Zu viel Bildschirmzeit bringt Kinder um den Schlaf

Die Stiftung Kindergesundheit warnt vor steigender Abhängigkeit von digitalen Geräten und deren Folgen.

Je mehr Zeit Kinder und Jugendliche vor dem Bildschirm verbringen – sei es beim Fernsehen, auf dem Smartphone, Tablet oder der Spielkonsole – desto schlechter schlafen sie. Das berichtet die in München beheimatete Stiftung Kindergesundheit. Sie verweist auf aktuelle Studien, die belegen, dass intensiver Medienkonsum nicht nur den Schlaf, sondern auch die Lernfähigkeit beeinträchtigt.

Digitale Medien sind für Kinder und Jugendliche heute selbstverständlicher Bestandteil des Alltags. Ihre Nutzung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, stellt die Stiftung Kindergesundheit in ihrem „Kindergesundheitsbericht“ fest. Mehr als 90% der 14- bis 19-Jährigen verwenden täglich soziale Netzwerke wie WhatsApp, Instagram oder Snapchat. Neben den vielen Vorteilen digitaler Medien, etwa beim Lernen oder Kommunizieren, treten jedoch auch Risiken deutlich zutage. Besonders während der COVID-19-Pandemie nahm die intensive und teils suchtartige Nutzung digitaler Medien erheblich zu. Eine direkte Folge: vermehrte Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen.

Besorgniserregende Zahlen:

  • Bereits jedes zweite Kind im Alter von drei Jahren schaut täglich bis zu einer Stunde Videos auf unterschiedlichen Endgeräten.
  • Jedes siebte Kind verbringt mehr als eine Stunde am Tag vor dem Bildschirm.
  • Drei von vier Jugendlichen nutzen ihr Smartphone noch in den letzten zehn Minuten vor dem Schlafengehen, jeder vierte auch nach dem Lichtausschalten.
  • Manche Jugendliche behalten ihr Handy nachts unter dem Kopfkissen.
  • Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen 8,4% der 12- bis 17-Jährigen bereits Anzeichen einer krankhaften Computerspiel- oder internetbezogenen Störung.

Warum Bildschirme den Schlaf stören

Bildschirme mit LED-Technologie emittieren blaues Licht, das die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Melatonin reguliert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus und sorgt dafür, dass wir müde werden. Wer abends lange auf Bildschirme schaut, schläft später ein, gerät aus dem natürlichen Schlafrhythmus und ist am nächsten Morgen müder – mit Folgen für Konzentration und Leistung in Schule und Ausbildung.
Zudem kann starker digitaler Konsum für eine anhaltende Reizüberflutung sorgen. Besonders aufregende Inhalte wie Games oder Social Media können das Gehirn in Alarmbereitschaft versetzen, wodurch das Einschlafen erschwert wird. Die Konsequenz: schlechtere Gedächtnisleistung, verringerte Aufmerksamkeit und Konzentration sowie eine höhere Fehleranfälligkeit.

Müdigkeit im Unterricht

Viele Jugendliche, die ihr Smartphone bis in die Nacht nutzen, schlafen nicht nur weniger, sondern schlechter. Morgens sind sie oft nicht ausgeruht und neigen dazu, im Unterricht wegzunicken. Tagesmüdigkeit führt zudem zu Bewegungsmangel, Konzentrationsproblemen und Stimmungsschwankungen. Studien zeigen, dass ständiges Multitasking mit digitalen Medien beim Lernen die Konzentration verringert und das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt. Es kommt zu Einbußen an Daueraufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeit. Wer während der Hausaufgaben häufig abgelenkt wird, lernt ineffizienter und braucht länger dafür.

Zu wenig Schlaf kann ernsthafte Folgen haben

Gesunder Schlaf ist essenziell für die körperliche und geistige Gesundheit. Wer dauerhaft schlecht schläft, ist anfälliger für Krankheiten. Das Risiko für Herzerkrankungen und Depressionen steigt und Infektionen können langsamer heilen. Zudem haben Menschen mit Schlafstörungen ein fünffach erhöhtes Risiko, Unfälle im Haushalt oder im Straßenverkehr zu erleiden.
Entgegen einer allgemeinen Annahme arbeitet der Organismus während der Nacht keineswegs auf Sparflamme: Im Schlaf verbraucht der Körper genauso viel Energie wie im Wachzustand. Nachts wird das Wachstumshormon produziert, das für das Knochenwachstum benötigt wird und zur Regenerierung von Haut und Haaren beiträgt („Schönheitsschlaf“) .

