Im zweiten Lockdown haben sich sowohl der Krankheitsverlauf als auch die Versorgung psychisch erkrankter Menschen massiv verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe in einer Untersuchung. 44 Prozent der befragten Personen mit einer diagnostizierten Depression berichteten demnach von einer Verschlechterung in den vergangenen Monaten. Auch für Menschen ohne psychische Erkrankung sei die aktuelle Situation deutlich belastender als im vergangenen Frühjahr, hieß es weiter.
Viele Menschen zögen sich zurück, die Sorgen um die berufliche Zukunft und die familiäre Belastung nähmen zu. Bei der Entscheidung über Maßnahmen gegen das Coronavirus dürften die Verantwortlichen „den Blick nicht nur auf das Infektionsgeschehen verengen“, mahnte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl. „Es müssen auch Leid und Tod systematisch erfasst werden, die durch die Maßnahmen verursacht werden.“
22 Prozent der Befragten mit depressiver Erkrankung berichteten von ausgefallenen Terminen beim Facharzt, 18 Prozent von ausgefallenen Sitzungen bei einem Psychotherapeuten. 22 Prozent der Befragten in einer akuten depressiven Phase gaben an, keinen Behandlungstermin zu bekommen. Fast alle Menschen mit Depressionen (89 Prozent) beklagten fehlende soziale Kontakte. Acht Prozent erklärten, sie hätten Suizidgedanken gehabt.
Auch die Allgemeinbevölkerung leidet laut der Analyse: 71 Prozent erklärten, die Situation bedrücke sie. Vor einem Jahr sagten dies 59 Prozent, im Sommer 36 Prozent der Befragten. Fast die Hälfte der Befragten bezeichneten ihre Mitmenschen als rücksichtsloser als sonst. Jeder Dritte sprach von Sorgen um seine berufliche Zukunft, ein Viertel von starker familiärer Belastung. Befragt wurden 5 135 Personen zwischen September 2020 und Februar 2021.
Quelle: PP 20, Ausgabe April 2021