Bisher rund 300 Kinder in Italien positiv auf Virus getestet

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie sind in Italien bisher rund 300 Kinder positiv auf den Erreger getestet worden.

„Es gibt aber bisher keine Todesfälle und keine schweren Verläufe bei Kindern“, sagte Alberto Villani, Präsident des italienischen Kinderarztverbandes, bei einer Pressekonferenz des Zivilschutzes in Rom. „Das dürfte viele Eltern und Großeltern beruhigen. Das Coronavirus an sich scheint derzeit kein Problem von Kindern zu sein.“ Insgesamt gibt es in Italien Zehntausende Infizierte und Tausende Tote.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte mehrfach betont, dass es bei Kindern nur extrem selten zu schweren Verläufen komme. Kinder steckten sich meist bei Erwachsenen an, Erwachsene hingegen selten bei Kindern, hieß es zudem. Das ist ein großer Unterschied zur saisonalen Grippe, bei der Kinder ein Treiber der Ansteckungswelle sein können. Warum Kinder kaum an Covid-19 erkranken, ist bisher unklar.

Quelle: https://www.kinderaerzte-im-netz.de vom 20.03.2020

Masernimpfpflicht ist in Kraft getreten – was sich jetzt ändert

Seit dem 1. März gilt in Deutschland eine Impfpflicht gegen Masern. Nicht nur Kinder, auch einige Erwachsenengruppen müssen nachweisen, dass sie immun gegen die Krankheit sind.

Die Regelungen im Einzelnen:

Was gilt für Kinder?

Die Impfpflicht gilt für so gut wie alle – ausgenommen sind Kinder unter einem Jahr. Bei Neueintritt in Kita oder Schule müssen die Eltern ab dem 1. März vorweisen, dass der Nachwuchs geimpft ist. In der Regel reicht die Vorlage des Impfausweises. Für die Kontrolle zuständig ist die Schul- oder Kita-Leitung. Für Kinder, die schon in einer Einrichtung oder in der Schule sind, muss der Impfnachweis bis spätestens 31. Juli 2021 nachgereicht werden. Möglich ist auch ein ärztliches Attest, das entweder belegt, dass das Kind die Masern schon hatte und damit immun ist. Oder dass eine Impfung aus gesundheitlichen Gründen nicht ratsam ist.

Was passiert Eltern, die ihr Kind nicht impfen lassen wollen?

Dann wird der Nachwuchs nicht in der Kita aufgenommen, anderenfalls droht der Kita-Leitung ein Bußgeld. In der Schule sieht es anders aus: Da in Deutschland Schulpflicht gilt, können ungeimpfte Kinder nicht ausgeschlossen werden. Es können aber hohe Bußgelder bis zu 2500 Euro gegen die Eltern verhängt werden, wenn sie der Impfpflicht für die Kinder nicht nachkommen. Die Schulen müssen solche Fälle an das örtliche Gesundheitsamt melden, das über das weitere Vorgehen entscheidet.

Für welche Erwachsenen gilt die Impfpflicht?

Für Erzieherinnen und Erzieher in Kitas, für Lehrer, Tagesmütter und für Beschäftigte in medizinischen und sonstigen „Gemeinschaftseinrichtungen“. Dazu zählen Ferienlager oder auch Asyl- und Flüchtlingsunterkünfte. Auch die Bewohner solcher Einrichtungen müssen sich impfen lassen oder nachweisen, dass sie immun sind. Auch hier gilt die Übergangsfrist bis Juli 2021. Ausgenommen von der Impfpflicht sind vor 1970 Geborene, da sie nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) als größtenteils immun gelten, weil sie die Masern höchstwahrscheinlich durchgemacht haben. Eine Impfung wurde erst in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik auf freiwilliger Basis eingeführt, in der DDR bestand seit 1970 Impfpflicht gegen Masern.

Wie lässt sich denn nachweisen, dass man Masern schon hatte? Und was ist, wenn der Impfausweis weg ist?

In beiden Fällen hilft ein ärztliches Attest: Der Arzt hat entweder in der Patientenakte vermerkt, dass ein Patient schon einmal Masern hatte und kann das bescheinigen. Auch über einen Bluttest kann Immunität nachgewiesen und anschließend bescheinigt werden. Sind Antikörper vorhanden, hatte man entweder schon Masern oder ist bereits geimpft.

Was ist, wenn Betroffene wiederholt der Aufforderung zum Impfen nicht nachkommen und Bußgelder keine Wirkung zeigen? Wird dann zwangsgeimpft?

Nein. „Eine Zwangsimpfung kommt in keinem Fall in Betracht“, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium.