Schlaf verbessert die Lernleistung

Guter Schlaf hilft nicht nur bei der Regeneration des Körpers, sondern fördert auch die geistige Entwicklung. Während der Nacht verarbeitet das Gehirn Erlerntes und verbessert die Fähigkeit zur Problemlösung. Schlafmangel hingegen verursacht Gedächtnislücken, senkt die Tagesleistung um bis zu 25% und schwächt das Immunsystem.

Was Eltern tun können

Um einen gesunden Umgang mit digitalen Geräten zu fördern, rät die Stiftung Kindergesundheit zu klaren Regeln:

  • Digitale Medien sollten in den letzten zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen möglichst gemieden werden.
  • Smartphones haben im Schlafzimmer – vor allem nachts – nichts zu suchen.
  • Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen und feste Medienzeiten für alle vereinbaren.
  • Alternative Einschlafrituale wie Lesen oder beruhigende Musik können helfen, besser zur Ruhe zu kommen.

Strikte Verbote führen jedoch oft zu Widerstand. Stattdessen hilft es, gemeinsam mit den Kindern sinnvolle Regeln zu erarbeiten. Ein offenes Gespräch über die Vor- und Nachteile von Medien kann das Bewusstsein und die Eigenverantwortung der Kinder stärken. Auch ein bewusster Umgang mit digitalen Inhalten ist hilfreich, etwa indem diese gemeinsam angeschaut und anschließend reflektiert werden. Eltern können außerdem alternative Freizeitangebote schaffen, wie gemeinsame Spieleabende oder sportliche Aktivitäten, um den Medienkonsum in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Entscheidend ist es, den jungen Menschen Vertrauen zu schenken und sie dabei zu unterstützen, eigenverantwortlich mit digitalen Geräten umzugehen. So lassen sich Streitigkeiten vermeiden und die Beziehung bleibt positiv.

Ein bewusster Umgang mit Bildschirmmedien kann Kindern und Jugendlichen helfen, besser zu schlafen und tagsüber leistungsfähiger zu sein. Schlaf ist eine der wichtigsten Ressourcen für körperliches und geistiges Wohlbefinden – und damit die Grundlage für eine gesunde Zukunft.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 01.05.2025

Nicht nur geistige Fähigkeiten bestimmten schulischen Erfolg

Ein internationales Forscherteam untersuchte Faktoren, die die akademischen Leistungen von Heranwachsenden im Alter von 7 bis 16 Jahren beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass nicht nur geistige Fähigkeiten über den Erfolg in der schulischen Laufbahn entscheiden.

Wissenschaftler*innen aus den Niederlanden, aus Großbritannien, Italien, Norwegen, den USA und Deutschland analysierten, ob sich ein Zusammenhang zwischen kognitiven sowie nicht-kognitiven Fähigkeiten und akademischen Leistungen im Alter zwischen 7 bis 16 Jahren feststellen lässt.

Drei Bereiche bei den nicht-kognitiven Fähigkeiten

Kinder, die ihre Impulse und Aufmerksamkeit gut regulieren können und motiviert und emotional stabil sind, können in der Schule unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten besser abschneiden. Diese Merkmale wurden als nicht-kognitive Fähigkeiten beschrieben.

Untersuchungen zu Zwillingen haben gezeigt, dass genetische Unterschiede zwischen Individuen zu Unterschieden in diesen Fähigkeiten beitragen. Die meisten nicht-kognitive Fähigkeiten sind mäßig vererbbar. Mit der Genetik für diese nicht-kognitiven Fähigkeiten sind anscheinend auch gesundheitsbezogene Verhaltensweisen, die Fähigkeit, Belohnung aufzuschieben, Offenheit für neue Erfahrungen und Gewissenhaftigkeit verknüpft.

Einfluss der nicht-kognitiven Fähigkeiten auf Bildungsweg anhand von Zwillingen beobachtet

In der internationalen Studie werteten Forschende Daten von Heranwachsenden im Alter von 4, 7, 9, 12 und 16 Jahren aus, die die Entwicklung der nicht-kognitive Fähigkeiten und kognitive Fähigkeiten und die akademischen Leistungen zeigten. Die Teilnehmer *innen waren Zwillinge, die in England und Wales in den Jahren 1994-96 geboren wurden, und waren Teil der Twins Early Development Study. Zusätzlich erfolgten Befragungen (Eltern, Lehrer, Heranwachsende selbst) und kognitive Tests.

