Essstörungen: Permanentes Essen bei Kindern

Permanentes Essen ohne Hungergefühl ist eine Essstörung, die durch mangelnde Selbstkontrolle verursacht wird. Da sie bei Erwachsenen relativ gut untersucht ist, haben sich portugiesische Psychologen um Eva Conceição an der University of Minho in Braga jetzt mit ihrem Vorkommen bei Kindern befasst. Sie befragten 330 Kinder im Alter von 6–10 Jahren und deren Eltern nach ihren Essgewohnheiten und fanden heraus, dass Kinder, die ständig etwas knabbern, naschen, lutschen oder kauen, oft Gewichtsprobleme haben, nur schwer abnehmen können und unzufrieden mit ihrem Aussehen sind. Sie weisen außerdem Stress-, Angst- und depressive Symptome auf und haben ein erhöhtes Risiko, übergewichtig zu werden und psychische Störungen zu entwickeln. Das permanente Essen steht in einem Zusammenhang mit ungünstigen Essverhaltensweisen wie unregelmäßigen Mahlzeiten, Fernsehen während des Essens und schlechten Tischmanieren. Zudem tritt es gehäuft auf, wenn Eltern sich um das Gewicht der Kinder sorgen und ihren Zugang zu Nahrung einschränken und stark regulieren.

„Eltern sollten die Selbstregulierungskompetenzen ihrer Kinder stärken und gesündere Essgewohnheiten etablieren“, meinen die Autoren. Dazu gehört zum Beispiel, die Kinder zu belohnen, wenn sie etwas Neues probieren, regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen, Regeln aufzustellen, was von den Kindern gegessen und getrunken werden darf, und den Kindern hinsichtlich Ernährung und Essverhalten ein Vorbild zu sein. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Juni 2021

Coronapandemie: Emotionale Probleme vor allem bei Mädchen

Die Coronapandemie belastet viele Kinder und Jugendliche in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Mädchen und Jungen ist im vergangenen Jahr unglücklicher geworden, wie der Präventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit ergab. Die Lebenszufriedenheit sei im Schnitt aller befragten Kinder um rund 20 Prozent im Vergleich zu der Situation vor der Coronakrise gesunken. Jedes dritte Kind fühle sich zudem in der Schule nicht ausreichend vor dem Virus geschützt. 56 Prozent hielten die Coronaregeln dort dagegen für angemessen. Gleichzeitig hätten die emotionalen Probleme stark zugenommen – vor allem bei Mädchen, wie die Krankenkasse mitteilte. In der aktuellen Befragung zeigen 23 Prozent Symptome depressiver Störungen wie Traurigkeit, geringes Selbstwertgefühl, Interessensverlust und sozialen Rückzug. Im Vorjahr waren es lediglich 18 Prozent. Den Angaben zufolge führt auch der Wegfall vieler Sportangebote zu Problemen: Insgesamt sei der Anteil der Befragten mit ausreichender Bewegung im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel gesunken. Die Mehrheit komme nicht auf die wissenschaftlich empfohlenen 90 Minuten täglich. Grundlage der Studie ist eine Befragung von 14 000 Schulkindern der Klassen fünf bis zehn in 13 Bundesländern im Schuljahr 2020/21, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel im Auftrag der Krankenkasse übernahm. Schulen in Hamburg, Bayern und dem Saarland waren nicht an der Umfrage beteiligt.

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe Juni 2021

RKI: Jeder ohne Impfung bekommt Corona – Debatte um Kinder-Impfung

Bundesregierung und Behörden haben eine gründliche Prüfung der Corona-Impfung für Kinder zugesagt. Nach der Notfallzulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer in den USA machte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deutlich, dass in Deutschland im Gegensatz dazu eine reguläre Zulassung geplant ist.

Das Robert Koch-Institut betonte, dass jede und jeder mit einer Corona-Infektion rechnen müsse, der sich nicht impfen lässt. „Dieses Virus wird uns nicht mehr verlassen“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. „Dieses Virus wird auf Dauer jeden Deutschen infizieren, der nicht geschützt ist durch eine Impfung. Das wird auf Dauer so sein.“

Der Berliner Virologe Christian Drosten erläuterte: „Wer sich jetzt beispielsweise aktiv dagegen entscheidet, sich impfen zu lassen, der wird sich unweigerlich infizieren.“ Denn das Virus zirkuliere in der Bevölkerung – zum Beispiel unbemerkt im Rachen von Geimpften und bei kleineren Kindern, die noch nicht geimpft werden können. „Das Virus wird unerkannterweise unter einer Decke des Immunschutzes sich weiter verbreiten“, sagte der Wissenschaftler der Charité Berlin im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ am Dienstag. Eine Entscheidung gegen die Impfung sei eine Entscheidung für die Infektion.