Manche haben Angst, von der Impfung krank zu werden. Was ist da dran?

Eine Masern-Impfung enthält einen Lebendimpfstoff, der eine abgeschwächte Variante des Erregers enthält. Dieser könne sich begrenzt vermehren, die Masern selbst aber nicht mehr auslösen, sagt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Bei der Impfung gegen die Masern zeigten etwa 5 bis 15 Prozent der Geimpften besonders nach der ersten Masern-Immunisierung eine Reaktion mit mäßigem Fieber, flüchtigem Ausschlag und Symptomen im Bereich der Atemwege, gelegentlich begleitet von einem maserntypischen Ausschlag.

Meist passiere das in der zweiten Woche nach der Impfung. Diese Reaktion wird als „Impfmasern“ bezeichnet. Diese seien aber nicht ansteckend und verursachten nur milde Symptome, die von selbst abklingen.

Wer geimpft wird, wird doch aber nicht nur gegen Masern geimpft?

Das ist richtig. Für die Impfung gegen Masern stehen in Deutschland nach Behördenangaben aktuell nur sogenannte Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung. Es wird also bei der Masernimpfung gleichzeitig immer auch gegen andere Krankheiten geimpft. Es gibt entweder die Dreifachimpfung „Mumps-Masern-Röteln“ oder die Vierfachimpfung „Mumps-Masern-Röteln-Varizellen“. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wird dies von der Ständigen Impfkommission empfohlen, um die Anzahl der Injektionen bei Kindern gering zu halten. Ein Kombinationsimpfstoff gelte insgesamt als nicht schlechter verträglich als ein Einzelimpfstoff.

Warum werden Masern überhaupt als so gefährlich eingestuft?

Bei Infizierten wird das Immunsystem geschwächt, es kann zu Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündungen kommen. Selten kommt es auch zu Gehirnentzündungen, die tödlich enden können. Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sagt das RKI. Bei 1000 Erkrankten gebe es einen Todesfall. Manchmal führt die Krankheit erst nach Jahren zum Tod, etwa bei der Masern-Gehirnentzündung SSPE – wer im Säuglingsalter an Masern erkrankt, ist besonders gefährdet.

Wie viele Menschen haben sich in Deutschland in diesem Jahr mit Masern infiziert?

Die neusten Zahlen des Robert-Koch-Instituts reichen bis KW 06. Demnach zählt das Institut für die ersten sechs Wochen des Jahres 27 neue Fälle. Die meisten davon kommen aus Baden-Württemberg. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es noch 150 Infizierte.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 02.03.2020

Kinder leiden bei Scheidung gesundheitlich – vor allem ohne Vater

Wenn Vater und Mutter sich trennen, ist das auch für die Kinder eine große Belastung. Eine norwegische Studie hat festgestellt, dass Kinder gesundheitliche Beschwerden bekommen können, wenn ihr Vertrauensverhältnis zum Vater gestört wird.

Wenn nach einer Scheidung das Verhältnis zum Vater schlechter wird, kann sich das auf die Gesundheit der Kinder auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bergen in Norwegen, die im „Scandinavian Journal of Public Health“ veröffentlich wurde. Angst, Depression, emotionale Probleme oder Stress könnten die Folge sein, sagte einer der Autoren der Studie, Dr. Eivind Meland, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Kommunikation mit dem Vater und der Gesundheit der Kinder. „Die meisten gesundheitlichen Beschwerden hatten Kinder, die angaben, den Kontakt zum Vater verloren zu haben oder die es schwierig fanden, nach der Scheidung mit ihm zu sprechen“, verdeulichte Meland von der Universität Bergen. Vor allem vielen Mädchen falle es schwer, mit ihrem Vater zu sprechen. Die Scheidung schien die Kommunikation mit der Mutter hingegen nicht zu beeinflussen.
Bei der Studie wurden 1225 Jugendliche in einem Zeitraum von zwei Jahren (2011-2013) befragt. Zu Beginn waren 213 der Teenager Scheidungskinder, am Ende 270. Nach Angaben des Instituts für öffentliche Gesundheit sind rund 40 Prozent aller Jugendlichen in Norwegen von einer Trennung der Eltern betroffen.

Wenn die Kinder nach der Scheidung angaben, ein gutes Verhältnis zu beiden Elternteilen zu haben, schien die Trennung das Selbstwertgefühl oder die Gesundheit der Kinder nicht negativ zu beeinflussen. Doch in viele Fällen leide das Vertrauensverhältnis zum Vater, wenn die Ehe in die Brüche geht. „Wenn die Scheidung vor Gericht gebracht wird, wird am häufigsten der Mutter der Status als Hauptbetreuerin zuerkannt“, so Meland. Es werde vermutet, dass dreimal mehr Kinder den Kontakt zu ihren Vätern verloren haben als zu ihren Müttern. Die Ursachen haben die Forscher nicht untersucht.