Bedeutung der nicht-kognitiven Fähigkeiten für den Bildungsweg nimmt mit dem Alter zu

Die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, beeinflussten den Bildungsweg der Studie zufolge positiv. Mit zunehmendem Alter stieg die Bedeutung. Ein Zusammenhang zwischen kognitiven Fähigkeiten und akademischen Leistungen war nach sieben Jahren erkennbar und blieb im Laufe der Zeit etwa gleich. Im Gegensatz dazu war die Effekte von nicht-kognitive Fähigkeiten auf den Schulerfolg in frühen Jahren schwächer ausgeprägt, nahm jedoch mit der Zeit zu und erreichte nach 16 Jahren die gleichen Werte wie kognitive Fähigkeiten.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 24.02.2025

Gewalt gegen Frauen: Bundesregierung beschließt Gewaltschutzstrategie

Frauen sollen künftig besser vor Gewalt geschützt werden. Das Bundeskabinett hat dafür am 11. Dezember eine Gewaltschutzstrategie nach der Istanbul-Konvention und die Einrichtung einer Koordinierungsstelle beschlossen. „Deutschland hat ein Gewaltproblem. Der Handlungsbedarf ist groß“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne).

Laut dem Lagebild „Geschlechtsspezifische Gewalt“ aus dem vergangenen Jahr begeht in Deutschland fast jeden Tag ein Mann einen Femizid. Fast 400 Frauen am Tag wurden Opfer von Partnerschaftsgewalt. In den vergangenen Jahren sind diese Zahlen deutlich gestiegen. Die Gewaltschutzstrategie nach der Istanbul-Konvention werde mit 120 konkreten Maßnahmen dazu beitragen, Gewalt gegen Frauen effektiver zu bekämpfen, so Paus. Die Maßnahmen reichen dabei vom Gewalthilfegesetz, das einen kostenfreien Anspruch auf Schutz und Beratung sicherstellen soll, bis hin zur Bekämpfung von digitaler Gewalt.

„Für die Maßnahmen haben wir auch die Expertise aus Ländern, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit einbezogen. Am Ende geht es darum, alles zu tun, um Frauen bestmöglich vor Gewalt zu schützen. Besonders dringlich ist es, das Gewalthilfegesetz noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden“, sagte Paus.

Die Koordinierungsstelle soll die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt künftig koordinieren und damit die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland stärken. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 24, Ausgabe Januar 2025

Zi-Versorgungsatlas: 7,5 Millionen mit neuer psychischer Erkrankung

Bei 7,52 Millionen gesetzlich Versicherten ab 18 Jahren wurde 2022 mindestens eine psychische Störung oder Verhaltensstörung nach jeweils zwei diagnosefreien Jahren neu diagnostiziert. Besonders häufig waren schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (29 Prozent), gefolgt von somatoformen Störungen (27 Prozent) und depressiven Episoden (18 Prozent).

Das geht aus einer Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) hervor. Die Studie „Inzidenztrends für 37 psychische Störungen bei Erwachsenen in der ambulanten Versorgung 2015–2022“ ist im Rahmen des Versorgungsatlas erschienen (2024; DOI: 10.20364/VA-24.06). Datengrundlage waren die bundesweiten vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Abrechnungsdaten aus den Jahren 2013 bis zum dritten Quartal 2023.

Bei den depressiven Störungen zeigten die Abrechnungsdaten von 2015 zu 2022 bei den 18- bis 24-Jährigen sowie den 25- bis 29-Jährigen deutliche Inzidenzanstiege (plus 26 beziehungsweise plus zwölf Prozent). Dagegen war die Inzidenz in den Altersgruppen ab 30 Jahre durchweg rückläufig (im Durchschnitt minus 17 Prozent). Frauen sind mit einem Anteil von 63,7 Prozent der Erstdiagnosefälle 2022 deutlich häufiger betroffen als Männer.

Das Krankheitsbild der nichtorganischen Schlafstörungen zeigte von 2015 zu 2022 Inzidenzanstiege in allen Altersgruppen zwischen zehn Prozent (70–74 Jahre) und 38 Prozent (25–29 Jahre). Weitere längerfristige Anstiege zeigten sich bei Angst- und Belastungsstörungen. Bei den Essstörungen waren 2021 und 2022 leichte Inzidenzzunahmen zu beobachten. 

