Globale Krisen belasten junge Menschen stärker als Pandemie

Um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht es offenbar immer noch schlechter als vor der Coronapandemie. Zwar machen sich die Mädchen und Jungen um die Folgen der Pandemie mittlerweile kaum noch Sorgen, wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gestern mitteilte.

Dafür spielten globale Themen und gesellschaftliche Diskurse eine größere Rolle, etwa Kriege und die Spaltung der Gesellschaft. In der Befragung berichteten 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen von einer geminderten Lebensqualität. Das waren etwa sieben Prozentpunkte mehr als vor Corona. 18 Prozent gaben an, sich einsam zu fühlen. Vor der Pandemie waren es nur 14 Prozent.

70 Prozent machten sich Sorgen wegen Kriegen, 62 Prozent wegen Terrorismus und 57 Prozent wegen wirtschaftlicher Krisen. 56 Prozent waren besorgt wegen der Spaltung der Gesellschaft, 51 Prozent wegen Zuwanderung und 49 Prozent wegen der Klimakrise. Nur acht Prozent zeigten sich wegen der Folgen der Coronapandemie besorgt.

Mädchen und Jungen mit krisenbezogenen Zukunftsängsten hätten ein höheres Risiko für psychische Auffälligkeiten, depressive Symptome und Einsamkeit, warnte Studienerstautorin Anne Kamm vom Uniklinikum. „Dazu trägt sicherlich auch bei, dass sie über soziale Medien häufig mit ungefilterten oder belastenden Inhalten konfrontiert werden, was diese Entwicklungen weiter verstärkt.“ Sie riet zu verbesserter Medienkompetenz.

Die Hamburger Forschenden befragten eigenen Angaben zufolge Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 23 Jahren aus 1.607 Familien. Die Elf- bis 23-Jährigen füllten ihre Onlinefragebögen selbst aus. Für die Sieben- bis Zehnjährigen antworteten die Eltern.

Es handelte sich um die achte Befragungswelle der „Copsy-Studie“, die sich mit den Auswirkungen der Coronapandemie und globaler Krisen auf die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland befasst.

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 05.12.2025

Zunehmend Ängste bei Kindern, gerade bei Mädchen

Coronapandemie, Klimakrise, Kriege, gesellschaftlicher Druck und Zukunftsängste – das alles belastet viele Kinder und Jugendliche. Vor allem Mädchen seien wegen psychischer Probleme oft dauerhaft in Behandlung, heißt es im Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit.

Demnach haben 22 von 1.000 DAK-versicherten Fünf- bis 17-Jährigen Angststörungen – vor allem soziale Phobien und Panikstörungen. Hochgerechnet entspreche das bundesweit 230.000 Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zu den Daten aus 2019, also vor der Coronapandemie, sei das ein Anstieg der Zahlen um 17 Prozent.

Besonders stark sei die Zunahme bei Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Im Jahr 2024 waren 66,5 von 1.000 DAK-versicherten Mädchen wegen einer Angststörung in Behandlung, im Vergleich zu 2019 entspreche das einem Anstieg um 53 Prozent. Bei rechnerisch 16,6 Mädchen davon war die Erkrankung chronisch. Zum Vergleich: 2019 waren 8,1 von 1.000 Mädchen jedes Quartal des Jahres wegen einer Angststörung in Behandlung.

Fast alle Zahlen seien nach einem Anstieg bis 2021 seitdem in der Häufigkeit der Diagnosen auf konstant hohem Niveau, heißt es in dem Bericht. Für die Auswertung hatten Wissenschaftler der Universität Bielefeld DAK-Daten von 800.000 jungen Patienten sowie deren ambulanten und stationären Behandlungen analysiert und hochgerechnet. Die DAK gilt als drittgrößte Krankenkasse.

Fehlende soziale Kontakte und falsche Werte in sozialen Medien

„Die Zahlen des DAK-Kinder- und Jugendreports machen das Erbe der Pandemie sichtbar“, wird Christoph Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, in einer DAK-Mitteilung zitiert. „Wir sehen eine langfristige Verfestigung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen.“

Aufgrund fehlender sozialer Kontakte und Entwicklungsschritte aus der Pandemiezeit hätten sich vor allem Mädchen zurückgezogen und Ängste entwickelt. Das habe viele Behandlungen nach sich gezogen. „Zudem sind Mädchen vulnerabler als Jungen für soziale Medien, deren Konsum in der Pandemie angestiegen ist“, so Correll weiter.