Meland mahnt dazu, die Rolle des Vaters bei der Entwicklung eines Kindes nicht unterzubewerten. „Unsere Forschung zeigt deutlich, dass eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen wichtig für die Gesundheit der Kinder ist. Das sollte sich auf die Familienpolitik auswirken“, so Meland.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 24.01.2020

Kinder mit Rhythmusstörungen leiden häufiger unter ADHS, Angstzuständen und Depressionen

In einem Vortrag anlässlich der Scientific Sessions der American Heart Association (AHA) im November 2019 kommen Prof. Dr. Keila N. Lopez M.D. M.P.H.,Medical Director of Cardiology Transition Medicine, Division of Pediatric Cardiology, Texas Children’s Hospital-Baylor College of Medicine, Houston, Texas, und Kollegen kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche mit Herzrhythmusstörung häufiger an Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Angstzuständen und Depressionen leiden als Gleichaltrige mit anderen chronischen Krankheiten oder aber auch als gesunde Altersgenossen.

„Es ist wichtig, sowohl auf die Herzrhythmusstörungen als auch die psychische Gesundheit von Kindern zu achten. Bei Kindern und Jugendlichen mit Herzrhythmusstörungen und anderen chronische Erkrankungen sollte Eltern und Kinder- und Jugendärzte verstärkt auch nachfragen, ob Angstzustände und/oder Depressionen vorliegen, um sicherzustellen, dass diese bei Bedarf ebenso behandelt werden“, rät Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Kinderkardiologe. Bei jungen Erwachsenen, die mit Herzfehlern geboren wurden, konnten vergangene Studien bereits höhere Raten von Depressionen, Angstzuständen und ADHS beobachten.

Herzrhythmusstörung, angeborene Herzfehler und Mukoviszidose belasten Psyche besonders stark

Die Forscher analysierten die Aufzeichnungen von mehr als einer Viertelmillion Kindern, die zwischen 2011 und 2016 in die Notaufnahme des Texas Children’s Hospital eingeliefert wurden oder sich dort befanden. Sie überprüften Daten von mehr als 7.300 Kindern mit abnormalem Herzrhythmus und verglichen sie mit Heranwachsenden mit bestimmten chronischen Erkrankungen, wie Mukoviszidose, Sichelzellkrankheit, und Kindern ohne eine solche Erkrankung. Bei Kindern mit Arrhythmien wurden demnach neunmal häufiger Angstzustände und/oder Depressionen diagnostiziert oder behandelt und fast fünfmal häufiger ADHS als bei Kindern ohne die beiden o.g. chronische Krankheiten. Über 20% der untersuchten Kinder, die unter einer Herzrhythmusstörung, einem angeborenen Herzfehler oder Mukoviszidose litten, erhielten auch Medikamente gegen Angstzustände oder Depressionen. Demgegenüber erhielten nur für 5% der Kinder mit Sichelzellanämie und 3% der Kontrollgruppe diese Medikamente. Im Vergleich zu Kindern mit Sichelzellanämie litten junge Patienten mit Arrhythmien 5-mal häufiger unter einer Angststörung oder unter Depressionen.

Unter Herzrhythmusstörungen verstehen Experten eine Vielzahl von Abweichungen vom „normalen“ Herzschlag, die sowohl die Regelmäßigkeit als auch die Frequenz betreffen können. Das Herz kann beispielsweise zu schnell oder zu langsam schlagen. Die Schwere einer solchen Störung kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. „Kinder und Jugendliche, die im Laufe ihres jungen Lebens eine Herzrhythmusstörung entwickeln, haben besonders zu kämpfen, da sie sich vorher ohne Einschränkungen sportlich betätigen und herumtoben konnten. Deshalb kümmern sich die meisten Herzzentren nicht nur um die Herzgesundheit, sondern auch um die seelische Gesundheit der Heranwachsenden. Falls Eltern dort keine Ansprechpartner finden, bietet der Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK) ebenso Unterstützung, Informationen und regionale Elterngruppen an“, empfiehlt Dr. Kahl, Mitglied des Expertengremiums beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesverband Herzkranke Kinder (BVKHK).

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 19.02.2020

Komorbide psychische Störungen bei Diabetikern häufig

Psychische Störungen treten bei Menschen mit Diabetes häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Gleichzeitig stellten komorbide psychische Störungen eine Be­hand­lungsbarriere dar, verschlechterten die Prognose des Diabetes und führten zu einer erhöh­ten Mortalität.

