Plakat-Kampagne „Sprich mit mir“ soll Eltern für bewussten Handy-Umgang sensibilisieren.
Das Smartphone gehört mittlerweile genauso selbstverständlich zu unserem Alltag wie der Hausschlüssel oder die EC-Karte. Wir benutzen diese Hilfsmittel, ohne besonders darüber nachzudenken. Nur: Gerade das Handy hindert uns zunehmend daran, im Alltag persönlich miteinander zu sprechen.
Besonders bei Kindern hat das fatale Folgen: Werden Kleinstkinder nicht in ausreichendem Maße von ihren Bezugspersonen direkt angesprochen, kommt es z.B. zu Verhaltensauffälligkeiten oder auch Sprachstörungen. Hier machen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im In- und Ausland bereits seit mehreren Jahren alarmierende Beobachtungen.
Eine Langzeitstudie über den Zeitraum 2014–2016 in den USA belegt: Kleinere Kinder reagieren mit Ärger auf Eltern, die sich während des familiären Zusammenseins immer wieder dem Smartphone oder anderen elektronischen Medien zuwenden. Da ist ein Teufelskreis geradezu vorprogrammiert: Eltern abgelenkt – Kind quengelig – Eltern genervt – Kind noch quengeliger und so fort.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind sich sicher: Eltern, die sich häufig von ihren Smartphones ablenken lassen, vermitteln ihrem Kind das Gefühl, Kontakt und Zuwendung seien von den Geräten gesteuert. Zuwendung wird so für das Kind unvorhersehbar. Denn die Eltern sind zwar physisch, aber emotional nur sporadisch
präsent.
Als Resultat daraus ergibt sich beim Kind eine Kettenreaktion bzw. ein Geflecht aus:
Unsicherheit, Gefühlen von Einsamkeit bzw. Vernachlässigung, Bindungsstörung,
Verhaltensauffälligkeiten. Betroffen ist auch der frühkindliche Spracherwerb. Dieser wird nachweislich beeinträchtigt, wenn Bezugspersonen während des Kontaktes mit dem Kind immer wieder vom Smartphone (oder anderen Medien) unterbrochen oder abgelenkt werden.
Sehr kleine Kinder können auf diese Form der Handy-Konkurrenz nur unbewusst reagieren. Größere Kinder hingegen artikulieren ihre Kritik deutlich: 2015 sagten in Umfragen in verschiedenen Ländern zum Beispiel ein Drittel oder sogar über die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen, dass sie sich von ihren Eltern wegen deren Handy-Verhaltens vernachlässigt fühlen.
Daher fordert auch der Kinderschutzbund alle Eltern ganz klar auf:
Sprich mit deinem Kind!
Hierzu organisiert der Deutsche Kinderschutzbund Kreisverband Paderborn e.V. gemeinsam
mit dem FreienBeratungsZentrum Paderborn eine groß angelegte Plakat-Kampagne zum Thema „Handykonsum von Eltern“, die anlässlich des Kinderrechtejahrs 2019 vom Kinderschutzbund Düsseldorf ins Leben gerufen wurde. Insgesamt drei
aufmerksamkeitsstarke Motive der Cartoonistin Renate Alf aus Weimar zeigen typische Alltagsszenen mit Eltern, die dem eigenen Smartphone mehr Aufmerksamkeit widmen als dem eigenen Nachwuchs. Auf humorvolle, aber gleichzeitig eindrückliche Weise sollen die Plakate dafür sensibilisieren, dass Kinder sich tatsächlich oft verloren und vergessen fühlen, wenn an ihnen vorbeigeschaut und vorbeigeredet wird.
Um dem entgegenzuwirken werden Eltern demnächst sowohl an Kitas und Schulen, kinderärztlichen, ergotherapeutischen sowie logopädischen Praxen als auch an Bushaltestellen und öffentlichen Plakatwänden im gesamten Kreisgebiet daran erinnert, ihren Kindern öfter ihre so wichtige, ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Quelle: www.fbz-pb.de