Nikotinbeutel – ein gefährlicher Trend unter Jugendlichen

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland greifen zu Nikotinbeuteln, kleinen, weißen Päckchen mit hochkonzentriertem Nikotin, die diskret im Mund getragen werden. Obwohl diese Produkte in Deutschland nicht legal verkauft werden dürfen, sind sie für viele Jugendliche leicht zugänglich. Die Stiftung Kindergesundheit warnt eindringlich vor den gesundheitlichen Risiken und dem hohen Suchtpotenzial dieser vermeintlich harmlosen Beutel.

Nikotinbeutel, auch als „Pouches“ oder „Snus“ bekannt, sind kleine, weiße Beutelchen, die zwischen Zahnfleisch und Oberlippe gelegt werden. Dort wird das enthaltene Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen – schnell, diskret und wirksam. Optisch ähneln sie dem sogenannten Snus, einem oralen Tabakprodukt aus Schweden. Während Snus kleine Beutel mit Tabak und Nikotin enthält und in der EU (außer in Schweden) verboten ist, kommen die neuen Nikotinbeutel ohne Tabak aus. Stattdessen enthalten sie ein Pulver aus Nikotinsalzen, Aromen und Trägerstoffen, das über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Seit 2021 gelten sie in Deutschland als Lebensmittel und dürfen wegen ihres hohen Nikotingehalts nicht legal verkauft werden. Dennoch gelangen sie weiterhin über Kioske, Online-Shops oder den privaten Handel an Jugendliche.

Ein wachsender Trend – auch an deutschen Schulen

Laut einer aktuellen Auswertung des Präventionsradars 2022/2023, einer schulbasierten Studie mit über 12.000 Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 10, haben bereits 5,4% der befragten Kinder und Jugendlichen mindestens einmal einen Nikotinbeutel konsumiert – 6,3% der Jungen und 3,5% der Mädchen. Besonders auffällig: Im Alter von 16 bis 17 Jahren liegt die Lebenszeitprävalenz bereits bei 15,2% der Jungen und 10,3% der Mädchen. Nikotinbeutel sind damit kein Randphänomen mehr, trotz der Tatsache, dass ihr Verkauf in Deutschland nicht erlaubt ist.

Die Studie zeigt zudem: Je niedriger der soziale Status und je höher die individuelle Risikobereitschaft, desto häufiger ist der Konsum. Mischkonsum mit anderen Produkten wie E-Zigaretten, Shishas oder klassischen Zigaretten ist weit verbreitet und nimmt ab einem Alter von 13 Jahren deutlich zu. Vor allem in sozialen Netzwerken wie TikTok werden die Produkte als vermeintlich harmlose Alltagsbegleiter oder sogar als „Leistungsbooster“ beworben – oft von Influencern mit großer Reichweite. Auch an Schulen ist der Konsum bereits angekommen.

Heimlich, still und schädlich

Eltern und Lehrkräfte bemerken den Konsum oft nicht: Die Beutel sind klein, geruchlos und leicht zu verstecken – ganz anders als Zigaretten oder E-Zigaretten. Viele Erwachsene halten sie für Bonbons oder Kaugummi. Viele Jugendliche nehmen sie nicht als gefährliches Suchtmittel wahr, sondern als scheinbar harmlose, moderne Alternative zur Zigarette. Sie lassen sich diskret in den Schulalltag integrieren. Das Produktdesign wirkt bewusst unverfänglich: Die Dosen erinnern eher an Kaugummi oder Lippenbalsam als an ein gesundheitsgefährdendes Nikotinprodukt. Dabei kann schon ein einziger Beutel Schwindel, Übelkeit und sogar Ohnmacht verursachen. Bei regelmäßigem Konsum droht eine schnelle Nikotinabhängigkeit – mit möglichen Folgen für Herz, Kreislauf und Gehirnentwicklung.

Viele Produkte enthalten extrem hohe Nikotinmengen – bis zu 50 Milligramm pro Beutel, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet. Zum Vergleich: Eine Zigarette enthält etwa 8 bis 12 Milligramm Nikotin. „Nikotin ist ein stark wirksames Nervengift“, erklärt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Gerade im Jugendalter kann es die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und das Risiko für eine lebenslange Nikotinabhängigkeit deutlich erhöhen.“

Über die langfristigen gesundheitlichen Folgen gibt es bislang kaum Daten. Fachleute warnen jedoch vor dem hohen Abhängigkeitspotenzial, möglichen krebserregenden Inhaltsstoffen sowie gesundheitlichen Schäden im Bereich von Mund, Rachen und Hals. Die Stiftung Kindergesundheit teilt diese Einschätzung.