Darauf machte Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psy­chologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) heute bei einer Pressekonferenz im Rahmen des „Zukunftstag Diabetologie“ der Fachgesellschaft in Berlin aufmerksam.

Die DDG will mit der Fachveranstaltung aufmerksam machen auf die Defizite in der psy­chosozialen Versorgung von Diabetikern – auch in den eigenen Reihen: Von 9.186 Mit­gliedern haben nach Angaben von Vizepräsident Neu nur 120 einen fachpsycholo­gischen Hintergrund.

„Trotz dieser recht eindeutigen Befundlage gibt es keine flächendeckenden psychosozia­len und fachpsychotherapeutischen Angebote für Menschen mit Diabetes“, bemängelte Kulzer, Leiter des Forschungsinstitutes der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim.

Den Daten der internationalen DAWN-2-Studie zufolge, der bislang größten Untersu­chung zu psychosozialen Belastungen von Menschen mit Diabetes, ist fast die Hälfte aller Patienten mit Typ-1-Diabetes und etwa jeder 4. Patient mit Typ-2-Diabetes in Deutsch­land aufgrund der Erkrankung stark belastet. „Der sogenannte Diabetes Distress ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Depressionen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist dann um das 2,5-Fache erhöht“, erläuterte Kulzer.

Insgesamt leiden dem Experten zufolge 12 % aller Menschen mit Diabetes an einer klini­schen Depression, bei weiteren 18 % treten depressive Stimmungen auf. Auch Angst­stö­rungen, Zwangserkrankungen sowie bestimmte Essstörungen wie Bulimie und Binge Eating kommen demnach bei Diabetes-Patienten häufiger vor als normalerweise.

„Es mangelt an psychologischen Interventionen im Rahmen der Diabetestherapie – im stationären Bereich liegt das vor allem an den fehlenden Abrechnungsmöglichkeiten“, sagte Kulzer. Hier könnten nach Ansicht der DDG multimodale Komplexziffern, in denen psychiatrische, psychosomatische oder psychologisch-psychotherapeutische Leistungen mit einem festgelegten Behandlungsplan abgebildet sind, Abhilfe schaffen – ähnlich wie bei der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie.

Auch spezielle psychologisch/psychotherapeutische Interventionen im Rahmen des Disease-Management-Programms (DMP) Diabetes könnten nach Ansicht der DDG die Versorgung verbessern. „Aktuell sind die Möglichkeiten im DMP sehr begrenzt“, sagte der Vizepräsident der Fachgesellschaft, Andreas Neu, bei der Pressekonferenz.

Aufmerksam machte die DDG auch auf die von der Bundes­psycho­therapeuten­kammer (BPtK) vor 2 Jahren beschlossene Zusatzweiterbildung „Spezielle Psychotherapie Diabe­tes“. Umgesetzt wird sie von den Psychotherapeutenkammern Bayern, Baden-Württem­berg und Rheinland-Pfalz.

Nach Angaben von Andrea Benecke, Vizepräsidentin des Vorstands der BPtK und der Lan­despsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, haben nur 56 Psychologische Psychothe­rapeuten bislang diese Zusatzweiterbildung absolviert, die meisten davon in Rheinland-Pfalz. Als Grund für das relativ geringe Interesse nennt sie die kapazitäre Auslastung der meisten psychotherapeutischen Praxen. 

Quelle: https://www.aerzteblatt.de vom 17.10.2019

Ärzte fordern bessere psychosoziale Betreuung für Kinder mit Diabetes

Für Eltern mit an Diabetes erkrankten Kindern gibt es zu wenig psychosoziale Hilfen, kritisiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft. Es brauche dringend mehr entsprechende Angebote in der Langzeitbehandlung.

Ärzte haben die mangelnde psychosoziale Betreuung von Eltern beklagt, deren Kinder an Diabetes erkrankt sind. „Trotz eines insgesamt hohen Qualitätsniveaus in der somatischen Versorgung von Menschen mit Diabetes gibt es in Deutschland noch erhebliche Defizite in der psychosozialen Versorgung“, sagte der Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Professor Andreas Neu anlässlich des „Zukunftstags Diabetologie“ am Donnerstag in Berlin.

„Psychische Determinanten“ bei Diabetes fänden häufig zu wenig Beachtung und würden als nachrangig gegenüber der Stoffwechselqualität gelten. Dabei hätten sie erheblichen Einfluss auf den Stoffwechsel, sagte Neu, der als Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen praktiziert. Haus- wie Fachärzte müssten sich stärker zu Fragen der psychosozialen Betreuung chronisch Kranker weiterbilden. Derzeit hätten weniger als zwei Prozent der rund 9200 Mitglieder der DDG eine psychologische Ausbildung.

