Eine Untersuchung hat ergeben, dass körperliche Bestrafung bei Kindern nicht das gewünschte Verhalten erreicht – im Gegenteil: Körperliche Bestrafungen führen längerfristig zu vermehrten Verhaltensproblemen und anderen Problemen. Die internationale Studie wurde aktuell in „The Lancet“ veröffentlicht.
Mit körperlichen Strafen bzw. Schlägen reagieren in einigen Teilen der Welt manche Erwachsene, um das Fehlverhalten von Kindern zu bestrafen: 63% der Kinder im Alter zwischen 2 und 4 Jahren weltweit – etwa 250 Millionen Kinder – erleben immer noch regelmäßig Prügelstrafen.
In Deutschland sind körperliche Strafen seit über 20 Jahren verboten
62 Länder haben diese „Erziehungsmaßnahme“ mittlerweile verboten. Sie wird zunehmend als Form von Gewalt angesehen. In Deutschland sind Prügelstrafen seit 2000 verboten. Schweden war das erste Land, das 1979 die Prügelstrafe untersagte, es folgten 1983 Finnland, 1987 Norwegen und 1989 Österreich.
Professorin Elizabeth Gershoff von der University of Texas in Austin zufolge, die leitende Autorin des Artikels ist, weist nichts darauf hin, dass körperliche Strafen irgendeinen positiven Effekt haben. „Alle Beweise deuten darauf hin, dass körperliche Bestrafung der Entwicklung und dem Wohlergehen von Kindern schadet“, führte sie in der Pressemeldung der Universität aus.
Sie und ihre Kollegen werteten 69 Studien aus, von denen die meisten aus den Vereinigten Staaten stammten und acht aus anderen Ländern. Die Wissenschaftler konnten dabei zeigen, dass körperliche Bestrafung keinerlei positiven Auswirkungen bei Kindern zeigen und das Risiko erhöhen, dass Kinder schwere Gewalt oder Vernachlässigung erfahren. Das Papier weist darauf hin, dass negative Folgen im Zusammenhang mit körperlicher Bestrafung, wie Verhaltensprobleme, unabhängig von Geschlecht, Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit des Kindes und unabhängig vom allgemeinen Erziehungsstil der Betreuer auftraten. Die Autoren fanden auch Hinweise darauf, dass mit zunehmender Häufigkeit der Prügelstrafen auch die negativen Auswirkungen zunahmen.
„Eltern schlagen ihre Kinder, weil sie denken, dass dadurch ihr Verhalten verbessert wird“, erklärte Gershoff. „[…] unsere Untersuchungen bewiesen klar und deutlich und, dass körperliche Bestrafung das Verhalten von Kindern nicht verbessert, sondern verschlimmert.“
In den USA ist es in allen 50 Bundesstaaten noch erlaubt, dass Eltern Kinder körperlich bestrafen. In 19 Bundesstaaten ist dies auch in Schulen gestattet.
Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 19.07.2021