Impfungen für Kinder und Jugendliche

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, entfachte Diskussionen über die geplanten Impfungen von Kindern und Jugendlichen. Er stieß bei Spahn und dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, dabei auf Widerspruch. So kritisierte Fischbach den Zeitplan von Bund und Ländern in der „Rheinischen Post“ als „überambitioniert“. Spahn entgegnete, die Länder planten bereits die Organisation der Impfungen. Er sei optimistisch, dass die Über-12-Jährigen im Sommer geimpft werden können. Voraussetzung sei die Zulassung. Die Kinder- und Jugendärzte würden einbezogen.

KBV-Chef Andreas Gassen ist für Reihenimpfungen auch in den Schulen. „Nur so können wir viele Jugendlichen auf einen Schlag impfen“, sagte er dem „Handelsblatt“. Neben den Kinder- und Jugendärzten sei der öffentliche Gesundheitsdienst in der Verantwortung. Dr. Fischbach hatte Reihenimpfungen als „kontraproduktiv“ abgelehnt. Spahn versicherte, „dass es keine verpflichtende Impfung geben wird“.

Genaue Prüfung einer Impfung für Minderjährige

Vor einer möglichen Impfempfehlung für Kinder wird laut Ständiger Impfkommission (STIKO) eine genaue Prüfung stehen, wie STIKO-Chef Thomas Mertens versicherte. Nach Zulassung sollten Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden, sagte er der „Welt“.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will im Mai über die Empfehlung zur Biontech-Zulassung ab 12 Jahren entscheiden.

Das ist auch deshalb von Belang, weil Schulkinder und junge Erwachsene von Corona-Neuinfektionen in Deutschland derzeit überdurchschnittlich stark betroffen sind. Hier liege die Inzidenz pro 100.000 Einwohnern und sieben Tagen bei 150, teilte Wieler mit.

Kaum Wissen über Langzeitfolgen bei Kindern

Drosten sagte, eine Corona-Infektion sei möglicherweise bei Kindern nicht so harmlos, wie das im Moment von manchen in der Öffentlichkeit dargestellt werde. Noch wisse man gar nicht, wie es sei, wenn sich große Gruppen von Kindern ansteckten. Es gebe Berichte aus England, wonach dann auch Kinder im Krankenhaus behandelt werden müssten, die die Krankheit schwer treffe. Es habe zudem den Anschein, dass Langzeitfolgen (Long Covid) bei Kindern eher aufträten als die akute Erkrankung.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) kündigte an, derzeit werde Forschungsförderung auf den Weg gebracht zum besseren Verständnis von Long Covid. „So lange man keine gesicherten Erkenntnisse darüber hat, kann man jedem nur empfehlen, sich impfen zu lassen.“ Bei Kindern kommt das Risiko des sogenannten pädiatrischen Multisystem-Inflammationssyndroms (PIMS) hinzu. Betreffen kann es Kinder etwa ab dem Grundschulalter bis zur Pubertät. Die Datenlage zu der Wochen nach der Infektion auftretenden Krankheit sei unklar, sagte Drosten. Zu befürchten sei, dass das Syndrom in einem von 1000 Fällen auftritt. Sollte sich dies bewahrheiten, sei das Risiko bei ungeschütztem Schulbetrieb über eine ganze Wintersaison sehr hoch, sagte Drosten.

Aufhebung der Priorisierung in Bayern und Baden-Württemberg

In Bayern und in Baden-Württemberg dürfen ab kommender Woche alle bisher verfügbaren Corona-Impfstoffe ohne Rücksicht auf die staatlich vorgegebene Priorisierung beim Arzt verimpft werden. Dies werde „im Laufe der nächsten Woche“ passieren, sagte Markus Söder in München.

In Baden-Württemberg können die Ärzte ab Montag vollständig selbst entscheiden, wer die Impfung gegen das Coronavirus zuerst bekommt.

Wieler betonte, die Menschen sollten sich angesichts der Impfraten noch stark vor möglichen Infektionen hüten. Denn von den Über-80-Jährigen in Deutschland seien erst 70% voll geimpft.