In den vergangenen zwei Dekaden sei die gesundheitliche Prognose von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes „dank moderner Insuline, neuer Diabetes-Technologien und qualifizierter Schulungen eindrucksvoll verbessert“ worden, sagte die Vize-Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der DDG Professor Karin Lange. „Diese Erfolge setzen wir aufs Spiel, wenn wir die psychosoziale Unterstützung der Familien nicht ausbauen.“

Typ-1-Diabetes: Einschnitt in die Lebensplanung

Lange sprach von einer „Doppelbelastung“ für Eltern von Kindern mit Diabetes. Diese müssten eine immer komplexere Therapie an 365 Tagen eines Jahres „konsequent und sachkundig“ umsetzen und gleichzeitig „liebevoll und zugleich konsequent ihren Kindern gegenüber auftreten“. Das erfordere viel emotionale Wärme, klare Regeln, Kommunikationsbereitschaft und eine starke Führung. „Für viele Eltern ist das ganz schön schwierig.“

Die Diagnose Diabetes Typ 1 bei einem Kind stelle für Familien ein Einschnitt in deren Lebensplanung dar, betonte Lange. Auch wenn die betroffenen Mütter und Väter in spezialisierten pädiatrischen Diabeteszentren mit den Herausforderungen der Diabetes-Behandlung vertraut gemacht würden und dort Schulungen erhielten, sei der Bereich der psychologischen und sozialen Beratung nur unzureichend ausgestattet. Notwendig seien daher veränderte Finanzierungskonzepte in der Gesundheitsversorgung, die mehr „grundlegende Maßnahmen psychosozialer Versorgung bei Diabetes mellitus ermöglichten, so die Forderung der DDG-Experten.

Professor Bernhard Kulzer vom Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim und erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der DDG wies darauf hin, dass knapp die Hälfte aller Patienten mit Typ-1-Diabetes und etwa jeder vierte Patient mit Typ-2-Diabetes in Deutschland aufgrund der Erkrankung seelisch stark belastet sei. Studien zeichneten hierzu ein geradezu „fatales Bild“, so Kulzer.

Erhöhtes Erkrankungrisiko durch Distress

Erhöhte diabetesbezogene Belastungen, sogenannter Diabetes Related Distress, seien Risikofaktor für das Entstehen von Depressionen oder Angst- und Essstörungen. Allein die Wahrscheinlichkeit für eine Depression sei um das 2,5-fache erhöht. Trotz dieser Befundlage gebe es in Deutschland bislang „keine flächendeckenden psychosozialen Angebote für Menschen mit Diabetes.“

Selbst in entsprechenden Disease-Management-Programmen kämen psychotherapeutische Interventionen – wie sie etwa im DMP Brustkrebs angelegt seien – bislang zu kurz. Kulzer forderte zudem mehr Beratungsangebote für Menschen mit Diabetes. Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Prävention psychischer Störungen durch die Erkrankung leisten.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de vom 17.10.2019

Die Gesundheit der Bevölkerung im europäischen Vergleich

Wie gesund ist die Bevölkerung in Deutschland im europäischen Vergleich? Das Robert Koch-Institut hat im Journal of Health Monitoring 4/2019 Ergebnisse der aktuellen, zweiten Welle der Europäischen Gesundheitsbefragung EHIS veröffentlicht. Europaweit vergleichbare Gesundheitsinformationen sind eine wichtige Grundlage für evidenzbasierte Maßnahmen, um Gesundheitsherausforderungen entgegenzutreten. Außerdem können sie helfen Best-Practice-Beispiele für Interventionsansätze zu identifizieren. „Mit den Daten wollen wir dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen weiter zu verbessern“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Der Fokus der Europäischen Gesundheitsbefragung liegt auf nichtübertragbaren Krankheiten.

Für die Auswertungen im Journal of Health Monitoring haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RKI vier Themengebiete analysiert: (1) Einschränkungen im Alter bei Aktivitäten des täglichen Lebens wie Nahrungsaufnahme oder Körperpflege, (2) die Auswirkungen der zentralen sozialen Rollen im mittleren Erwachsenenalter – Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit – auf die selbst eingeschätzte Gesundheit, (3) das Gesundheitsverhalten in Abhängigkeit von der Bildung und (4) die Häufigkeit einer depressiven Symptomatik. Bei EHIS 2 war es erstmals möglich, das Vorkommen einer depressiven Symptomatik über die gesamte Spanne des Erwachsenenalters miteinander zu vergleichen. Jüngere Menschen haben demnach in Deutschland häufiger eine depressive Symptomatik als der EU-Durchschnitt (11,5% versus 5,2%), bei Älteren ist die Verbreitung in Deutschland mit 6,7% geringer als im EU-Durchschnitt (9,1%).

