Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Coronapandemie weiter verschlechtert. Erneut sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund betroffen. Das sind die Ergebnisse der zweiten Befragung der COPSY-Studie (Corona und Psyche), die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt wurde. Sie ist nach Angaben des UKE bundesweit die erste und international eine der wenigen Längsschnittstudien ihrer Art. „Unsere Ergebnisse zeigen erneut: Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen. Wir brauchen aber verlässlichere Konzepte, um Kinder aus Risikofamilien zu unterstützen“, sagte Prof. Dr. med. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie. Hier seien auch die Schulen gefragt, regelmäßig Kontakt zu ihren Schülern zu halten und ihnen dadurch Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Aber auch insgesamt müssten die seelischen Belastungen von Familien und Kindern während der Pandemie und während eines Lockdowns stärker berücksichtigt werden, forderte Ravens-Sieberer.
Die Ergebnisse der COPSY-Studie: Vier von fünf der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Coronapandemie belastet. Ihre Lebensqualität hat sich im Verlauf der Pandemie weiter verschlechtert. Sieben von zehn Kindern geben in der zweiten Befragung eine geminderte Lebensqualität an. Wie schon während der ersten Befragung, leidet fast jedes dritte Kind auch zehn Monate nach Beginn der Pandemie noch unter psychischen Auffälligkeiten. Ängste und Sorgen haben bei den Kindern im Vergleich zur ersten Befragung noch einmal deutlich zugenommen. Sie zeigen zudem häufiger depressive Symptome sowie psychosomatische Beschwerden wie zum Beispiel Niedergeschlagenheit oder Kopf- und Bauchschmerzen. Auch das Gesundheitsverhalten der Heranwachsenden hat sich noch weiter verschlechtert. Sie ernähren sich weiterhin ungesund mit vielen Süßigkeiten. Zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie und doppelt so viele wie bei der ersten Befragung machen überhaupt keinen Sport mehr. Parallel dazu verbringen die Kinder noch mehr Zeit als im Frühsommer 2020 an Handy, Tablet und Spielekonsole, wobei sie die digitalen Medien jetzt auch für die Schule nutzen. Auch in der zweiten Befragung berichten die Kinder und Jugendlichen über mehr Streit in den Familien, über vermehrte schulische Probleme und ein schlechteres Verhältnis zu ihren Freunden.
In der COPSY-Studie untersuchten die UKE-Forschenden von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar mehr als 1 000 Kinder und Jugendliche und mehr als 1 600 Eltern mittels Online-Fragebogen.
Quelle: PP 20, Ausgabe April 2021