Verboten – aber dennoch erhältlich

Rechtlich dürfen tabakfreie Nikotinbeutel in Deutschland nicht verkauft werden. Sie fallen unter das Lebensmittelrecht und benötigen eine Zulassung, die bislang nicht vorliegt. Der Verkauf – auch in Kiosken oder Online-Shops – ist somit eigentlich verboten. Doch die Realität sieht anders aus: Bei Kontrollen finden Ordnungsämter immer wieder illegale Angebote in Spätis, Shisha-Läden oder im Internet.

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Eltern, das Thema frühzeitig mit ihren Kindern zu besprechen. Besonders wichtig:

  • Informieren Sie sich über neue Konsumformen, auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos erscheinen.
  • Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über das, was es in den sozialen Medien sieht oder was an der Schule kursiert.
  • Erkennen Sie mögliche Warnzeichen wie häufige Übelkeit, Müdigkeit oder den plötzlichen Wunsch nach mehr „Konzentration“ oder „Energie“.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Eltern und Lehrkräften aus.

Neue Herausforderung für Prävention und Gesundheitsschutz

Nikotinbeutel sind kein harmloser Lifestyle-Trend, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, besonders für Kinder und Jugendliche. Die Stiftung Kindergesundheit fordert eine konsequente Regulierung, mehr Kontrollen und vor allem: verstärkte Aufklärung für Familien, Schulen und das pädagogische Umfeld.

„Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich – mit allen negativen gesundheitlichen Folgen für das spätere Leben“, warnt Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Deshalb brauchen wir jetzt klare Botschaften, gute Präventionsangebote und eine aufmerksamere Gesellschaft.“ 

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 18.09.2025

Jugendliche: Meist gut über psychische Erkrankungen informiert

Jugendliche in Deutschland zeigen sich sensibel im Umgang mit psychischen Erkrankungen und fühlen sich überwiegend gut darüber informiert. 72 Prozent und damit fast drei Viertel wissen, was ihnen bei psychischen Belastungen helfen könnte, wie aus einer Befragung der BARMER hervorgeht. 61 Prozent waren nach eigenen Angaben schon einmal selbst psychisch belastet.

Knapp 80 Prozent der Jugendlichen haben eine Vorstellung davon, wie sich psychische Erkrankungen äußern können. Drei Viertel erlebten dies schon im eigenen Umfeld. Mädchen und Jungen aus höher gebildeten Gruppen sind mit 74 Prozent besser informiert als Jugendliche aus bildungsferneren Lebenswelten mit 63 Prozent.

Allerdings ist die Hemmschwelle beim Ansprechen psychischer Belastungen immer noch recht hoch. Nur 38 Prozent der Befragten halten es demnach für leicht, über ihre eigene psychische Situation zu sprechen. Dabei sei es „wichtig, dass psychische Belastungen kein Tabuthema mehr sind“, erklärte BARMER-Chef Christoph Straub. „Jugendliche brauchen mehr Unterstützung, um über ihre Sorgen und Ängste trotz Scham sprechen zu können.“ Er forderte präventive und auch niederschwellige Angebote für Jugendliche.

Die Daten stammen aus der Sinus-Jugendstudie 2024/2025. Befragt wurden dafür im September 2024 rund 2 000 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren.

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP, Ausgabe 8/2025

Statistisches Bundesamt: Mehr Klinikaufenthalte wegen Essstörung

Immer mehr Mädchen und junge Frauen werden wegen Essstörungen stationär im Krankenhaus behandelt. Ihre Zahl verdoppelte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) binnen 20 Jahren: von 3 000 Patientinnen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren im Jahr 2003 auf 6 000 im Jahr 2023. Ihr Anteil an allen Patienten und Patientinnen mit Essstörungen stieg von 23,4 Prozent im Jahr 2003 auf 49,3 Prozent 20 Jahre später. Insgesamt wurden 2023 rund 12 100 Menschen mit der Diagnose im Krankenhaus behandelt – diese Zahl sank im Vergleich zu 2003, damals gab es 12 600 Fälle.