Von den 70- bis 79-Jährigen seien es 10% Prozent. Von den 60- bis 69-Jährigen seien dies 6% und bei den Jüngeren 5%.

Auch Johnson & Johnson für Menschen ab 60 Jahren

Unterdessen veröffentlichte die STIKO ihre aktualisierte Impfempfehlung, wonach das Präparat von Johnson & Johnson künftig für Menschen ab 60 Jahren empfohlen wird. Hintergrund ist eine seltene Impfkomplikation, ähnlich wie beim Impfstoff von Astrazeneca. Das Gremium erklärt, die Altersgrenze berücksichtige, dass die gemeldeten Fälle ganz überwiegend bei Menschen unter 60 auftraten. Es sei „nicht von einem ausgeprägten geschlechterspezifischen Risiko auszugehen“. Daher seien auch Männer in die Empfehlung eingeschlossen.

Drosten schätzt, dass die Bevölkerung in Deutschland ungefähr in den kommenden eineinhalb Jahren immun gegen das Coronavirus wird. Dies werde durch die Impfung oder durch natürliche Infektion geschehen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 13.05.2021

Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis treten häufig gemeinsam auf

Häufig erkranken Menschen sowohl an Typ-1-Diabetes als auch an einer Schilddrüsen-Unterfunktion, der Hashimoto-Thyreoiditis, die mit psychischen und kognitiven Problemen einhergehen kann.

Menschen mit Typ-1-Diabetes leiden doppelt so oft an einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) wie Menschen ohne Diabetes. Eine Hypothyreose ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Schilddrüse zu wenig Hormone bildet; infolgedessen ist der Stoffwechsel verlangsamt und die Leistungsfähigkeit ist reduziert. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Eine mögliche Ursache ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist, weil der eigene Körper Antikörper gegen die Schilddrüse bildet.

Der Krankheitsverlauf ist schleichend: Manchmal entsteht die Unterfunktion erst Monate oder sogar Jahre, nachdem die Antikörper gegen die Schilddrüse im Blut zum ersten Mal nachweisbar sind. Erst wenn die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) reduziert sind, liegt eine manifeste Hypothyreose vor. Dies ist häufig auch der Zeitpunkt, an dem die Diagnose erstmals gestellt wird. Die Therapie besteht aus einer lebenslangen Einnahme des künstlich hergestellten Hormons L-Thyroxin, mit dem die Symptome sehr gut zu behandeln sind.

Schilddrüse beeinflusst auch Stimmung und kognitive Funktionen

Eine Unterfunktion kann deshalb Aufmerksamkeitsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie depressive Verstimmungen und Angststörungen verursachen. „Menschen mit Typ-1-Diabetes haben nicht nur ein hohes Risiko für eine Hashimoto-Thyreoiditis, sie sind auch durch psychische Erkrankungen gefährdet“, warnt Professor Dr. med. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am Franziskus-Hospital Harderberg.
Bildgebende Verfahren lassen vermuten, dass diese Beeinträchtigungen mit Durchblutungsstörungen in bestimmten Arealen des Gehirns vergesellschaftet sind. „Möglicherweise entstehen die psychischen und kognitiven Probleme bei Hashimoto-Thyreoiditis durch Veränderungen im Immunsystem sowie im Neurotransmitterhaushalt“, ergänzt Professor Müssig, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie und Ernährungsmedizin DAEM/DGEM.

Psychische Erkrankungen treten bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis häufiger auf

Eine aktuelle Studie, die Alexander Eckert vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm mit seinen Kollegen 2020 im Journal of Diabetes publiziert hat, erweitert diesen Ansatz. Die Wissenschaftler untersuchten an einer großen Gruppe von Probanden zwischen 11 und 25 Jahren, ob psychische Erkrankungen bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis häufiger sind als bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ohne Hashimoto-Thyreoiditis. „Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis, die mit L-Thyroxin behandelt werden mussten, litten deutlich häufiger unter psychischen Beschwerden als solche, die zwar Schilddrüsenautoantikörper aufwiesen, aber noch keine medikamentöse Therapie brauchten“, berichtet Professorin Dr. med. Monika Kellerer, Vorsitzende der DDG.