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 24, Ausgabe Januar 2025

Sucht und Drogen: Schüler konsumieren Nikotinbeutel

Etwa jeder siebte Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren hat nach Daten der DAK-Gesundheit schon einmal Nikotinbeutel probiert. Bei Jungen sei der Konsum stärker als bei Mädchen, teilte die DAK mit.

Die kleinen Nikotinbeutel – sogenannte Pouches – werden zwischen Oberlippe und Zahnfleisch geklemmt. Sie enthalten ein Pulver, das aus Nikotinsalzen und Trägerstoffen besteht und bewirken einen ähnlichen Kick wie Zigaretten. Das Nikotin, ein Nervengift, wird über die Mundschleimhaut aufgenommen.

Die Variante mit Tabak heißt Snus, ihr Verkauf ist in der Europäischen Union (EU) mit Ausnahme von Schweden untersagt. Die tabakfreien Nikotinbeutel fallen in Deutschland unter das Lebensmittelrecht und sind ebenfalls verboten. Doch über das Internet sind die Beutelchen leicht zu beschaffen. Wegen fehlender Kontrollen seien sie oft sogar in Tabakläden, Kiosken oder Tankstellen erhältlich, kritisieren Suchtberater.

Dem DAK-Präventionsradar zufolge greifen Jugendliche mit einem niedrigen sozialen Status eher zu den Beuteln als Teenager aus höheren sozialen Schichten. „Nikotinbeutel sind gefährlich und können abhängig machen“, so Storm. Neben mehr Kontrollen sei die Aufklärung der Eltern und Lehrkräfte über die gesundheitlichen Risiken von Nikotinprodukten wichtig.

Beim DAK-Präventionsradar gaben 15 Prozent der Schüler im Alter von 16 oder 17 Jahren an, mindestens einmal Nikotinbeutel konsumiert zu haben. Für die Erhebung waren 2022 und 2023 rund 12 700 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 17 Jahren zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt worden. 

Quelle: www.aerzteblatt.de; PP 24, Ausgabe Januar 2025

Essverhalten der Kinder spiegelt oft das der Eltern wider

Kleine Kinder zeigen oft ein ähnliches Essverhalten wie ihre Eltern. Und das Essverhalten der Eltern beeinflusst auch, wie sie ihre Kinder ernähren. Das zeigen Untersuchungen der Aston University (England). Die Arbeit legt nahe, dass Eltern sowohl durch ihren eigenen Umgang mit Nahrung als auch dadurch, wie sie ihre Kinder ernähren, zu einem gesunden Essverhalten ihrer Kinder beitragen können.

Ein Team unter der Leitung von Professorin Jacqueline Blissett von der School of Psychology und dem Aston Institute of Health and Neurodevelopment (IHN) der Aston University bat Eltern, ihr eigenes Essverhalten zu beurteilen und suchte nach Zusammenhängen zwischen diesem Verhalten und dem ihrer Kinder.

Das Team teilte die Eltern nach vier Typen von Essverhalten ein: „typisches Essen“, „eifriges Essen“, „emotionales Essen“ und „vermeidendes Essen“. Typische Esser, die 41,4% der Stichprobe ausmachten, weisen keine extremen Verhaltensweisen auf. Bei eifrigen Essern (37,3%) lösen Nahrungsreize und besondere Emotionen schneller das Bedürfnis nach Nahrung aus, und nicht vorwiegend Hungersignale. Emotionale Esser (15,7%) essen ebenfalls als Reaktion auf Emotionen, haben aber nicht so viel Freude am Essen wie eifrige Esser. Vermeidende Esser (5,6%) sind beim Essen extrem wählerisch und haben wenig Freude am Essen.

„Eifrige Esser“ und „heiklen Esser“ beeinflussen ihre Kinder besonders stark

Die direkten Verbindungen zwischen dem Verhalten von Kind und Eltern waren besonders deutlich bei Eltern mit eifrigem oder vermeidendem Essverhalten. Deren Kinder zeigten meist ähnliche Essgewohnheiten. Eltern mit „eifrigen“ oder „emotionalen“ Essgewohnheiten neigten eher dazu, Essen zu verwenden, um ein Kind zu beruhigen oder zu trösten. Das Kind übernahm dann wiederum selbst „eifrige“ oder „emotionale“ Essgewohnheiten. Wenn aber Eltern mit „eifrigen“ oder „emotionalen“ Essgewohnheiten eine ausgewogene und abwechslungsreiche Auswahl an Nahrungsmitteln anboten, verringerte sich das Risiko, dass das Kind diese Verhaltensmuster übernahm.