Mit gut drei Vierteln der Fälle wurde 2023 Magersucht (Anorexia Nervosa) am häufigsten diagnostiziert, elf Prozent litten an Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Betroffen sind vor allem Frauen: Ihr Anteil bei den Krankenhausbehandlungen stieg innerhalb von 20 Jahren von 87,6 auf 93,3 Prozent. Die Behandlungsdauer stieg bei Frauen und Männern an: 53,2 Tage dauerte eine Behandlung wegen Essstörung im Jahr 2023 durchschnittlich – der höchste Wert seit 2003, wie das Bundesamt mitteilt. Zum Vergleich: Ein stationärer Krankenhausaufenthalt dauerte im Jahr 2023 durchschnittlich 7,2 Tage.

Die Zahl der Menschen, die an den Folgen einer Essstörung sterben, schwankt den Angaben zufolge von Jahr zu Jahr stark. Im Jahr 2023 waren es 78. Im Jahr 2008 waren 100 Todesfälle auf die Erkrankung zurückgeführt worden, der Höchststand des 20-Jahre-Zeitraums. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP, Ausgabe 9/2025

Gesundheitsreport: Fast zwei Drittel der Schulkinder belastet und einsam

Rund 65 Prozent der 12- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in Deutschland fühlen sich einer Umfrage zufolge erschöpft, emotional belastet oder einsam. Für den DAK-Präventionsradar hat das IFT-Nord – Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung im Schuljahr 2024/ 2025 mehr als 26 500 Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Klassen aller Schulformen in 14 Bundesländern befragt. Die Onlinebefragung wird einmal im Jahr im Unterricht durchgeführt.

Etwa jeder sechste junge Mensch ist der Umfrage zufolge traurig oder zeigt andere depressive Symptome – bei den Mädchen mit niedrigem Sozialstatus sind es demnach sogar über 40 Prozent. Auch Einsamkeit ist demnach weiterhin ein großes Thema: 33 Prozent fühlen sich oft allein und haben das Gefühl, keine Freunde zu haben (Vorgängerbefragung: 31 Prozent). Mädchen (41 Prozent) zeigten sich in der Befragung deutlich häufiger betroffen als Jungen (25 Prozent).

Abgefragt wurde in der Studie auch die Gesundheitskompetenz der Schulkinder: 84 Prozent verfügen nur über eine geringe bis moderate Gesundheitskompetenz. Damit gehe ein geringes gesundheitsbewusstes Verhalten in Bezug auf gesundes Essen, ausreichend Schlaf, Sport oder Bewegung einher. Zugleich seien diejenigen ohne ausgeprägte Gesundheitskompetenz häufiger erschöpft, traurig oder einsam. Der soziale Hintergrund wirkt sich deutlich aus: Bei Schulkindern aus Familien mit einem niedrigen Sozialstatus sind es mit zwölf Prozent noch weniger, die über eine hohe Gesundheitskompetenz verfügen. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP, Ausgabe 9/2025

Kinder und Jugendliche: Weiter hohes Niveau bei sexueller Gewalt

Die Zahl sexueller Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche liegt in Deutschland weiterhin auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Darauf haben Bundesinnenministerium, Bundeskriminalamt und die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, mit einem jährlichen Lagebild hingewiesen.

Claus warnte: „Im Netz explodiert das Risiko sexualisierter Gewalt. Noch nie war es für Täter so leicht, Kinder zu erreichen.“ In Deutschland bearbeitete die Polizei 2024 laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS), auf deren Basis das Lagebild erstellt wurde, 16 354 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern beziehungsweise 18 497 Betroffenen. 13 365 der Betroffenen waren Mädchen, 4 720 Jungen. In mehr als der Hälfte der Fälle (57 Prozent) bestand zwischen Betroffenen und Tatverdächtigem dem Bericht zufolge nachweislich eine Vorbeziehung. Eltern, Geschwister, Gleichaltrige, Trainer, Nachbarn oder andere Bezugspersonen sind häufig Täter. Registriert wurden 12 368 Tatverdächtige, ein Zuwachs von 3,9 Prozent gegenüber 2023. Die Polizei zählte knapp 1 200 Fälle von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17.

