Eine umfangreiche kanadische Studie mit fast 5 Millionen teilnehmenden Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 17 Jahren legt nahe, dass sich die Häufigkeit von Kopfschmerzen durch Lebensstilveränderungen verringern lassen. Unregelmäßige Mahlzeiten, spätes Zubettgehen, lange Medienzeiten, häufiger Alkoholgenuss, Zigaretten-, E-Zigaretten- oder Cannabiskonsum, aber auch das ungewollte „Mitrauchen“ in Raucherhaushalten gehören der Untersuchung zufolge zu den veränderbaren Umständen, die Kopfschmerzen verstärken.
„Haben Kinder oder Jugendliche regelmäßig Kopfschmerzen, sollten sie zum Kinder- und Jugendarzt / zur Kinder- und Jugendärztin, um körperliche Ursachen auszuschließen. So kann zum Beispiel eine Sehschwäche für Kopfschmerzen sorgen. In den meisten Fällen handelt es sich aber um eine primäre Kopfschmerzerkrankung wie etwa Migräne oder Spannungskopfschmerzen, d.h. keine andere Krankheit löst den Schmerz aus. Idealerweise notieren Eltern bzw. Jugendliche vor dem Arztbesuch, in welchen Situationen und wie oft Kopfschmerzen auftreten. Denn die Auslöser können individuell sehr unterschiedlich sein“, erklärt Dr. Herman Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ). Im Jugendalter sind mehr Mädchen als Jungen betroffen, was auf hormonelle Einflüsse hindeutet. Da es eine familiäre Häufung bei Kopfschmerzerkrankungen gibt, spielt eine gewisse Veranlagung auch eine Rolle.
Mediennutzung oder Medikamentengebrauch kann sich negativ auswirken
Heranwachsende, die 21 Stunden pro Woche oder mehr mit Bildschirmmedien verbringen, haben ein fast dreimal so hohes Risiko für häufige Kopfschmerzen wie Kinder und Jugendliche, die ganz darauf verzichten. „Der eigenmächtige Gebrauch von Medikamenten kann die Kopfschmerzen sogar noch verschlimmern. Paracetamol oder Ibuprofen sind nicht bei allen Patient*innen gleich wirksam und die Linderung hält oft nur kurz an. Dies verleitet dazu, zu immer mehr Schmerzmitteln zu greifen. Der Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln kann dann zu zusätzlichen Kopfschmerzen führen“ warnt Dr. Kahl. Maximal an 10 Tagen in einem Monat (30 Tage) sollten Schmerzmittel eingenommen werden. Schätzungen gehen davon aus, dass über 20% der Heranwachsenden mit chronischen Kopfschmerzen unter Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (englisch Medication Overuse Headache = MOH) leiden. Als chronische Kopfschmerzen gelten mindestens 15 Episoden pro Monat über drei Monate hinweg. MOH sind in der aktuellen Leitlinie definiert als Kopfschmerzen, die an 15 Tagen oder mehr im Monat auftreten und mit der Einnahme von spezifischen Kopfschmerzmitteln (Triptane, Mutterkornalkaloide), schmerzlindernden Mischpräparaten an 10 oder mehr Tagen im Monat oder nichtopioide Schmerzmittel (wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol) an 15 oder mehr Tagen im Monat verknüpft sind.
Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 01.05.2024