Essstörungen: Spätfolgen bei Anorexie

Anorexie tritt gehäuft im Jugendalter auf. Französische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um PhD Emeline Chapelon an der Université Paris-Saclay haben sich nun mit den Langzeitfolgen der Essstörung beschäftigt. Sie befragten 86 Frauen, die vor zehn Jahren im Jugendalter waren und sich aufgrund einer schweren Anorexie einer stationären Behandlung unterziehen mussten, mit 258 damals ebenfalls an Anorexie erkrankten Frauen, die jedoch nicht stationär behandelt wurden. Es stellte sich heraus, dass viele der stationär behandelten Frauen immer noch unter zahlreichen körperlichen und psychischen Störungen litten, beispielsweise unter Anorexie und anderen Essstörungen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wogen sie weniger und hatten niedrigere BMIs. Außerdem traten bei den stationär Behandelten im Vergleich zur Kontrollgruppe verschiedene Spätfolgen wie akute Halsentzündungen, Magenschmerzen, gastroösophagealer Reflux, eingleiste Blutcholesterin-Werte sowie Ängste und Depressionen häufiger und stärker auf. „Die Befunde belegen, dass Anorexie eine schwere Erkrankung ist, die noch viele Jahre nach einem Klinikaufenthalt mit weiteren Behandlungen und Beschwerden einhergehen kann“, so die Autorinnen und Autoren. Einige Spätfolgen werden die Patientinnen und Patienten sogar ein Leben lang begleiten. Daher sollten den Forschenden zufolge Betroffene nach Beendigung einer Anorexie-Therapie weiterhin psychologisch und medizinisch beobachtet und betreut werden.

Quelle: www.aerzteblatt.de / PP 20, Ausgabe September 2021