Die Forschung folgt auf frühere Arbeiten des Teams, das die vier Haupttypen des Essverhaltens bei Kindern identifizierte und die Ernährungsgewohnheiten der Eltern mit diesen Eigenschaften in Verbindung brachte.
„Eltern haben einen großen Einfluss auf das Essverhalten von Kindern. Sie haben deshalb auch die Chance, ihre Kinder von klein auf zu einer ausgewogenen Ernährung und gesundem Essen hinzuführen. Daher ist es wichtig, herauszufinden, wie der Essstil eines Elternteils mit dem Essstil ihrer Kinder zusammenhängt und welche Faktoren verändert werden könnten, um ein gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln zu fördern“, erklärte Dr. Abigail Pickard, leitende Forscherin des Projekts.

Sie und ihr Team werden nun eine Intervention entwickeln, die Eltern dabei unterstützt, Wege zu finden, um Emotionen anders als mit Essen zu regulieren, wie sie gesunde Ernährung vorleben können und eine gesunde Ernährungsumgebung zu Hause schaffen können. Dies könnte mit verhindern helfen, dass weniger günstige Essgewohnheiten von Generation zu Generation von den Eltern an die Kinder weitergegeben werden.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 10.02.2025

ePA bei Kindern und Jugendlichen – BVKJ sieht weiterhin große Probleme bei der Umsetzung der ePA für Kinder und Jugendliche

Nach initialem Gespräch mit Minister Lauterbach gibt es immer noch keine konkreten Änderungsvorschläge des BMG. Die elektronische Patientenakte (ePA) kann insbesondere für chronisch kranke Kinder und Jugendliche Vorteile bringen. Allerdings überwiegen derzeit die „Risiken und Nebenwirkungen“. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, in Kürze Lösungen dieser Probleme vorzulegen. Solange die Probleme nicht gelöst sind, rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ) Eltern, die Nutzung der ePA sorgsam zu prüfen.

Dr. Michael Hubmann, Präsident des BVKJ: „Wir freuen uns, dass Bundesminister Lauterbach das Gespräch gesucht hat und in enger Abstimmung mit dem BVKJ schnell Eckpunkte für eine Lösung der zahlreichen Probleme vorlegen möchte. Gleichzeitig ist es für uns höchst unbefriedigend, dass damit der nächsten Regierung eine so große ungelöste Aufgabe hinterlassen wird, die eigentlich sofortiger gesetzgeberischer Tätigkeit bedarf. Wenigstens muss jetzt im Ministerium alles vorbereitet werden, damit eine neue Regierung nicht mit einem leeren Papier starten muss, sondern sofort loslegen kann.“

Der BVKJ hatte empfohlen, bis zur gesetzlichen Klarstellung aller offenen Fragen für Kinder eine Opt-in-Regelung zu verabschieden. Nachdem jetzt abzusehen ist, dass dies in der letzten Sitzungswoche nicht mehr passieren wird, wird der BVKJ in einer Patienteninformation, die in den Praxen aushängen soll, darauf hinweisen, dass aus Sicht des BVKJ nur bei Kindern mit chronischen Erkrankungen die Vorteile der ePA gegenüber gravierenden Nachteilen überwiegen.

„Es ist uns nicht leichtgefallen, den Eltern diese Empfehlung auszusprechen. Für uns in der Praxis wäre es am einfachsten, wir hätten eine funktionierende ePA für alle unsere Patientinnen und Patienten. Für chronisch kranke Kinder kann sie ein Segen sein. Aber bei einer Nutzen-Risiko-Abschätzung wird klar: der Schutz von Kindern geht vor, sodass wir nicht guten Gewissens schweigen können und gezwungen sind, nochmals klar vor der ePA bei Kindern und Jugendlichen zu warnen. Bei meinen eigenen Kindern würde ich mich derzeit gegen die ePA entscheiden“, betont Hubmann.

