb Jahren immun gegen das Coronavirus wird. Dies werde durch die Impfung oder durch natürliche Infektion geschehen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 13.05.2021

Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis treten häufig gemeinsam auf

Häufig erkranken Menschen sowohl an Typ-1-Diabetes als auch an einer Schilddrüsen-Unterfunktion, der Hashimoto-Thyreoiditis, die mit psychischen und kognitiven Problemen einhergehen kann.

Menschen mit Typ-1-Diabetes leiden doppelt so oft an einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) wie Menschen ohne Diabetes. Eine Hypothyreose ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Schilddrüse zu wenig Hormone bildet; infolgedessen ist der Stoffwechsel verlangsamt und die Leistungsfähigkeit ist reduziert. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Eine mögliche Ursache ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist, weil der eigene Körper Antikörper gegen die Schilddrüse bildet.

Der Krankheitsverlauf ist schleichend: Manchmal entsteht die Unterfunktion erst Monate oder sogar Jahre, nachdem die Antikörper gegen die Schilddrüse im Blut zum ersten Mal nachweisbar sind. Erst wenn die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) reduziert sind, liegt eine manifeste Hypothyreose vor. Dies ist häufig auch der Zeitpunkt, an dem die Diagnose erstmals gestellt wird. Die Therapie besteht aus einer lebenslangen Einnahme des künstlich hergestellten Hormons L-Thyroxin, mit dem die Symptome sehr gut zu behandeln sind.

Schilddrüse beeinflusst auch Stimmung und kognitive Funktionen

Eine Unterfunktion kann deshalb Aufmerksamkeitsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie depressive Verstimmungen und Angststörungen verursachen. „Menschen mit Typ-1-Diabetes haben nicht nur ein hohes Risiko für eine Hashimoto-Thyreoiditis, sie sind auch durch psychische Erkrankungen gefährdet“, warnt Professor Dr. med. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am Franziskus-Hospital Harderberg.
Bildgebende Verfahren lassen vermuten, dass diese Beeinträchtigungen mit Durchblutungsstörungen in bestimmten Arealen des Gehirns vergesellschaftet sind. „Möglicherweise entstehen die psychischen und kognitiven Probleme bei Hashimoto-Thyreoiditis durch Veränderungen im Immunsystem sowie im Neurotransmitterhaushalt“, ergänzt Professor Müssig, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie und Ernährungsmedizin DAEM/DGEM.

Psychische Erkrankungen treten bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis häufiger auf

Eine aktuelle Studie, die Alexander Eckert vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm mit seinen Kollegen 2020 im Journal of Diabetes publiziert hat, erweitert diesen Ansatz. Die Wissenschaftler untersuchten an einer großen Gruppe von Probanden zwischen 11 und 25 Jahren, ob psychische Erkrankungen bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis häufiger sind als bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ohne Hashimoto-Thyreoiditis. „Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis, die mit L-Thyroxin behandelt werden mussten, litten deutlich häufiger unter psychischen Beschwerden als solche, die zwar Schilddrüsenautoantikörper aufwiesen, aber noch keine medikamentöse Therapie brauchten“, berichtet Professorin Dr. med. Monika Kellerer, Vorsitzende der DDG.

„Ärzte müssen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis immer auch auf psychische und kognitive Beeinträchtigungen bei ihren Patienten achten. Auch sollten Ärzte bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und beispielsweise einer Depression auch an eine Hashimoto-Thyreoiditis denken“, mahnt Professorin Kellerer, Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie und Endokrinologie und Ärztliche Direktorin am Marienhospital in Stuttgart.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 17.05.2021

Neues digitales Verkehrssicherheitsangebot Kind und Verkehr

Ein Bild – viele Informationen – gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) ein neues digitales Angebot zur Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr entwickelt.

Das interaktive „Kind und Verkehr – Infobild“ richtet sich an Eltern, Erzieherinnen, Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer.

Kostenlos über alle digitalen Endgeräte nutzbar

Das kostenfreie Angebot für alle digitalen Endgeräte macht sich die aus Kinderbüchern bekannte Darstellungsform des Wimmelbildes zunutze. Es lädt ein zu einer unterhaltsamen und informativen Auseinandersetzung mit der Verkehrssicherheit von Kindern.