„Ärzte müssen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis immer auch auf psychische und kognitive Beeinträchtigungen bei ihren Patienten achten. Auch sollten Ärzte bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und beispielsweise einer Depression auch an eine Hashimoto-Thyreoiditis denken“, mahnt Professorin Kellerer, Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie und Endokrinologie und Ärztliche Direktorin am Marienhospital in Stuttgart.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 17.05.2021

Neues digitales Verkehrssicherheitsangebot Kind und Verkehr

Ein Bild – viele Informationen – gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) ein neues digitales Angebot zur Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr entwickelt.

Das interaktive „Kind und Verkehr – Infobild“ richtet sich an Eltern, Erzieherinnen, Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer.

Kostenlos über alle digitalen Endgeräte nutzbar

Das kostenfreie Angebot für alle digitalen Endgeräte macht sich die aus Kinderbüchern bekannte Darstellungsform des Wimmelbildes zunutze. Es lädt ein zu einer unterhaltsamen und informativen Auseinandersetzung mit der Verkehrssicherheit von Kindern.

Spielerisch über Verkehrssicherheit von Kindern informieren

Wie bereite ich mein Kind auf die eigenständige Teilnahme am Straßenverkehr vor? Darf ich mein Kind mit dem Fahrrad auf dem Gehweg begleiten? Wie kann ich ein Baby sicher im Auto befördern?
Antworten auf diese und weitere Fragen finden Eltern, Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen hinter den 17 Szenen, die auf dem Bild dargestellt sind. Sie thematisieren die zentralen Aspekte der Verkehrsteilnahme von Kindern, zu Fuß, mit dem Fahrrad, im Auto.

Einfache Handhabung, nutzliche Tipps und Hinweise per Klick

Durch einen Klick mit dem Cursor lassen sich die einzelnen Szenen vergrößern und dazu gehörende Hintergrundinformationen abrufen. Neben erklärenden Fotos und Filmsequenzen gibt es nützliche Tipps, Hinweise und Links zu Broschüren. So lässt sich mit viel Spaß die komplexe Welt des Straßenverkehrs entdecken.

Zielgruppe

Das Angebot richtet sich an alle, die mit Kindern unterwegs sind und lernen möchten, wie sie die Kinder bestmöglich vor den Gefahren des Straßenverkehrs schützen können. Außerdem bietet das Bild eine optimale Basis zur digitalen Verkehrssicherheitsarbeit in Kitas, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Das interaktive „Kind und Verkehr – Infobild“ ist ab sofort kostenlos über alle digitalen Endgeräte abrufbar unter: https://www.dvr.de/kind-und-verkehr-infobild

Quelle: www.dvr.de

Junge Menschen und Corona: Klage über Vereinsamung und Zukunftsangst

In der Coronapandemie klagen viele Jugendliche über psychische Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängste. Von der Politik fühlt sich ein Großteil junger Menschen zwischen 15 und 30 Jahren im Stich gelassen, wie die Auswertung von zwei Befragungen der Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main ergab.

61 Prozent der befragten rund 7 000 jungen Menschen gaben an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen. 64 Prozent berichteten von psychischen Belastungen, 69 Prozent von Zukunftsängsten. Zudem klagte gut ein Drittel der Jugendlichen über finanzielle Sorgen – vor der Coronakrise hatte dieser Anteil noch bei etwa einem Viertel gelegen. Auch vermissten die befragten jungen Menschen Aufmerksamkeit und Unterstützung: 65 Prozent äußerten während des zweiten Lockdowns im November die Einschätzung, dass ihre Sorgen eher nicht oder gar nicht gehört werden – das waren nochmals 20 Prozentpunkte mehr als bei der Befragung während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Dabei möchten die Jugendlichen den Wissenschaftlern zufolge nicht auf ihre Rolle als Schüler, Auszubildende oder Studierende reduziert werden. Ihr coronabedingter Verzicht auf Kontakte zu Freunden und Gleichaltrigen, organisierte Freizeitaktivitäten und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung wird demnach aus ihrer Sicht in der öffentlichen Debatte kaum thematisiert, geschweige denn anerkannt.

In die Politik setzen junge Menschen offenkundig nur wenig Hoffnung auf Besserung: 58 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Situation der Jugendlichen den Politikern nicht wichtig sei. 57,5 Prozent gingen erst gar nicht davon aus, dass junge Menschen ihre Ideen in die Politik einbringen können.

Quelle: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT PP 5/2021

BPtK-Elternratgeber „Internet“ geht online

Den Elternratgeber „Internet“, den die BPtK im Oktober 2020 als Printversion
veröffentlicht hat, gibt es nun auch als Website.