Beispiele für konkrete Probleme, die in den Praxen auftreten werden:

  • Datenschutz für Jugendliche unter 15 Jahren:
    Ein 12-jähriges Mädchen und seine Mutter möchten, dass das Kind gegen HPV geimpft wird, um es vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen. Der Vater lehnt aus religiösen Gründen eine Impfung ab, weil er Sex vor der Ehe ablehnt. Die Ärztin muss die Information über die erfolgte Impfung in der ePA dokumentieren. Gleiches gilt für die Pille, etc.
  • Konflikte bei Trennungskindern:
    Eine Mutter berichtet dem Arzt, dass es dem Kind nach dem Wochenende beim Vater nicht gut geht. Bisher werden solche Informationen vertraulich in der Arztdokumentation festgehalten. Jetzt landet die Information auf der ePA und kann zu weiterem Streit führen und gerichtliche Auseinandersetzungen zur Folge haben. Daten werden auf der ePA gespeichert, auch wenn das gegen den Willen eines Elternteils ist.
  • Übernahme kritischer Diagnosen ins Erwachsenenleben:
    Ein 14-Jähriger macht laut ärztlicher Diagnose eine kurze depressive Phase durch. Die sensiblen Daten werden ohne Überprüfung ins Erwachsenenleben mitgenommen und können die Berufslaufbahn oder die Versicherung in der PKV, Haftpflicht etc. negativ beeinflussen.
  • Befüllungspflicht:
    Ärzt*innen und Krankenkassen sind verpflichtet, alle Diagnosen in der ePA zu speichern. So auch bei einem Verdacht auf Münchhausen-Stellvertretersyndrom, wenn die Betreuungsperson Krankheiten beim Kind erfindet oder verursacht. Dies betrifft aber auch viele andere sensible Daten, bei denen Befüllung nicht im Interesse des Kindes ist.
  • Kinderschutzfall:
    Ein Elternteil begeht sexuellen Missbrauch an seinem Kind. Das wird der Polizei, dem Jugendamt, der Jugendhilfe, oder der Kinder- und Jugendarztpraxis bekannt. Keine dieser Institutionen kann sicherstellen, dass auf schnellstem Wege dem Vater die Zugriffsrechte auf die ePA, einschließlich Informationen zu einem neuen Wohnort, entzogen werden.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 22.01.2025

Studie: Humor kann Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder helfen

Forscher*innen der Pennsylvania State University (PennState) stellten in einer Pilotstudie fest, dass die meisten Menschen Humor als effektives Erziehungsinstrument betrachten und dass er die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung positiv beeinflussen kann.

Eine amerikanische Untersuchung der Pennsylvania State University (PennState) beleuchtete, wie Menschen die Beziehung zwischen Humor aufgrund ihrer Erfahrung als Kind und ihrer Erfahrung als Eltern sehen. Die Studie soll dazu beitragen, die Grundlage dafür zu legen, wie man Humor konstruktiv einsetzen kann und in welchen Situationen dieser besser zu vermeiden ist.

Humor helfe kognitive Flexibilität zu erwerben, Stress abbauen und fördere kreative Problemlösungsfähigkeiten und erhöhe die Belastbarkeit, so der Hauptautor der Studie, Professor Benjamin Levi. „Es gibt eine interessante Parallele zwischen Geschäftsleben und Kindererziehung, die beide hierarchisch geprägt sind. Im Geschäftsleben hat sich gezeigt, dass Humor dabei hilft, Hierarchien zu lockern, eine bessere Atmosphäre für Zusammenarbeit und Kreativität zu schaffen und Spannungen abzubauen“, sagte Erstautorin Lucy Emery, die zum Zeitpunkt der Untersuchung Medizinstudentin am Penn State College of Medicine war und derzeit als Assistenzärztin für Kinderheilkunde am Boston Children’s Hospital arbeitet. „Eltern-Kind-Beziehungen sind zwar liebevoller als Geschäftsbeziehungen, aber bei der Kindererziehung kommt es ebenso häufig zu Stresssituationen. Humor kann dabei helfen, diese Spannungen und Hierarchien abzuschwächen und beiden Parteien dabei helfen, sich in einer Stresssituation besser zu fühlen.“

Die Wissenschaftler*innen befragten 312 Personen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren. Mehr als die Hälfte gab an, von Menschen erzogen worden zu sein, die Humor verwendeten, und 71,8% stimmten zu, dass Humor ein wirksames Erziehungsinstrument sein kann. Die Mehrheit gab an, dass sie bei ihren Kindern Humor anwenden oder dies planen und davon überzeugt sind, dass dieser eher Nutzen als Schaden bringen kann.