Die Zahlen geben nur Auskunft über das sogenannte Hellfeld, also Fälle, die angezeigt wurden. Schon lange wird darüber diskutiert, wie das „Dunkelfeld“ besser ausgeleuchtet werden kann. Die UBSKM kündigte dazu eine groß angelegte Studie an. Ab 2026 sollen bundesweit Jugendliche in den 9. Klassen nach möglichen Missbrauchserfahrungen befragt werden. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP, Ausgabe 9/2025

Dünn, dünner, #skinnytok: Dünnsein als Lebenseinstellung

Nur kleine Löffel zu sich nehmen, ein Glas Sprudelwasser vor dem Essen oder sich bei Heißhunger abends die Zähne putzen anstatt Schokolade zu essen. Solche Tipps für ein besseres „Mindset“ finden sich zuhauf in sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag „SkinnyTok“ haben sich Jugendliche und junge Frauen Abnehmtipps gegeben. Mittlerweile hat TikTok das Hashtag gesperrt und leitet die Suchanfragen #Skinnytok auf eine Seite mit Hilfsangeboten um. Der Konzern reagiert damit auf Druck von Frankreich und weiteren EU-Ländern.

Prof. Dr. rer. nat Katrin Giel vom Universitätsklinikum Tübingen ist der Meinung, dass Social-Media-Konzerne sehr viel stärker in die Pflicht genommen werden müssen, schädliche Inhalte zu sperren. Die Psychologin hält das Verbot für richtig, sagt allerdings: „Gleichzeitig ähnelt die Regulierung von Social Media zu einem gewissen Grad dem Kampf gegen die Hydra.“ Nutzende fänden schnell neue Wege, ihre Inhalte zu verbreiten. So passiert es etwa unter #SkinnyTalk: „Du kannst nicht erwarten, auszusehen wie eine Elfe, wenn du isst, wie ein Oger“, blafft eine Influencerin mit Beauty-Filter auf Gesicht und Körper einen geradezu an.

„Junge Menschen wollen gerne Anerkennung durch eine Gruppe von Gleichgesinnten oder Gleichaltrigen und das kann gefährlich werden in solchen SkinnyTok-Communitys, denn dort bekommt man vor allem Anerkennung, wenn man dem Dünnsein nacheifert“, so Giel.

Der Trend ist natürlich nicht neu. Lange Zeit gab es etwa die Internetseiten Pro Mia (Bulimia nervosa) oder Pro Ana (Anorexia nervosa), auf die Prof. Dr. med. Stefanie Horndasch von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld, hinweist. Allerdings gibt es Unterschiede: „In sozialen Medien bekommt man schnell eine Abfolge von vielen Bildern präsentiert. Es gibt Studien, die nachgewiesen haben, dass solche bildbezogenen Inhalte deutlichere Wirkungen haben, als wenn man lange Texte lesen muss oder zum Beispiel längere Zeit ein Bild anschaut“, erklärt die Expertin. Zudem müsse man die Internetseiten aktiv aufsuchen, die Social-Media-Inhalte bekomme man gegebenenfalls unfreiwillig vorgeschlagen. Im Verbot des Hashtags sieht Horndasch ein positives Zeichen und spricht sich zudem für die Kennzeichnung von Schönheitsfiltern aus: „Bearbeitete Inhalte wirken sich oft anders auf die Psyche aus als realistische Bilder.“ Horndasch betont jedoch, dass Essstörungen multifaktoriell bedingt sind. „Nicht jede Jugendliche, die sich solche Inhalte anguckt, wird magersüchtig.“ Ein generelles Verbot von sozialen Netzwerken für Jugendliche hält sie für falsch: „Es gibt viele positive Seiten von Social Media.“ von Dr. med. Mirjam Martin

Quelle: www.aerzteblatt.de/ PP, Ausgabe 07/2025

Erste Barbie mit Diabetes kommt auf den Markt

Frankfurt am Main – Der US-Spielzeugriese Mattel bringt erstmals eine Barbie-Puppe mit Typ-1-Diabetes (T1D) auf den Markt – inklusive Insulinpumpe und Blutzuckermessgerät. Die Patientenorganisation DiabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe (DDH) zeigt sich erfreut.

Die neue Barbie-Puppe wurde in Zusammenarbeit mit der Diabetesorganisation „Breakthrough T1D“ entwickelt. Sie erscheint in einer Serie, in der unter anderen bereits Barbies mit Down-Syndrom, Rollstühlen oder Hörgeräten erschienen sind.