Weil sie dort oft Körperbilder sowie Glücks- und Zufriedenheitsideale sähen, die nicht erfüllt werden könnten, erhöhe sich das Stresslevel. Das könne die Ausprägung psychischer Erkrankungen fördern und vertiefen.

Die Ergebnisse sind besorgniserregend und decken sich mit unseren Erfahrungen in der Praxis“, erklärt Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte (BVKJ). Es sei deshalb wichtig, dass es in Schulen, Kitas und Jugendzentren mehr Präventions- und Unterstützungsangebote gibt.

Die Unterstützung von Fachkräften wie Schulpsychologen oder Schulsozialarbeitern sei wichtig, sagt auch Quentin Gärtner, Mitorganisator der Kampagne „Uns geht’s gut“ der Bundesschülerkonferenz. „Wir brauchen (…) Schulgebäude, in denen man sich tatsächlich wohlfühlen kann, und Unterricht, der Wohlbefinden als notwendige Voraussetzung für Leistung anerkennt.“

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 08.12.2025

Jeder vierte Erwachsene zeigt Depressions- oder Angstsymptomatik

Im vergangenen Jahr berichteten 21,9 Prozent der Erwachsenen über eine depressive Symptomatik und 14,3 Prozent über eine Angstsymptomatik. Bei acht Prozent der Erwachsenen war die Symptomatik mittelschwer oder schwer.

Das geht aus dem neuen Panel „Gesundheit in Deutschland“ des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor, über das eine Arbeitsgruppe des RKI im Journal of Health Monitoring berichtet.

Das Panel „Gesundheit in Deutschland“ wurde 2024 etabliert. Für die Jahreserhebung 2024 umfasste es 46.863 registrierte Teilnehmende ab einem Alter von 18 Jahren: 24.881 Frauen, 21.856 Männer und 126 Personen mit anderer Geschlechtsidentität. Sie wurden im Lauf des Jahres zu drei Zeitpunkten zu Gesundheitsbefragungen eingeladen.

„Mit dem Panel ist es möglich, schnell und regelmäßig umfassende Daten zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung zu erheben. Auch in einer Krise ist damit jetzt die Infrastruktur vorhanden, um sehr schnell Antworten auf neue gesundheitliche Fragestellungen geben zu können“, erläuterte RKI-Präsident Lars Schaade.

Das Panel sei „das Herzstück des Gesundheitsmonitorings am RKI und ein wichtiges Instrument, um der Gesundheitspolitik Daten für Taten zu liefern“, so Schaade. In die Untersuchung zur psychischen Gesundheit gingen Daten von 27.102 Teilnehmenden ein. Sie wurden schriftlich oder online befragt.

Insgesamt wiesen 25,1 Prozent der Erwachsenen eine depressive oder Angstsymptomatik auf, was laut der Arbeitsgruppe auf eine erhebliche Überschneidung der Betroffenengruppen hinweist. Tatsächlich lag bei 11,1 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall: [10,5 Prozent; 11,7 Prozent]) der erwachsenen Bevölkerung eine depressive und eine Angstsymptomatik vor.

Frauen hatten im Vergleich zu Männern ein 1,3-faches Risiko für eine depressive Symptomatik und ein 1,5-faches Risiko für eine Angstsymptomatik. Besonders hoch war laut der Untersuchung die Belastung unter jungen Frauen: 47 Prozent wiesen eine depressive oder Angstsymptomatik auf.

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 05.12.2025

Junge Menschen mit Krebs / Psyche spielt Hauptrolle

Eine Krebsdiagnose verändert das Leben junger Menschen tiefgreifend. Beim Netzwerktreffen der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs und des neu gegründeten Krebs Kollektivs e.V. Ende Oktober in Köln betonte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), dass eine solche Diagnose für junge Menschen gleichzeitig eine Reihe schwieriger Fragen aufwerfe.