Humor in der Erziehung wirkt sich positiv auf Eltern-Kind-Beziehung aus

Das Team stellte außerdem einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Humor durch Eltern und der Art und Weise fest, wie deren Kinder, die heute erwachsen sind, ihre Erziehung und ihre Beziehung zu ihren Eltern betrachteten. Von denen, die angaben, dass ihre Eltern Humor verwendeten, sagten 50,5%, sie hätten eine gute Beziehung zu ihren Eltern, und 44,2% gaben an, sie hätten das Gefühl, ihre Eltern hätten sie gut erzogen. Auf der anderen Seite gaben von denen, die angaben, ihre Eltern hätten in der Erziehung keinen Humor eingesetzt, nur 2,9% an, sie hätten eine gute Beziehung zu ihren Eltern, und nur 3,6% erklärten, sie hätten das Gefühl, ihre Eltern hätten sie gut erzogen.

Humor als Erziehungsmittel wird generationenübergreifen in Familien eingesetzt

Obwohl es nicht überraschend sei, dass Eltern bei ihren Kindern Humor verwenden würden, wenn selbst damit erzogen worden waren, sagte Levi, seien die starken Unterschiede zwischen den beiden Gruppen unerwartet gewesen.
Das Forschungsteam erweitert diese vorläufige Studie und befragt eine größere und vielfältigere Kohorte von Eltern sowie qualitative Forschungsergebnisse auf der Grundlage der Erfahrungen der Eltern mit Humor.
„Ich hoffe, dass die Menschen lernen, Humor als effektives Erziehungsinstrument einzusetzen, nicht nur um Spannungen abzubauen, sondern auch um ihre eigene Widerstandsfähigkeit und kognitive und emotionale Flexibilität zu entwickeln und ihren Kindern ein Vorbild zu sein“, lautete das Fazit von Professor Levi.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 20.01.2025

Erstes Kind: Auch Väter haben erhöhtes Risiko für Depressionen

Immer mehr Studien legen nahe, dass nicht nur Mütter, sondern auch frischgebackene Väter in der Perinatalphase (Wochen bis Monate vor und nach der Geburt) ein höheres Risiko als in anderen Lebensphasen haben, eine Depression zu entwickeln. Angst und Stress, die eine Vaterschaft mit sich bringt, wurden bisher in der Forschung wenig beachtet.

In Frankreich wurden nun zwei Studien dem Thema „Depressionsrisiko von Vätern in der Perinatalphase“ durchgeführt. Sie waren ausschließlich der väterlichen Depression gewidmet und beschränkten sich auf die ersten vier Monate nach der Geburt. Ein besseres Verständnis des Risikos in der Bevölkerung könne den Autor*innen zufolge nicht nur dazu beitragen, Probleme der öffentlichen Gesundheit zu identifizieren, sondern auch gezielter vorzubeugen.
Die französischen Forscher*innen werteten Daten der CONSTANCES-Kohorte (9 Jahren Erfassungszeitraum) aus. Innerhalb dieser Kohorte füllten die Teilnehmer jährlich Fragebögen aus. Sie erklärten ihren Elternstatus und ob psychische Erkrankungen vorlägen. Sie füllten auch Fragebögen zur Beurteilung der psychischen Gesundheit aus. Bei den Antworten signalisierten definierte Schwellenwerte die Schwere der Symptome. Darüber hinaus analysierten die Forscher*innen alle Faktoren (z. B. soziodemografische, psychosoziale, Lebensstil-, berufliche, familiäre oder kulturelle), die möglicherweise mit einer schlechten psychischen Gesundheit in Verbindung stehen und in den Fragebögen verfügbar waren.

Über 6.000 Männer befragt – eigene Betroffenheit unterschätzt

Die Studie umfasste 6.299 Männer, die ihr erstes Kind bekommen hatten. Diese Männer waren bei Aufnahme im Durchschnitt 38 Jahre alt, 88% lebten mit einem Partner zusammen und 85% waren berufstätig. Insgesamt berichteten 7,9% dieser männlichen Kohorte während der Studie von einer psychischen Erkrankung, wobei 5,6% der Erkrankungen vor der Geburt des Kindes und 9,7% danach auftraten. 6,5% der Kohorte litten unter Angstzuständen, die nach der Geburt stärker ausgeprägt waren als davor (7,8% danach vs. 4,9% davor).

Die Rate klinisch signifikanter Symptome lag während des Untersuchungszeitraums durchschnittlich bei 23,2% und stieg nach der Geburt von 18,3% auf 25,2%. Männer schätzten sich selbst weniger depressiv ein, als aus den ausgewerteten Fragebögen zu lesen war. Dies weise auf eine unzureichende Aufklärung bei Männern hin, so die Interpretation der Autor*innen.