Die Europäische Gesundheitsbefragung ist seit der zweiten Welle für alle EU-Staaten verpflichtend und findet alle sechs Jahre statt. In Deutschland ist EHIS Teil des Gesundheitsmonitorings am RKI und wurde in die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015-EHIS) integriert. In Deutschland wurden fast 25.000 Personen online oder schriftlich befragt.

Das RKI hat eine langjährige Expertise im nationalen Gesundheitsmonitoring, seine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland „KiGGS“ war bei der Basiserhebung 2006 europaweit einmalig. Die Expertinnen und Experten des RKI-Monitorings waren maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und Implementierung der grundlegenden europäischen Kennziffern (Kernindikatoren) sowie an Konzeption und Umsetzung von EHIS. Aktuell ist das RKI Partner in der europäischen „Joint Action on Health Information“. Ziel dieses Verbundes ist der Aufbau eines europäischen Gesundheitsinformationssystems mit dem Schwerpunkt auf nichtübertragbaren Erkrankungen. Auf EU-Ebene fehlt bislang eine nachhaltige Struktur oder Einrichtung für die nichtübertragbaren Krankheiten. Für Infektionskrankheiten gibt es das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten.

Nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus und Atemwegserkrankungen sind die Haupttodesursache weltweit und auch in Deutschland. Risikofaktoren wie Rauchen, mangelnde körperliche Bewegung, schädlicher Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung sind oftmals vermeidbar. „Präventionsansätze müssen den Einzelnen, seine Lebenswelt und die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen in den Blick nehmen“, betont Wieler. Das RKI erweitert derzeit sein Gesundheitsmonitoring nichtübertragbarer Krankheiten. Der Aufbau einer nationalen Diabetes-Surveillance ist dabei Vorbild für weitere nichtübertragbare Krankheiten.

Quelle: Robert Koch-Institut vom Dezember 2019

US-Umfrage: Zwei Drittel der Eltern glauben nicht, eine Depression bei ihrem Jugendlichen identifizieren zu können

Laut einer neuen amerikanischen Umfrage gehört es zu den größten Herausforderungen für Eltern, den Unterschied zwischen den normalen Stimmungsschwankungen eines Teenagers und einem größeren psychischen Problem zu erkennen.

Obwohl die Mehrheit der Eltern angibt, dass sie zuversichtlich sind, Depressionen bei ihren Kindern im mittleren oder höheren Schulalter erkennen zu können, haben zwei Drittel der Umfrage des CS Mott Children’s Hospital von der Universität von Michigan zufolge Schwierigkeiten, bestimmte Anzeichen und Symptome einer Depression auszumachen.

40% der Eltern kennen kaum die Unterschiede zwischen normalen Stimmungsschwankungen und Anzeichen einer Depression, während 30% angeben, dass ihr Kind gut darin ist, Gefühle zu verbergen.

„In vielen Familien bringen die Jugendjahre dramatische Veränderungen sowohl im Verhalten als auch in der Dynamik zwischen Eltern und Kindern mit sich“, erklärte Prof. Dr. Sarah Clark, eine leitende Autorin der Studie. „Diese Übergänge können es besonders schwierig machen, den emotionalen Zustand von Kindern und eine mögliche Depression zu beurteilen.“ Dennoch sagte ein Drittel der befragten Eltern, nichts würde ihre Fähigkeit beeinträchtigen, Anzeichen einer Depression bei ihrem Kind zu erkennen.

Manche Eltern überschätzen ihre Feinfühligkeit gegenüber ihrem Teenager

„Einige Eltern überschätzen möglicherweise ihre Fähigkeit, Depressionen in der Stimmung und im Verhalten ihres eigenen Kindes zu erkennen“, so Clark.

Die Umfrage legt auch nahe, dass das Thema Depression für Schüler der Mittel- und Oberstufe nur allzu vertraut ist. Jedes vierte Elternteil gibt an, dass sein Kind einen Altersgenossen oder Klassenkameraden mit Depressionen kennt, und jedes zehnte Kind einen Altersgenossen oder Klassenkameraden, der durch Selbstmord gestorben ist.

In der Tat steigen die Selbstmordraten bei Jugendlichen in den USA weiter an. Bei Menschen im Alter von 10 bis 24 Jahren stieg die Selbstmordrate nach Angaben der CDC (Centers for Disease Control and Prevention) zwischen 2007 und 2017 um 56%.