Unter https://www.elternratgeber-internet.de/ finden Eltern Informationen dazu, worauf es bei der Internetnutzung je nach Alter des Kindes ankommt und wie sie gemeinsam mit ihrem Kind Absprachen zur Mediennutzung treffen können.

Der Ratgeber hilft auch bei heiklen Themen wie Porno- und Gewaltvideos im Internet weiter und zeigt auf, was Eltern bei übermäßigem Internetkonsum ihrer Kinder tun können.

Printexemplare des Ratgebers können weiterhin kostenfrei über die BPtK-Geschäftsstelle bestellt werden (bestellungen@bptk.de).

Quelle: PSYCHOTHERAPEUTENJOURNAL, AUSGABE 1/2021

Zigarettenrauch begünstigt Bluthochdruck bei Heranwachsenden

Dass Rauchen in Gegenwart von Kindern längerfristig schädlich für deren Gesundheit ist, dafür gibt es mittlerweile viele Belege – auch für die negativen Auswirkungen des aktiven Zigarettenkonsums bei Jugendlichen. Eine aktuelle amerikanische Studie bestätigt nun, dass die Anfänge dieser Schäden sich schon früh abzeichnen: Das Einatmen von Tabakrauch – unabhängig auf welchem Weg – begünstigt Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen.

„Bekannt ist bereits aus früheren Studien, dass Kinder, die Passivrauch ausgesetzt sind, als Erwachsene häufiger strukturelle Unterschiede in ihren Gefäßsystemen aufweisen, z. B. verdickte Gefäßwände und ein höheres Risiko für Arteriosklerose haben. Nun zeigt sich, dass erste negative Folgen schon früher zu beobachten sind“, mahnt Dr. Herman Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Kinder- und Jugendkardiologe. In der Querschnittsstudie mit 8520 amerikanischen Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 19 Jahren hatten Teilnehmer, die in irgendeiner Form Tabak ausgesetzt waren, ein deutlich höheres Risiko für Bluthochdruck im Vergleich zu Kindern, die keinen Kontakt zu Nikotin hatten.

Der Berufsverband er Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) macht sich seit Langem stark gegen die Passivrauchbelastung von Kindern und befürwortet u.a. ein Rauchverbot in Autos. Denn Tabakrauchbelastung erhöht insbesondere bei Kleinkindern die Empfänglichkeit für Infektionen der unteren Atemwege und für Mittelohrentzündungen. Der Geruchssinn leidet ebenso darunter. Für Säuglinge steigt zudem durch Passivrauch das Risiko, an plötzlichem Kindstod zu sterben.

„Jugendliche Raucher können die Auswirkungen des Rauchens auf ihren Körper selbst beobachten. Ihr Herzschlag ist in der Regel schneller, ihre Durchblutung ist schlechter und sie neigen eher zu Atemnot und sind sportlich weniger fit als Nichtraucher“, ergänzt Dr. Kahl, der auch Mitglied des Expertengremiums BVKJ ist. Hinzu kommt eine verschlechterte Heilungsfähigkeit des Körpers, da Nikotin die Fähigkeit des Körpers, Kollagen zu produzieren, beeinträchtigt. So dauert es für Raucher länger als für Nichtraucher, häufige Sportverletzungen an Sehnen und Bändern auszukurieren.

Jugendliche Raucher haben insgesamt höheres Infektionsrisiko – auch für Covid-19

Jugendliche Raucher sind zudem anfälliger für Atemwegserkrankungen, Erkältungen und Grippe. Und je nachdem, welche Nikotinprodukte – E-Zigarette oder herkömmliche Tabakprodukte oder beides – Jugendliche konsumieren, steigt ihr Covid-19-Infektionsrisiko um das 2,6- bis 9-Fache im Vergleich zu Nichtrauchern.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 31.03.2021

Welt-Autismus-Tag: Corona-Pandemie nimmt Betroffenen beruhigende Alltagsroutinen

2. April ist Welt-Autismus-Tag. Autismus ist eine fatale Kombination: Eine Pandemie, die den Alltag durcheinanderwirbelt, und eine Krankheit, mit der jede Veränderung Stress pur ist. Familien mit autistischen Kindern sind am Anschlag.

