Selbst nikotinfreie E-Zigaretten können das Lungengewebe schädigen

E-Zigaretten werden oft als weniger schädliche Alternative zum Rauchen vermarktet, doch eine neue Studie stellt dies infrage – auch bei E-Zigaretten, die kein Nikotin enthalten.

Forscherinnen der Anglia Ruskin University (Großbritannien) untersuchten im Labor genau, wie eine gängige Marke nikotinfreier E-Zigaretten auf Zellen des Lungengewebes beim Menschen wirkte, und stellten fest, dass auch hier oxidativer Stress auftrat.

Oxidativer Stress entsteht, wenn die natürliche Reaktion der Zellen auf Sauerstoff aus dem Gleichgewicht gerät, was zu Fehlfunktionen und Schädigung der Zellen führt. Zugleich beobachteten die Wissenschaftler*innen verstärk auftretende Entzündungsreaktionen und Beeinträchtigungen der Funktion der Blutgefäße– eine Kombination, die oft mit Verletzungen im Lungengewebe einhergeht.

„Nikotinfreies E-Zigaretten-Fluid hat nachweislich die gleiche chemische Zusammensetzung wie nikotinhaltiges Fluid, außer dass es kein Nikotin enthält“, verdeutlichte die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Havovi Chichger von der Anglia Ruskin University.

Lungengewebe und Blutgefäße betroffen

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber nikotinfreier Vape-Flüssigkeit ähnliche negative und entzündungsfördernde Wirkungen auf menschliche mikrovaskuläre Endothelzellen [kleinste Gefäße] hat.“
Durch den Vergleich nikotinfreier Produkte mit E-Zigaretten der gleichen Marke, die tatsächlich Nikotin enthielten, stellten die Forscher*innen fest, dass das Fehlen von Nikotin die E-Zigaretten nicht unbedingt wesentlich besser für das Lungengewebe macht.

In den Zellen, die nikotinfreier E-Zigaretten-Flüssigkeit ausgesetzt waren, fand das Team eine ungewöhnliche Häufung eines bestimmten Proteins namens ARF6, das im Labor für die Schädigung des Lungengewebes verantwortlich zu sein schien.

Dieses Protein wurde in der Vergangenheit nicht mit Rauchen oder Lungenverletzungen in Verbindung gebracht. Es ist jedoch bekannt, dass es dafür sorgt, dass die Blutgefäße des Körpers ordnungsgemäß funktionieren.
„Weitere Untersuchungen sind von entscheidender Bedeutung, um den Zusammenhang zwischen dem ‚Dampfen‘ nikotinfreier E-Zigaretten und möglichen Lungenschäden in den kommenden Jahren zu ermitteln“, betonte Chichger.
Die Expertinnen gaben an, dass sie besonders daran interessiert seien, wie E-Zigaretten das Risiko für das akute Atemnotsyndrom (ARDS: Acute Respiratory Distress Syndrome) erhöhten, ein Problem, das häufig bei Rauchern auftritt und durch Schäden an Blutgefäßen in der Lunge verursacht wird.

Eine kürzlich durchgeführte Studie, in der auch E-Zigaretten ohne Nikotin verwendet wurden, hat gezeigt, dass bereits der einmalige Konsum einer E-Zigarette Auswirkungen auf die Blutgefäße und den Blutkreislauf haben könnte. Dies deutet darauf hin, dass der potenzielle Schaden weit über die Lunge hinausgeht.

„Angesichts der steigenden Zahl von Rauchern, insbesondere bei jungen Teenagern, ist das ‚Dampfen‘ ein erhebliches Gesundheitsproblem, und die Erforschung seiner gesundheitlichen Auswirkungen befindet sich noch in einem frühen Stadium“, gibt Chichger zu bedenken.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 16.02.2024