Eigene Puppen mit T1D bekommen haben die US-amerikanische Fitnesstrainerin Robin Arzón und das britische Model Lila Moss, die beide an Typ-1-Diabetes erkrankt sind und über die Krankheit aufklären. Die Tochter des Topmodels Kate Moss benötigt eine Insulinpumpe und trug diese bei einem Auftritt in Mailand.

„Ich bin stolz darauf, meine Plattform nutzen zu können, um über Typ-1-Diabetes aufzuklären und zu zeigen, dass es cool ist, anders zu sein“, sagte Moss.

„Durch die Berücksichtigung von Krankheiten wie Typ-1-Diabetes sorgen wir dafür, dass sich mehr Kinder in den Geschichten, die sie sich ausdenken, und in den Gegenständen, die sie lieben, wiederfinden können“, sagte die Chefin der Puppen-Sparte bei Mattel, Krista Berger.

„Diese frühzeitige Repräsentation durch die Puppen ist besonders wichtig für das Selbstbild der Kinder“, sagte der DDH-Vorstandsvorsitzende Jens Kröger.

Dadurch könnten Akzeptanz, Motivation und Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes gestärkt werden. „Aufklärung über Diabetes mellitus fängt hier quasi im Kinderzimmer an“, sagte Kröger.

In Deutschland leben rund 32.000 Kinder mit Typ-1-Diabetes.

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 09.07.2025

Selbstoptimierung: Essstörungen nehmen bei Mädchen stark zu

Insbesondere der Trend zur Selbstoptimierung auf Social-Media-Plattformen führt offenbar zu massiv steigenden Zahlen von Essstörungen vor allem unter Mädchen und jungen Frauen. Das teilte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) mit. Besonders unter zwölf- bis 17-jährigen Mädchen stieg demnach die Zahl der Fälle von Magersucht, Bulimie und Binge Eating – krankhaften Essanfällen. Sie kletterte vom Vor-Corona-Jahr 2019 bis 2023 von 101 auf 150 Fälle je 10 000 Versicherte. Das sei ein Plus von fast 50 Prozent – in keiner anderen Gruppe sei der Anstieg derart deutlich. Die boomende Selbstoptimierungsszene und fragwürdige Ideale könnten besonders bei Heranwachsenden zu einem verminderten Selbstwertgefühl und sogar zu psychischen Erkrankungen wie Essstörungen führen, warnte die Kasse. Besonders anfällig seien nach Einschätzung von KKH-Psychologin Franziska Klemm vor allem Mädchen, die von derartigen Videos nicht nur direkt angesprochen würden, sondern sich auch mehr mit sich selbst beschäftigten als Jungen. Sie verglichen sich häufiger in sozialen Medien und verspürten einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen. Bei den gleichaltrigen Jungen dagegen stagnierte den Angaben zufolge die Zahl der Betroffenen beinahe – registriert wurde ein Plus von gut vier Prozent oder ein Anstieg von 34 auf 36 Fälle je 10 000 Versicherte.

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP, 06/2025

Künstliche Intelligenz im Alltag von Jugendlichen – zwischen Neugier und Vorsicht

Der Einsatz von KI gehört für viele Jugendliche in der Schweiz bereits zum digitalen Alltag. Laut dem aktuellen JAMESfocus-Bericht von ZHAW und Swisscom haben über zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen bereits mindestens einmal ein KI-Tool verwendet, viele nutzen sie sogar regelmäßig.

 Im Rahmen der repräsentativen JAMESfocus-Studie wurden 1183 Jugendliche aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin zu ihrem Umgang mit Künstlicher Intelligenz befragt. 71% aller befragten Jugendlichen nutzen KI-Tools, wobei die Nutzungsrate mit zunehmendem Alter deutlich steigt. Unter den 18- bis 19-Jährigen greifen 84% auf KI zurück, während es bei den 12- bis 13-Jährigen erst rund die Hälfte ist. Die Einstellung gegenüber KI wird auch durch Faktoren wie Geschlecht und Wohnort beeinflusst.

Nutzung zu schulischen Zwecken überwiegt

Die Jugendlichen nutzen KI-Technologien vor allem zur Informationsbeschaffung. Vermutlich zur Recherche, Erklärung von Begriffen und Themen, um Lösungswege aufzuzeigen oder Texte generieren zu lassen. Der Einsatz von KI zu Unterhaltungszwecken, etwa mit Chatbots oder Bildgeneratoren, spielt eine untergeordnete Rolle.