„Unser Bericht bekräftigt, dass Depressionen kein abstraktes Konzept für Teenager und Jugendliche von heute oder ihre Eltern sind“, betonte Clark.
„Dieses Maß an Vertrautheit mit Depressionen und Selbstmord steht im Einklang mit jüngsten Statistiken, die einen dramatischen Anstieg des Selbstmordes bei Jugendlichen in den USA in den letzten zehn Jahren belegen. Steigende Selbstmordraten unterstreichen, wie wichtig es ist, Depressionen bei Jugendlichen zu erkennen.“

Verglichen mit den Bewertungen ihrer eigenen Fähigkeiten waren die befragten Eltern auch weniger zuversichtlich, dass ihre Kinder oder Jugendlichen Depressionen bei sich selbst erkennen würden.

Clark sagte, Eltern sollten wachsam bleiben, wenn sie Anzeichen einer möglichen Depression bei Kindern entdecken, die von Traurigkeit und Isolation bis zu Wut, zu Gereiztheit und zu aggressivem Verhalten reichen können. Eltern könnten auch mit ihren Jugendlichen oder Teenagern darüber sprechen, ob sie einen Erwachsenen haben bzw. finden können, der vertrauenswürdig ist, wenn sie sich schlecht fühlen, riet Clark.

Schulen könnten größere Rolle beim Aufspüren von depressiven Jugendlichen spielen

Die meisten Eltern glauben auch, dass Schulen eine Rolle bei der Identifizierung potenzieller Depressionen spielen sollten. „Die gute Nachricht ist, dass Eltern Schulen als einen wertvollen Partner bei der Erkennung von Depressionen bei Jugendlichen ansehen“, so Clark. Die schlechte Nachricht ist, dass zu wenige Schulen über ausreichende Ressourcen verfügen, um Schüler auf Depressionen zu untersuchen und Schüler, die Hilfe bräuchten, zu beraten.“

Clark ermutigt die Eltern dazu, sich zu erkundigen, ob an der Schule ihres Kindes ein Depressionsscreening stattfindet und ob Beratung für betroffene Schüler angeboten wird. In Anbetracht der begrenzten Ressourcen in vielen Schulbezirken könnten Eltern dafür eintreten, indem sie Verantwortlichen über die Bedeutung des Angebots von psychosozialen Diensten an Schulen sprechen.

Der national repräsentative Mott Poll Report basiert auf den Antworten von 819 Eltern mit mindestens einem Kind in der Mittel- oder Oberstufe.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 03.01.2020

Essstörung mit „normalem“ Gewicht: Atypische Magersucht

Wer als übergewichtiger Heranwachsender in kurzer Zeit viel Gewicht verliert oder über einen langen Zeitraum laufend abnimmt, leidet möglicherweise unter einer Essstörung, auch wenn er nicht abgemagert aussieht. Diese Essstörung wird deshalb als untypische Magersucht bezeichnet. Sowohl die typische Magersucht (Anorexia nervosa) als auch die untypische Magersucht (atypische Anorexie) kann gefährliche gesundheitliche Auswirkungen haben.

„Beide Patientengruppen haben ein gestörtes Körperbild und extreme Angst davor, zuzunehmen und schränken ihre Nahrungszufuhr stark ein. Nur bei der atypischen Anorexie fällt das Hungern nicht so auf, da bei den meisten ehemals übergewichtigen Patienten immer noch ein weitgehendes ‚normales‘ oder sogar etwas mehr als „normales“ Gewicht vorliegt. Trotzdem ist bei Essstörungen oftmals der Hormonhaushalt oft soweit gestört, dass bei Mädchen die Regelblutung ausbleibt. Bei erheblicher Unter- bzw. Mangelernährung ist der Puls ist in der Regel verlangsamt, was zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Auch die Körpertemperatur ist meist herabgesetzt.“, beschreibt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), das Krankheitsbild. Gefährlich ist vor allem das Elektrolytungleichgewicht, das die Funktion des Gehirns, der Muskeln und des Herzens beeinträchtigt. Länger andauernde Elektrolytstörungen schädigen zudem das Nierengewebe. Eine Behandlung im Krankenhaus kann erforderlich werden.