Wie geht es finanziell weiter? Was wird aus meiner beruflichen Zukunft? Diese Fragen sind auch zentraler Bestandteil der Arbeit der Stiftung – etwa beim Einsatz für das Recht auf Vergessenwerden. Das bedeutet, dass mit Eintritt der Heilungsbewährung die Diagnose nicht länger gegen die jungen Betroffenen verwendet werden darf. Damit sollen sie vor Diskriminierungen aufgrund der Krebserkrankung geschützt werden. ER

Psyche spielt Hauptrolle
Fast jede zweite Berufsunfähigkeit im jüngeren Lebensalter ging in Deutschland im vergangenen Jahr auf psychische Erkrankungen zurück. Mit 45 Prozent sind sie auch Ursache Nummer eins für Krankschreibungen, wie aus einer Analyse des Versicherungsunternehmens Debeka hervorgeht. Eine qualifizierte zeitnahe Behandlung sei essenziell, mahnt die Debeka. Wichtig seien zudem Prävention, Stressbewältigung und Resilienz.

Quelle: www.aerzteblatt.de, Ausgabe 23/2025

Psychische Erkrankungen und Gesellschaft: Die Angst im Alltag

Gesellschaftliche und politische Dauerkrisen sind mitverantwortlich für die Zunahme von depressiven Störungen und Angststörungen. Resiliente Menschen sind besser davor geschützt.

Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren zu – quer durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten. „Grund dafür sind Dauerkrisen, von der Coronapandemie über wirtschaftliche Unsicherheiten, die Klimakrise bis hin zu militärischen Konflikten“, erklärte Prof. Dr. med. Detlef E. Dietrich, Vertreter der European Depression Association (EDA) in Deutschland, anlässlich des 22. Europäischen Depressiontages am 5. Oktober.

„Jede dritte Person in Deutschland erfüllt im Laufe eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Wir erleben eine stille Epidemie“, sagte Kirsten Kappert-Gonther, Berichterstatterin für seelische Gesundheit von Bündnis 90/Die Grünen. Psychische Erkrankungen verkürzten das Leben um bis zu zehn Jahre. Allein 2023 sind ihr zufolge 10 300 Menschen durch Suizid gestorben – dreimal so viele wie im Straßenverkehr. „Die Angst hat sich in den Alltag der Menschen eingebrannt. Sie fürchten unbezahlbares Wohnen, steigende Lebenshaltungskosten, Trump, Krieg, Extremismus und Naturkatastrophen“, betonte sie.

Kinder und Jugendliche litten besonders, betonte sie mit Verweis auf die Lancet Psychiatry Commission, die von einer „Global Youth Mental Health Crisis“ spricht. „Wenn unsere Kinder mit Angst statt mit Hoffnung aufwachsen, ist das eine Gefahr für ihre Zukunft – und für unsere Demokratie“, mahnte die Politikerin. Sie wies insbesondere auf peripartale Depressionen hin, die ihr zufolge bis zu 20 Prozent der Mütter betreffen, und eine der häufigsten Komplikationen rund um die Geburt sind. „Trotzdem fehlt es an ausreichenden Versorgungsstrukturen. Wir brauchen verbindliche Screeningprogramme und gesicherte Behandlungsangebote“, forderte Kappert-Gonther.

„Die Menschen fürchten unbezahlbares Wohnen, steigende Lebenshaltungskosten, Trump, Krieg, Extremismus und Naturkatastrophen.“

Kirsten Kappert-Gonther, Berichterstatterin für seelische Gesundheit, Grüne

Für die Früherkennung von Depressionen ständen die Hausärztinnen und Hausärzte zur Verfügung, betonte Dr. med. Ilka Aden, Fachärztin für Allgemeinmedizin mit Zusatzqualifikationen Psychotherapie. „Viele depressive Menschen können ihre Lage nicht in Worte fassen. Sie kommen mit Rückenschmerzen, mit Schlafstörungen, mit Herzrasen.“ Hausärzte seien flächendeckend verfügbar, breit ausgebildet und vertraut mit den biografischen, sozialen und familiären Kontexten ihrer Patientinnen und Patienten. Das mache sie besonders geeignet für die Erstdiagnostik von Depressionen – und für die Koordination weiterführender Hilfen, so Aden.