ChatGPT dominiert, doch die KI-Welt ist vielfältig

Wenn Jugendliche über KI sprechen, meinen sie oft ChatGPT. Dieses Tool wird mit Abstand am häufigsten genutzt, wohl auch, weil es als erstes Tool einer breiten Masse kostenlos zur Verfügung stand. Dahinter folgen „My AI“, der Chatbot von Snapchat und Copilot von Microsoft. „My AI“ ist bei Mädchen besonders beliebt. Diese Popularität ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Snapchat zu den meistgenutzten Apps der Jugendlichen zählt. Insgesamt wurden 67 verschiedene KI-Anwendungen genannt – von DALL-E zur Bildgenerierung bis hin zu Codex für Programmieraufgaben.

Offen, aber eher zurückhaltend

Wie denken Jugendliche über KI? „Die Studie zeigt ein differenziertes Bild: Die meisten stehen der Technologie vorsichtig optimistisch gegenüber. Sie sind nicht bedingungslos euphorisch, sondern reflektiert. Sie erkennen Risiken, sehen aber auch Chancen. Extreme Meinungen – ob euphorisch oder ablehnend – sind selten“, sagt ZHAW-Forscher und Co-Studienleiter Gregor Waller.

Dabei zeigt sich: Wer KI regelmäßig nutzt, ist der Technologie gegenüber deutlich positiver eingestellt. Dies zeigt sich besonders bei der Informationssuche, möglicherweise aufgrund des unmittelbar entstandenen Mehrwerts. Jugendliche, die mit KI gute Erfahrungen machen, entwickeln mehr Vertrauen – und umgekehrt.

Lebenswelt und Geschlecht beeinflussen Haltung gegenüber KI

Die Einstellung gegenüber KI hängt stark mit den individuellen Lebenswelten, Interessen und alltäglichen Erfahrungen der Jugendlichen zusammen. Besonders auffällig sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede: Mädchen bewerten KI signifikant negativer als Jungen. Dies könnte auf sozial geprägte Vorbehalte, stereotype Rollenbilder oder ein geringeres Vertrauen in die eigenen technischen Fähigkeiten zurückzuführen sein.

Auch zwischen dem Wohnort und der Haltung gegenüber KI zeigt sich ein Zusammenhang. So stehen Jugendliche aus urbanen Regionen KI offener gegenüber als ihre Peers auf dem Land. „Während städtische Jugendliche wohl stärker mit KI-Technologien in Kontakt kommen, zeigen Gleichaltrige auf dem Land eine höhere Naturverbundenheit und sehen KI möglicherweise als eine Art Gefahr für naturnahe Lebensweisen und direkte zwischenmenschliche Interaktionen“, so Jael Bernath, ZHAW-Forscherin und Mitautorin.

Empfehlungen für Bildung und Erziehung

Künstliche Intelligenz wird die Lebenswelt junger Menschen zunehmend prägen – in Schule, Ausbildung und Freizeit. Umso wichtiger ist es, Jugendlichen den Zugang zu KI-Technologien zu ermöglichen und sie zu einem reflektierten, verantwortungsvollen Umgang zu befähigen. Für das Autor:innen-Team ist klar: Wer KI-Tools nutzt, könnte sich über kurz oder lang insbesondere im schulischen und beruflichen Kontext Vorteile verschaffen – etwa durch effizienteres Lernen, eine bessere Bewältigung komplexer Aufgaben oder eine gesteigerte Produktivität. Daher gilt es gerade im Ausbildungskontext genau hinzuschauen, damit sich Leistungsunterschiede durch KI nicht vergrößern.
Neben Pädagog:innen sind auch Eltern gefordert. „Die technischen Entwicklungs-Schritte sind eine große Herausforderung. Wir sind gut beraten, dass wir als Eltern und Pädagog:innen uns aktiv um das Thema bemühen, um unsere Kinder und Jugendlichen bestmöglich begleiten zu können“, so Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom.

Um Fähigkeiten wie kritisches Hinterfragen und Prüfen von Informationen auf Richtigkeit zu stärken, schlagen die Autor:innen des Berichts vor, das Vertrauen der Jugendlichen in die eigenen Fertigkeiten und Kenntnisse zu fördern. Nur so kann der KI-Output kritisch hinterfragt werden.