In der Corona-Pandemie müssen sich alle neu orientieren – manchen aber fällt das besonders schwer: Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Sie haben ein starkes Bedürfnis nach Struktur und Vorhersehbarkeit, brauchen ihre Routinen und gewohnten Abläufe. Wie kommen sie mit der aktuellen Situation zurecht? Karoline Teufel, Leiterin des Frankfurter Autismus-Therapie- und Forschungszentrums, berichtet von Zusammenbrüchen und Krisen – aber auch von besonderen Stärken, mit denen diese Menschen manches leichter ertragen.
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die viele Formen annehmen kann. Die verschiedenen Ausprägungen wurden daher in einem „Spektrum“ zusammengefasst. Dazu gehören der frühkindliche Autismus oder das Asperger-Syndrom. Gemeinsam sind ihnen die Schwierigkeiten im sozialen Umgang mit Mitmenschen und in der Kommunikation sowie die Neigung zu stereotypen Verhaltensweisen. Schätzungen gehen davon aus, dass ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind.

Familien im Stress

In der Ambulanz des Frankfurter Zentrums finden viele Betroffene Hilfe. Dennoch wollte keine Familie ihre aktuelle Situation schildern – zu groß ist der Stress, um auch nur ein Telefonat dazwischenzuquetschen. Seit Beginn der Corona-Krise vor mehr als einem Jahr beobachten die Mitarbeiter des Zentrums eine wachsende Belastung der Familien: „Je länger der Lockdown andauert, desto mehr merken wir, dass der Wegfall von gewohnten Strukturen ein Problem darstellt“, sagt Teufel. „Das führt zu Verunsicherung. Herausfordernde Verhaltensweisen nehmen zu.“

Patienten fallen in alte Verhaltensmuster zurück

Herausfordernde Verhaltensweisen: Das können Unruhe und Anspannung sein, Zwangsverhalten, Aggression oder Selbstverletzung. Die Patienten fallen in alte Muster zurück, die sie mit Hilfe der Therapeuten bereits überwunden hatten, oder verlieren sich etwa in exzessivem Computerspielen. „Das birgt natürlich Konfliktpotenzial in den Familien“, erklärt Teufel. „Die Herausforderungen, die ohnehin bestehen, werden noch einmal verstärkt.“

Schwierig ist auch das Thema Maske. Da sich autistische Kinder schwer an Neues gewöhnen, tolerieren sie bisweilen das Tragen nicht. Die Eltern müssen sich dann in der Öffentlichkeit noch mehr Vorwürfe über ihre vermeintlich schlecht erzogenen Kinder anhören als sonst. So wird der Gang nach draußen vermieden, der Rückzug verstärkt.

Auch in der Therapie ist Gesichtsbedeckung hinderlich. Das Zentrum betreibt eine Spezialambulanz für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen und ist zugleich ein Forschungszentrum.

Zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen derzeit rund 80 Kinder und Jugendliche. Eines der Förderziele ist, Mimik richtig interpretieren – mit Maske vor dem Mund kaum möglich.

Was raten die Therapeuten Familien in dieser anstrengenden Zeit?

Familien sollten versuchen, möglichst viel Bekanntes beizubehalten oder – wenn das nicht geht – neue Routinen einzuführen, etwa für Essen, Schlafen, Hausaufgaben oder Computerspielen. „Rituale, die das Miteinander oder auch den Tagesablauf regeln, tragen erheblich zur Stabilisierung und zur Entspannung bei“, heißt es in einem Infoblatt für Eltern.

Wie stark die Pandemie Menschen mit ASS belastet, ist unterschiedlich

„Menschen mit Autismus sind genauso verschieden wie Menschen ohne Autismus“, verdeutlicht Teufel. Aber manche Eltern machen sich Sorgen, dass Patienten nach Ende des Lockdowns die Rückschritte nicht wieder aufholen können. „Andererseits wachsen viele gerade über sich hinaus“, sagt Teufel.
„In einigen wenigen Punkten“ hätten Menschen mit ASS derzeit sogar Vorteile, gibt sie zu bedenken. Soziale Kontakte sind für viele Betroffene anstrengend, daher leiden sie unter Kontaktbeschränkungen oft weniger. Und Menschen mit Asperger-Syndrom falle es leicht, sich an Regeln zu halten, „derzeit definitiv eine Stärke“.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 02.04.2021

Tattoos bergen Risiken – auch fürs Herz

Komplikationen können Herzentzündung auslösen. Die Herzstiftung verlängert die Liste der Gründe dafür, warum insbesondere junge Menschen darauf verzichten sollten.