Wechselspiel von Belastungsfaktoren

Im Team mit Medizinischen Fachangestellten (MFA), die oft als erste Veränderungen wahrnehmen, gelinge es, Betroffene früh zu identifizieren und kontinuierlich zu begleiten, betonte Aden. „Insbesondere bei akuten Verschlimmerungen in suizidalen Krisen sind Hausarztpraxen und ihre speziell ausgebildeten Teams für die Betroffenen da.“

Aus wissenschaftlicher Perspektive berichtete Prof. Dr. med. Alexander Karabatsiakis, Repräsentant der EDA in Österreich, dass Grundlagenwissenschaft und klinische Forschung sich mittlerweile einig seien, dass es nicht „den einen“ Faktor für das Auftreten einer Depression gibt. „Vielmehr sind das Entstehen und die Manifestation einer Depression bedingt durch die Chronizität des Wechselspiels von psychischen, biologischen und sozialen Belastungsfaktoren“, sagte er. Diagnostik und Versorgung von Depression nehmen ihm zufolge dabei immer stärker individuelle Aspekte wie psychische Belastungen, chronischen oder traumatischen Stress oder auch Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus in den Blick. Aktuell steige die Stressbelastung in der Gesellschaft an, auch durch ständige Erreichbarkeit im Beruf, betonte Karabatsiakis. Frauen gäben mehr Belastungen an als Männer. Die gute Nachricht sei: „Menschen mit hoher Resilienz nehmen Stress als weniger bedrohlich wahr, Resilienz kann die Stressbelastung abpuffern und das Risiko für Depression senken“, so der Arzt. Entsprechend könne gegengesteuert werden: Regeneratives Stressmanagement durch Sport, Hobbys und soziale Kontakte sei hilfreich. Bei Kindern und Jugendlichen sollte die Resilienz vor allem durch die Förderung ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt werden, forderte er. Entsprechende Programme in Kitas und Schulen müssten stärker gefördert werden.

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP/ Ausgabe 11/2025

Krieg und Flucht: Millionen Kinder brauchen psychische Hilfe

Immer mehr Kinder brauchen psychosoziale Unterstützung – doch nur ein Bruchteil bekommt sie: Zum Welttag der psychischen Gesundheit ziehen Hilfsorganisationen diese alarmierende Bilanz. „In Krisenregionen ist der Zugang zu psychischen Gesundheitsdiensten oft extrem unzureichend“, erklärten die SOS-Kinderdörfer in München. Sprecher Boris Breyer rief die Weltgemeinschaft zum Handeln auf.

„Die Gewalterfahrungen, denen Kinder im Krieg ausgesetzt sind, stehen in drastischem Gegensatz zu ihrem Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Entfaltung“, erklärte der Experte. Er verwies auf Zahlen der Vereinten Nationen, nach denen rund 473 Millionen Kinder von Kriegen und Konflikten betroffen sind. Die Folgen seien Angststörungen, anhaltendes Weinen, sozialer Rückzug oder auch aggressives Verhalten. Wenn betroffene Kinder eine Entwicklungsstörung erlitten, erhöhe dies zudem das Risiko für langfristige psychische Beeinträchtigungen. Auch die Zahl der vertriebenen Kinder hat sich laut UN in den vergangenen 14 Jahren weltweit fast verdreifacht. Ende 2024 waren demnach knapp 50 Millionen Kinder auf der Flucht.

Die SOS-Kinderdörfer zitieren Studien, aus denen Zahlen zu Erkrankungen hervorgehen: So liege bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen der Anteil der von einer posttraumatischen Belastungsstörung Betroffenen bei knapp 23 Prozent; rund 16 Prozent litten unter einer Angststörung und 14 Prozent unter Depressionen.

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP/ Ausgabe 11/2025

Cannabiskonsum: Rückgang bei Minderjährigen, Zunahme bei jungen Erwachsenen

Junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren konsumieren offenbar mehr Cannabis als vor zehn Jahren. Bei einer Befragung des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) gaben 31,6 Prozent der jungen Männer an, mindestens einmal innerhalb des vergangenen Jahres Cannabis konsumiert zu haben. 2015 hatte der Anteil noch bei 20,6 Prozent gelegen. Bei jungen Frauen stieg der Anteil innerhalb von zehn Jahren von 9,7 auf 18,8 Prozent.

