Körperliche Bestrafung: Auswirkungen auf neuronale Systeme

Jahrzehntelange Forschung belegt, dass körperliche Strafen mit einer Verschlechterung der Gesundheit von Jugendlichen und negativen Auswirkungen auf ihr Verhalten, einschließlich eines erhöhten Risikos für Angstzustände und Depressionen, in Zusammenhang stehen. Eine aktuelle Studie untersuchte nun, welche Auswirkungen körperliche Strafen auf neuronale Systeme haben.

Körperliche Züchtigung kann einfach definiert werden als „vorsätzliches Zufügen von körperlichem Schmerz mit beliebigen Mitteln zum Zwecke der Bestrafung, Korrektur, Disziplinierung, Unterweisung oder aus irgendeinem anderen Grund“. Diese Gewalt, insbesondere wenn sie von einem Elternteil zugefügt wird, ruft komplexe emotionale Reaktionen hervor. Die Forscher:innen unter der Leitung von Dr. Kreshnik Burani, MS, in Zusammenarbeit mit Dr. Greg Hajcak, PhD, beide von der Florida State University, wollten die neuronalen Grundlagen dieser Auswirkungen verstehen.

Die Studie erschien in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging“.

Die Experten und Expertinnen führten eine Längsschnittstudie an 149 Jungen und Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren aus der Gegend von Tallahassee, Florida, durch. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollten eine Videospiel-ähnliche Aufgabe und ein monetäres Ratespiel lösen, während sie sich einer Elektroenzephalographie bzw. einem EEG unterzogen – einer nicht-invasiven Technik zur Messung der Gehirnwellenaktivität. Aus den EEG-Daten ermittelten die Forscher zwei Werte für jeden Teilnehmer – einer, der ihre neuronale Reaktion auf Fehler widerspiegelt, und der andere, der ihre neuronale Reaktion auf Belohnung widerspiegelt.

Zwei Jahre später füllten die Probanden und Probandinnen sowie ihre Eltern eine Reihe von Fragebögen aus, um auf Angst und Depression zu screenen und den Erziehungsstil zu beurteilen. Wie erwartet, entwickelten Kinder, die körperliche Bestrafung erfahren hatten, eher Angstzustände und Depressionen.

„Unsere Arbeit repliziert zunächst den bekannten negativen Effekt, den körperliche Züchtigung auf das Wohlbefinden eines Kindes hat: Wir fanden heraus, dass körperliche Züchtigung mit erhöhter Angst und depressiven Symptomen im Jugendalter verbunden ist. Unsere Studie geht jedoch noch weiter, und zeigt, dass körperliche Bestrafung die Gehirnaktivität und die neurologische Entwicklung beeinflussen kann“, so Kreshnik Burani, MS, Forscher, Florida State University. Demnach zeigen Jugendliche, die körperliche Bestrafung erfuhren, eine größere neuronale Reaktion auf Fehler und eine abgeschwächte Reaktion auf Belohnung.

„Insbesondere“, fügte Burani hinzu, „verbindet unser Artikel körperliche Bestrafung mit einer erhöhten neuralen Empfindlichkeit gegenüber Fehlern und einer verringerten neuralen Empfindlichkeit gegenüber Belohnungen in der Jugend. In früheren und laufenden Arbeiten mit Dr. Hajcak sehen wir, dass eine erhöhte neurale Reaktion auf Fehler mit Angst verbunden ist, während eine verminderte neuronale Reaktion auf Belohnungen mit Depression zusammenhängt. Körperliche Züchtigung könnte daher bestimmte neuronale Entwicklungswege verändern, die das Risiko für Angst und Depression erhöhen, indem sie Kinder hypersensibel gegenüber ihren eigenen Fehlern und weniger reaktiv auf Belohnungen und andere positive Ereignisse in ihrer Umgebung machen.“

Die Arbeit liefert neue Hinweise auf die neuronalen Grundlagen von Depressionen und Angstzuständen und könnte helfen, Interventionen für gefährdete Jugendliche zu entwickeln.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 13.01.2023