In einer in „Pediatrics“ veröffentlichen amerikanischen Studie, in der Betroffene mit beiden Essstörungen untersucht wurden, zeigte sich, dass die Heranwachsenden bzw. jungen Erwachsenen (12 bis 24 Jahre) bei beiden Formen durchschnittlich ca. 14 kg in etwa 15 Monaten verloren hatten. Etwa ein Drittel der Patienten, die aufgrund einer Essstörung in der Klinik behandelt werden müssen, sind den Autoren zufolge derzeit Patienten mit einer atypischen Magersucht. „Der Body Mass Index sagt zwar etwas über das Gewicht aus, das ein Jugendlicher hat, aber er kann keine Aussage über seine Gesundheit geben. Bei Übergewicht ist es wünschenswert, dass ein junger Mensch an Gewicht verliert, doch sollte dies am besten unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, um negative Folgen zu vermeiden“, rät Dr. Fegeler.

In den letzten 30 Jahren hat Übergewicht bei Jugendlichen deutlich zugenommen. Der KiGGS-Studie zufolge (Welle 2) leiden bei Kindern im Alter von 3 bis 17 15,4% unter Übergewicht und 5,9% unter Fettleibigkeit (Adipositas). Je älter Kinder werden, desto höher ist ihr Risiko für Übergewicht. Heranwachsende mit zu vielen Pfunden hören von vielen Seiten, dass sie abnehmen sollten. Doch wenn dies auf eigene Faust geschieht, ist es meist nicht der beste Weg, wie z.B. Abnahme durch eine Radikaldiät, einseitige Ernährung und extreme körperliche Betätigung. „Anerkennung und Lob von anderen für ihren Gewichtsverlust spornt Betroffene an, weiterzumachen. Dabei glauben Teenager oft, dass sie immer noch etwas für ihre Gesundheit tun, weil sie ja nicht untergewichtig sind“, ergänzt Dr. Fegeler.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 25.12.2019

Jugendliche aus sozial schwächeren Familien weisen häufigere Schlafschwierigkeiten auf

Ungefähr jedes 5. Kind hat Schlafschwierigkeiten und Jugendliche aus sozial schwächeren Familien sind dabei einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Dies waren Ergebnisse einer Studie des Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE Child) der Universität Leipzig.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden auf der 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), die vom 7.-9. November 2019 in Hamburg stattfand, vorgestellt.

„Wir empfinden das als sehr besorgniserregend“, sagt Christiane Lewien, Medizinstudentin an der Universität Leipzig, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit in der Forschungsgruppe um Professor Dr. Wieland Kiess und Dr. Tanja Poulain an der Studie beteiligt war. Es sei dringend notwendig, hier weitere Studien zur Kausalität anzusetzen, um den Zusammenhang besser zu verstehen und Familien mit niedrigerem sozialem Hintergrund gezielt unterstützen zu können.
Da Schlafschwierigkeiten ein zunehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit darstellen, ist es wichtig, sich einen Überblick über besonders gefährdete Personengruppen zu verschaffen. Im Kindes- und Jugendalter haben Schlafstörungen in den letzten Jahren zugenommen.
Worin liegen die Schlafschwierigkeiten und wie sind sie verteilt?
Um dies zu klären, wurden im Rahmen der LIFE Child-Studie in Leipzig 1.902 4–17-jährige Kinder und Jugendliche zu Schlafschwierigkeiten befragt. „Von 855 4-9-Jährigen beantworteten die Eltern einen Fragebogen und 1.047 10- bis 17-Jährige gaben Selbstauskunft. Es wurden Zusammenhänge zwischen Schlafauffälligkeiten und dem Alter und Geschlecht der Kinder sowie der sozialen Stellung der Familie untersucht“, erklärte Frau Lewien das Vorgehen. Bei 22,6% der 4- bis 9-jährigen und 20% der 10- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen wurden Schlafauffälligkeiten festgestellt. Wie zu erwarten, wurden unter Kindern besonders Widerstand beim Zubettgehen und Durchschlafschwierigkeiten angegeben, während Jugendliche vorwiegend Tagesschläfrigkeit berichteten. Während Geschlechtsunterschiede bisher meist nur ab der Pubertät beschrieben sind, zeigte sich in dieser Studie auffälliges Schlafverhalten bereits im Kindesalter häufiger bei Jungen und im Jugendalter häufiger bei Mädchen. Zusätzlich verdeutlichte die Analysen bei den 10- bis 17-Jährigen, dass Jugendliche aus niedrigeren Sozialschichten mehr Schlafschwierigkeiten angaben, als jene aus höheren Sozialschichten. Warum dieser Zusammenhang erst im Jugendalter zu beobachten ist, muss noch näher untersucht werden. Möglicherweise werden Verhaltensweisen, die die Schlafqualität mindern und in niedrigeren Sozialschichten häufiger zu beobachten sind (z.B. körperliche Inaktivität, Mediengebrauch, schulische Überforderung) erst in diesem Alter relevant.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 23.12.2019