Bei Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren verringerte sich der Konsum etwas. 2015 gaben 6,3 Prozent der Mädchen und 8,1 Prozent der Jungen an, Cannabis konsumiert zu haben. 2025 waren es 4,6 beziehungsweise 7,2 Prozent. 6,2 Prozent der Mädchen und 8,5 Prozent der Jungen gaben bei der diesjährigen Befragung zudem an, schon einmal im Leben Cannabis konsumiert zu haben. 2015 waren das noch 8,2 und 11,2 Prozent gewesen, also vor allem bei den Jungen deutlich mehr.

Anders sah es bei jungen Erwachsenen aus. Hier stieg der Anteil derer, die im Lauf ihres Lebens einmal konsumierten, deutlich an. 2015 waren es 26,6 Prozent der jungen Frauen und 41,9 Prozent der jungen Männer gewesen. In diesem Jahr lag der Anteil bei 40,6 beziehungsweise 54,5 Prozent.

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP/ Ausgabe 10/2025

Internet und soziale Medien: Kinder auch im Netz schützen

Kinder und Jugendliche machen im Internet und dort vor allem in den sozialen Medien Erfahrungen, die sie überfordern und traumatisieren. Denn nirgendwo sonst werden die Konflikte, Krisen und Kriege dieser Welt, Gewalt und sexuelle Gewalt, so toxisch verbreitet wie im Internet. Mobbing, Cybergrooming und Sextortion nehmen aktuell exponentiell zu und können bis zum Suizid führen, berichtete vor Kurzem die Unabhängige Beauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Kerstin Claus. Kinder und Jugendliche müssen deshalb viel stärker vor den Gefahren im Netz geschützt werden als es derzeit geschieht, forderte sie. Von einer „Pandemie sexueller Traumatisierung“ spricht zudem der Sexualmediziner Prof. Dr. med. Klaus M. Beier, der Menschen mit pädophilen Neigungen therapiert, in einem Interview mit PP (siehe Seite 453). Er sieht nicht nur die Zunahme von Missbrauchsabbildungen, sondern definierbar Verursacher, Opfer und Übertragungswege – und zwar als globales Problem, wie bei einer Pandemie. Die Opferzahlen liegen nach WHO-Schätzungen weltweit bei einem von fünf Mädchen und einem von 13 Jungen. Das rechnet sich hoch auf 400 Millionen Betroffene. Deshalb muss dringend gegengesteuert werden, das heißt die Erreichbarkeit von Missbrauchsabbildungen mittels Künstlicher Intelligenz eingedämmt und internationale rechtspolitische Maßnahmen ergriffen werden.

Gleichzeitig müssen Kinder und Jugendliche präventiv viel stärker vor den Gefahren im Netz und auch vor der suchtfördernden Wirkung von sozialen Medien und Spielen geschützt werden. Sie sind viel zu sehr auf sich alleine gestellt im Netz. Eine Kontrolle der Aktivitäten auf dem Handy oder Tablet ihrer Kinder ist für Eltern fast unmöglich. Bei Konflikten um die Zeit, die das Kind mit den Geräten verbringen darf, geben viele nach oder sogar auf. Ganz abgesehen von denjenigen Eltern, die schon ihrem Kitakind ein Gerät in die Hand drücken, um ihre Ruhe zu haben.

Nun könnte argumentiert werden, dass der Zusammenhang zwischen Konsum von digitalen Medien und psychischer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen noch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion ist, denn Metaanalysen und Reviews zeigen inkonsistente Ergebnisse. Über Hinweise auf negative Zusammenhänge in Bezug auf Stimmung, Schlaf, Substanzgebrauch, Schulleistungen, Einsamkeit, risikobehaftete Verhaltensweisen und suizidales Verhalten von Heranwachsenden berichten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und -psychiater aber sehr wohl.