Mindestens jeder fünfte Bundesbürger ist tätowiert, schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Doch auch wenn Tattoos inzwischen alltäglich erscheinen: Harmlos sind die Farbinjektionen nicht. Bei 0,5 bis 6 Prozent aller Tätowierten kommt es epidemiologischen Studien zufolge zu einer Infektion – mit mehr oder weniger schweren Folgen. Schwerwiegend können die Auswirkungen für Herzpatienten sein: Werden die Keime in die großen Blutbahnen gespült, können sie auch andere Organe wie das Herz angreifen. „Besonders leicht befallen die auf solche Weise eingeschleppten Bakterien erkrankte oder operierte Herzklappen”, sagt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.

Wie Infektionen das Herz gefährden

Infektionen nach Tätowierungen haben vielfältige Ursachen: Bei der Prozedur wird die Haut verletzt, und Viren oder Bakterien können über verunreinigte Tätowierfarben, Lösungsmittel oder Nadeln in den Körper gelangen. Auch wenn die Haut des Tätowierten trotz Desinfektion nicht keimfrei ist, kann es zu Infektionen kommen. Problematisch wird es, wenn Krankheitserreger wie Streptokokken, Pilze, Herpes- oder Papillomaviren in die Wunde gelangen. Die Folge ist eine zunächst örtlich begrenzte Entzündung, die häufig nicht bemerkt wird und gelegentlich spontan abheilt. Gelangen die Keime über Blut und Lymphwege in tiefere Hautschichten, entstehen schwere eitrige Entzündungen, beispielsweise ein Abszess. Noch dramatischer sind die Folgen, wenn die Keime in die großen Blutbahnen verschleppt werden und auf diesem Weg verschiedene Organe des Körpers erreichen. „Im Herzen entsteht dann eine sogenannte Endokarditis, eine meist von Bakterien ausgelöste Entzündung der Herzinnenhaut“, erklärt Meinertz. „Diese Infektion ist lebensbedrohlich und endet häufig mit einer Herzoperation oder gar dem Tod.“ Weitere mögliche Folgen seien eine Sepsis, also eine Blutvergiftung, die ebenfalls tödlich verlaufen könne.

Tätowierfarben als Allergieauslöser

Tätowierungen bergen noch weitere Risiken: Das bunte Spektrum von Chemikalien kann unter anderem schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Vor allem rote Farbpigmente, aber auch Nickel, Chrom, Mangan und Formaldehyd sind als Allergieauslöser bekannt. In den meisten Fällen bleiben die Allergien lokal begrenzt, lösen Rötungen, Juckreiz und Brennen aus. In der Folge entstehen häufig Verhärtungen und Knötchen, die schwer zu behandeln sind. In seltenen Fällen kann eine Allergie mit einem anaphylaktischen Schock enden, einer hochgradig lebensbedrohlichen Situation mit Kreislaufversagen und einer Verkrampfung der Atemwege. Zur eigenen Sicherheit sollten vor allem folgende Personen auf Tattoos verzichten:

  • Patienten mit angeborenen Herzkrankheiten
  • Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen
  • Betroffene mit einem erhöhten Risiko für eine Entzündung der Herzinnenhaut
  • Allergiker mit vielen verschiedenen Allergien
  • Betroffene mit Schuppenflechte und anderen, über den ganzen Körper verbreiteten Hautkrankheiten

Langzeitfolgen noch unklar

Wenig bekannt ist bislang, wie sich Tätowierungen langfristig im Körper auswirken. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 2017 ergab, dass sich ein Großteil der Pigmente in den nächstgelegenen Lymphknoten ablagert. Winzige Nanopartikel können sich aber auch über Blut- und Lymphbahnen im ganzen Körper verbreiten. Wie sie dort verstoffwechselt werden, ist bislang wenig erforscht.

Übrigens: Auch das Entfernen eines Tattoos ist nicht unproblematisch. Trotz Lasertechnik bleiben bei der Beseitigung Narben und Farbreste zurück. Beim Zerfall der Farbpigmente entstehen neue, teils gesundheitlich bedenkliche Verbindungen, von denen einige als toxisch oder krebserregend gelten. Besonders bei ausgedehnten Tattoos kann es daher vernünftiger sein, das Tattoo zu belassen, als es mit großem Aufwand zu entfernen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 19.04.2021