Spielerisch über Verkehrssicherheit von Kindern informieren

Wie bereite ich mein Kind auf die eigenständige Teilnahme am Straßenverkehr vor? Darf ich mein Kind mit dem Fahrrad auf dem Gehweg begleiten? Wie kann ich ein Baby sicher im Auto befördern?
Antworten auf diese und weitere Fragen finden Eltern, Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen hinter den 17 Szenen, die auf dem Bild dargestellt sind. Sie thematisieren die zentralen Aspekte der Verkehrsteilnahme von Kindern, zu Fuß, mit dem Fahrrad, im Auto.

Einfache Handhabung, nutzliche Tipps und Hinweise per Klick

Durch einen Klick mit dem Cursor lassen sich die einzelnen Szenen vergrößern und dazu gehörende Hintergrundinformationen abrufen. Neben erklärenden Fotos und Filmsequenzen gibt es nützliche Tipps, Hinweise und Links zu Broschüren. So lässt sich mit viel Spaß die komplexe Welt des Straßenverkehrs entdecken.

Zielgruppe

Das Angebot richtet sich an alle, die mit Kindern unterwegs sind und lernen möchten, wie sie die Kinder bestmöglich vor den Gefahren des Straßenverkehrs schützen können. Außerdem bietet das Bild eine optimale Basis zur digitalen Verkehrssicherheitsarbeit in Kitas, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Das interaktive „Kind und Verkehr – Infobild“ ist ab sofort kostenlos über alle digitalen Endgeräte abrufbar unter: https://www.dvr.de/kind-und-verkehr-infobild

Quelle: www.dvr.de

Junge Menschen und Corona: Klage über Vereinsamung und Zukunftsangst

In der Coronapandemie klagen viele Jugendliche über psychische Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängste. Von der Politik fühlt sich ein Großteil junger Menschen zwischen 15 und 30 Jahren im Stich gelassen, wie die Auswertung von zwei Befragungen der Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main ergab.

61 Prozent der befragten rund 7 000 jungen Menschen gaben an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen. 64 Prozent berichteten von psychischen Belastungen, 69 Prozent von Zukunftsängsten. Zudem klagte gut ein Drittel der Jugendlichen über finanzielle Sorgen – vor der Coronakrise hatte dieser Anteil noch bei etwa einem Viertel gelegen. Auch vermissten die befragten jungen Menschen Aufmerksamkeit und Unterstützung: 65 Prozent äußerten während des zweiten Lockdowns im November die Einschätzung, dass ihre Sorgen eher nicht oder gar nicht gehört werden – das waren nochmals 20 Prozentpunkte mehr als bei der Befragung während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Dabei möchten die Jugendlichen den Wissenschaftlern zufolge nicht auf ihre Rolle als Schüler, Auszubildende oder Studierende reduziert werden. Ihr coronabedingter Verzicht auf Kontakte zu Freunden und Gleichaltrigen, organisierte Freizeitaktivitäten und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung wird demnach aus ihrer Sicht in der öffentlichen Debatte kaum thematisiert, geschweige denn anerkannt.

In die Politik setzen junge Menschen offenkundig nur wenig Hoffnung auf Besserung: 58 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Situation der Jugendlichen den Politikern nicht wichtig sei. 57,5 Prozent gingen erst gar nicht davon aus, dass junge Menschen ihre Ideen in die Politik einbringen können.

Quelle: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT PP 5/2021

BPtK-Elternratgeber „Internet“ geht online

Den Elternratgeber „Internet“, den die BPtK im Oktober 2020 als Printversion
veröffentlicht hat, gibt es nun auch als Website.

Unter https://www.elternratgeber-internet.de/ finden Eltern Informationen dazu, worauf es bei der Internetnutzung je nach Alter des Kindes ankommt und wie sie gemeinsam mit ihrem Kind Absprachen zur Mediennutzung treffen können.

Der Ratgeber hilft auch bei heiklen Themen wie Porno- und Gewaltvideos im Internet weiter und zeigt auf, was Eltern bei übermäßigem Internetkonsum ihrer Kinder tun können.

Printexemplare des Ratgebers können weiterhin kostenfrei über die BPtK-Geschäftsstelle bestellt werden (bestellungen@bptk.de).

Quelle: PSYCHOTHERAPEUTENJOURNAL, AUSGABE 1/2021