Eine gesellschaftliche und politische Debatte über Handyverbote in Schulen und Zugangsbeschränkungen für jüngere Altersgruppen ist begrüßenswerter Weise endlich in Gang gekommen. Aus dem eigenen Umfeld ist zu hören, dass viele Schulen seit dem aktuellen Schuljahr begonnen haben, Handys im Unterricht und auf dem Schulhof zu verbieten. Die Bundesregierung hat gerade eine interdisziplinär besetzte Expertenkommission einberufen, die Vorschläge ausarbeiten soll, wie man Kinder und Jugendliche besser in der digitalen Welt schützen kann. Ergebnisse sollen im nächsten Sommer vorgestellt werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach sich gerade für eine Altersgrenze in den sozialen Medien aus. Sie kündigte an, bis Ende des Jahres eine Expertengruppe damit zu beauftragen, über das beste Vorgehen für Europa zu beraten.

Zum Wohle der psychischen Gesundheit unserer Kinder hätten gegensteuernde Maßnahmen bereits viel früher implementiert werden sollen. Doch besser spät als gar nicht. 

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP/ Ausgabe 10/2025

Burnout-Risiko: Smartwatches als Hilfsmittel

Das Tragen einer Smartwatch mit Zugriff auf persönliche Gesundheitsdaten könnte bei Ärztinnen und Ärzten das Burnoutrisiko verringern und die Resilienz steigern. Das legt zumindest eine randomisierte klinische US-Studie der University of Colorado School of Medicine und der Mayo Clinic nahe. An der Untersuchung nahmen 184 Mediziner teil. Die Probanden erhielten entweder sofort oder erst nach sechs Monaten eine Smartwatch. Erfasst wurden unter anderem Burnout, Resilienz, Lebensqualität, depressive Symptome, Stress und Tagesmüdigkeit mithilfe validierter Skalen. Dabei unterschieden sich die Ausgangswerte zwischen den Gruppen nicht. Nach sechs Monaten litten 35 von 85 Ärztinnen und Ärzten (41,2 Prozent) in der Interventionsgruppe unter einem Burnout, verglichen mit 46 von 91 (50,5 Prozent) in der Kontrollgruppe. Die Forschenden erklären die Wirkung der Smartwatch-basierten Intervention damit, dass der Zugriff auf physiologische Daten wie Schlaf, Aktivitätsniveau und Herzfrequenz „größeres Selbstbewusstsein und Selbstregulation fördern“ könne. Diese Mechanismen, so die Hypothese, könnten adaptive Bewältigungsstrategien fördern und damit das Burnout-Risiko senken.

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP/ Ausgabe 9/2025

Statistisches Bundesamt: Mehr Klinikaufenthalte wegen Essstörung

Immer mehr Mädchen und junge Frauen werden wegen Essstörungen stationär im Krankenhaus behandelt. Ihre Zahl verdoppelte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) binnen 20 Jahren: von 3 000 Patientinnen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren im Jahr 2003 auf 6 000 im Jahr 2023. Ihr Anteil an allen Patienten und Patientinnen mit Essstörungen stieg von 23,4 Prozent im Jahr 2003 auf 49,3 Prozent 20 Jahre später. Insgesamt wurden 2023 rund 12 100 Menschen mit der Diagnose im Krankenhaus behandelt – diese Zahl sank im Vergleich zu 2003, damals gab es 12 600 Fälle.

Mit gut drei Vierteln der Fälle wurde 2023 Magersucht (Anorexia Nervosa) am häufigsten diagnostiziert, elf Prozent litten an Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Betroffen sind vor allem Frauen: Ihr Anteil bei den Krankenhausbehandlungen stieg innerhalb von 20 Jahren von 87,6 auf 93,3 Prozent. Die Behandlungsdauer stieg bei Frauen und Männern an: 53,2 Tage dauerte eine Behandlung wegen Essstörung im Jahr 2023 durchschnittlich – der höchste Wert seit 2003, wie das Bundesamt mitteilt. Zum Vergleich: Ein stationärer Krankenhausaufenthalt dauerte im Jahr 2023 durchschnittlich 7,2 Tage.

Die Zahl der Menschen, die an den Folgen einer Essstörung sterben, schwankt den Angaben zufolge von Jahr zu Jahr stark. Im Jahr 2023 waren es 78. Im Jahr 2008 waren 100 Todesfälle auf die Erkrankung zurückgeführt worden, der Höchststand des 20-Jahre-Zeitraums. 

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP/ Ausgabe 9/2025