„KI-Tools werden im Alltag der Jugendlichen breit genutzt, es fehlt aber oft ein differenziertes Verständnis über die Risiken und Chancen von KI – auch bei den Erwachsenen. Es wäre also empfehlenswert, wenn Jugendliche und Eltern gemeinsam die neuen Technologien erkunden und voneinander lernen. Auch im Schulunterricht empfiehlt sich ein kreativer und entdeckender Umgang mit KI-Tools, neue medienpädagogische Angebote und didaktische Ideen sind gefragt“, sagt Jael Bernath, ZHAW-Forscherin und Mitautorin.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 11.08.2025

Psychische Gesundheit des Vaters spielt wichtige Rolle für die kindliche Entwicklung

US-amerikanische Fachleute betonen, dass Depressionen, Angstzustände und Stress bei Vätern in der Zeit rund um die Geburt (Perinatalphase) mit einer ungünstigen Entwicklung des Kindes in sozialen, emotionalen, kognitiven und sprachlichen Bereichen verbunden sind.

Experten des Ann & Robert H. Lurie Children’s Hospital of Chicago unterstreichen, wie wichtig es ist, junge Väter gezielt auf psychische Belastungen anzusprechen. Sie verweisen auf die wachsende Studienlage, die die Rolle von Vätern für die Entwicklung des Kindes klar hervorhebt. Ihr Kommentar, erschienen in JAMA Pediatrics, begleitet eine systematische Übersichtsarbeit, die diesen Zusammenhang belegt.

„Die Geburt eines Kindes kann für beide Elternteile eine große Belastung sein“, erklärt Hauptautor Dr. Craig Garfield, Kinder- und Jugendarzt und Gründer des Family & Child Health Innovations Program (FCHIP) am Lurie Children’s Hospital sowie Professor an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University. „In den USA werden junge Mütter seit 2010 routinemäßig auf postpartale Depressionen untersucht. Wir sollten dieselbe Strategie auch auf junge Väter anwenden, denn immer mehr Studien zeigen, dass ihre psychische Gesundheit die Entwicklung des Kindes und das Wohlbefinden der ganzen Familie beeinflusst.“

Schätzungen zufolge leiden in den USA 14 Prozent der Väter nach der Geburt ihres Kindes an Depressionen – ein Wert, der in etwa der Rate bei Müttern entspricht. Allerdings neigen Männer dazu, ihre Symptome herunterzuspielen, sodass die tatsächliche Zahl vermutlich höher liegt.

„Als Fachkräfte im Gesundheitswesen müssen wir unseren Umgang mit jungen Vätern überdenken“, so Dr. Garfield weiter. „Wir sollten sie während der gesamten Schwangerschaft und rund um die Geburt aktiv einbeziehen und dabei helfen, Gefühle wie Traurigkeit, Angst oder Sorgen als normal in dieser Lebensphase zu erkennen. Es ist wichtig, gemeinsam über Warnzeichen einer Depression zu sprechen, damit Eltern wissen, wann sie Unterstützung brauchen.“

Umfrageinstrument für Väter

Um besser zu verstehen, welche Erfahrungen und Bedürfnisse Männer beim Eintritt in die Vaterschaft haben, war Dr. Garfield an der Entwicklung eines speziellen öffentlichen Gesundheitsfragebogens für Väter beteiligt: dem PRAMS (Pregnancy Risk Assessment Monitoring System) für Väter. Dieses Programm wurde zunächst in Georgia gestartet und soll bis Ende 2025 in acht US-Bundesstaaten zur Verfügung stehen. Derzeit wird daran gearbeitet, es auf weitere Bundesstaaten auszuweiten.

„PRAMS für Väter hilft uns dabei, staatliche Ressourcen gezielt auf die dringendsten Anliegen junger Väter zu lenken“, erläutert Dr. Garfield. „Es ermöglicht uns auch, den Einfluss von Vätern auf die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder besser zu verstehen und sie so gezielter beim Aufbau gesunder Verhaltensweisen zu unterstützen.“

Frühere Studien von Dr. Garfield mit PRAMS-Daten zeigen bereits, dass Väter erheblich mitbestimmen können, ob ihr Baby gestillt wird und sicher schläft.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 21.07.2025