Arbeitslosigkeit als größter Risikofaktor für vorübergehende psychische Erkrankung

Die Risikofaktoren, die mit einem vorübergehend hohen Risiko für psychische Erkrankungen verbunden waren, waren in der Reihenfolge absteigender Bedeutung: keine Arbeit zu haben, mindestens eine negative Erfahrung in der Kindheit gemacht zu haben, aus finanziellen Gründen auf medizinische Versorgung zu verzichten und ein Alter von 35 bis 39 Jahren. Die Risikofaktoren, die mit einem hohen und konstanten Risiko für psychische Erkrankungen verbunden waren, waren in der Reihenfolge absteigender Bedeutung: 60 Jahre oder älter zu sein, keine Arbeit zu haben, nicht mit einem Partner zusammenzuleben, 40 bis 44 Jahre alt zu sein und in den folgenden Jahren weitere Kinder zu bekommen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 13.01.2025

Schätzung: Eine Zigarette verkürzt Leben statistisch gesehen um 20 Minuten

Bei langjährigen Rauchern entspricht der Verlust an Lebenszeit rein rechnerisch in etwa 20 Minuten pro Zigarette. Bei Männern sind es demnach 17 Minuten, bei Frauen 22, wie aus einer Schätzung von Forschen­den des University College London (UCL) im Fachblatt Addiction (DOI: 10.1111/add.16757) hervorgeht.

Für ihre Berechnungen griffen sie auf britische Daten zur Mortalität von Rauchern zurück und berücksichtigten, wie viele Zigaretten diese im Schnitt pro Tag konsumieren.

Die Gruppe um Sarah Jackson von der Abteilung für Verhaltenswissenschaften und Gesundheit will die Gefahren des Rauchens möglichst anschaulich verdeutlichen. Es sei eine Herausforderung, Raucherinnen und Raucher auf eine klare und verständliche Weise zu vermitteln, welches Risiko ihre Sucht berge.

„Eine potenziell wirkungsvolle Möglichkeit, den Schaden des Rauchens zu beziffern, ist die Schätzung des durch­schnittlichen Verlusts an Lebenserwartung für jede gerauchte Zigarette“, so das Team um Jackson.

Die Gruppe rechnet vor, dass Menschen, die am 1. Januar zu rauchen aufhören, bereits eine Woche später rein rechnerisch eine Tag an Lebenszeit gewonnen haben. In der Realität gibt es aber keinen solchen direkten Zu­sammenhang zwischen gerauchten Zigaretten und Lebenszeit.

So können einzelne Raucherinnen und Raucher sehr alt werden. Im Schnitt verlieren langjährige Raucherinnen aber 11 Jahre an Lebenszeit im Vergleich zu Nichtraucherinnen, bei Männern sind es 10, wie das Team um Jackson schreibt.

Das britische Gesundheitsministerium hatte die Schätzung in Auftrag gegeben. „Wenn ein Raucher am Neujahrs­tag aufhört, bekommt er bis zum 20. Februar bereits eine ganze Woche seines Lebens zurück“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Bis zum Ende des Jahres belaufe sich die Zahl der geretteten Lebenstage auf 50.

Die Angaben stützen sich auf eine neue Auswertung zweier Langzeitstudien aus Großbritannien. Das Forschungsteam berücksichtigte darin aktuellere Daten, eine längere Beobachtungszeit und mehr Faktoren als eine frühere Schätzung aus dem Jahr 2000. Damals war die verlorene Lebenszeit durch eine Zigarette auf 11 Minuten geschätzt worden. Doch das beruhte auf der Annahme, dass Raucher, die nicht aufhören, durch­schnitt­lich nur 6,5 Jahre ihrer Lebens­erwartung einbüßen.

„Es sind britische Daten, aber man kann davon ausgehen, dass sie auch für Deutschland und andere westliche Staaten gelten“, sagte die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Die Mitteilung ist Teil einer Kampagne der britischen Regierung, um die Menschen zum Aufhören zu bewegen. Einer der Studienautoren gab an, unter anderem für ein Unternehmen tätig zu sein, das Tabakersatzprodukte entwickelt. Harm Wienbergen vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung hält die Schätzung für plausibel, ver­wies aber darauf, dass es große individuelle Unterschiede gebe, wie schädlich eine Zigarette wirke.

Quelle: www.aerzteblatt.de vom 02.01.2025