Coronapandemie: Impfmöglichkeiten für psychisch Kranke

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat sich dafür ausgesprochen, Krankenhäuser in die aktuelle Impfstrategie einzubeziehen. Die neue Impfverordnung, nach der künftig auch Arztpraxen und Betriebsärzte Schutzimpfungen erbringen können, ist aus Sicht der DGPPN ungenügend.

„Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sind häufig nicht in der Lage, einen Impftermin zu vereinbaren oder diesen zuverlässig einzuhalten“, erklärte DGPPN-Präsident Prof. Dr. med. Thomas Pollmächer. Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie mit angeschlossenen Institutsambulanzen seien besser geeignet, diese Zielgruppe zu erreichen. Je mehr Kliniken Informationen und Impfmöglichkeiten vorhalten würden, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich Patienten impfen lassen.

Die DGPPN setzt sich deshalb gemeinsam mit dem ärztlichen Pandemierat der Bundes­ärzte­kammer dafür ein, dass Risikopatienten auch in Krankenhäusern geimpft werden können. Entsprechend wichtig sei es, die Impfverordnung an dieser Stelle nachzubessern und auch in psychiatrischen Akutkrankenhäusern, forensischen Kliniken sowie Suchtrehabilitationskliniken Impfangebote zu schaffen.

Quelle: www.aerzteblatt.de, PP 20, Ausgabe April 2021

Körperliche Strafen wirken sich ähnlich schlimm aus wie Misshandlung und Vernachlässigung

Kinder, die im Alter von drei Jahren körperlich bestraft wurden, zeigten einer amerikanischen Studie – veröffentlicht in „Child Maltreatment“ – zufolge ähnliche Verhaltensprobleme mit fünf Jahren wie Kinder, die als Kleinkind traumatische Erfahrungen machen mussten, misshandelt oder vernachlässigt wurden.

„Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, immer wieder auf die Folgen von körperlichen Strafen hinzuweisen. Insbesondere in Krisenzeiten sind Eltern gestresst und neigen eher dazu, unkontrolliert zu reagieren“, mahnt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). So konnten andere Forschungsarbeiten eine Zunahme des Missbrauchsrisikos bei Kindern infolge der Pandemie beobachten, u.a. auch, weil viele Familien in eine wirtschaftliche Notlage geraten waren. Einige Mütter gaben in Umfragen an, während der Pandemie ihr Kind vermehrt geschlagen, angeschrien oder vernachlässigt zu haben. 

Insbesondere externalisierende Verhaltensprobleme, wie z. B. Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem, aggressivem Verhalten als Folge von körperlichen Strafen beschreiben die Wissenschaftler in der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Child Maltreatment“. Diese Verhaltensweise beginnen im frühen Kindesalter. „Viele Untersuchungen haben in den letzten 20 Jahren belegt, dass körperliche Bestrafung mit einem erhöhten Risiko von negativen körperlichen, geistigen und verhaltensbezogenen Problemen verbunden ist. Und es gibt keine Studien, die darauf hinweisen, dass körperliche Strafen bei Kindern als Mittel der Disziplin irgendeinen Nutzen oder Vorteil aufweisen“, fasst Dr. Fegeler den derzeitigen Wissenstand zusammen. Vielleicht hilft das Schlagen kurzfristig, um unerwünschtes Verhalten zu stoppen, es hat aber langfristig schwerwiegende Konsequenzen und droht zu eskalieren. Wirken leichte körperliche Strafen nicht mehr, sind Eltern versucht, stärker und länger „Hand anzulegen“. Diese Kinder lernen am „Vorbild“ ihrer Eltern und wenden später selbst Gewalt als Lösung für ihre Probleme an. In den meisten europäischen Ländern sind körperliche Strafen bei Kindern deshalb verboten.

Kinder- und Jugendarzt kann Hilfsangebote aufzeigen

Bevor Eltern völlig überfordert sind und Gefahr laufen, ihre Beherrschung zu verlieren, sollten sie sich an ihren Kinder- und Jugendarzt wenden. „Es gibt viele Unterstützungsangebote für junge Familien – zum Beispiel die Einrichtung ‚Frühen Hilfen‘, die Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre bei der Betreuung und Förderung ihrer Kinder zur Seite steht“, so Dr. Fegeler. Diese „Frühe Hilfen“ werden in lokalen Netzwerken koordiniert.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 10.03.2021

Universität Ulm sucht Teilnehmer für Online-Studie: „Mein Kind und mein Smartphone“

Die Universität Ulm will unter der Leitung von Professor Dr. Christian Montag die psychologischen Auswirkungen digitaler Medien auf Kinder – insbesondere vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie – näher beleuchten. Gefragt sind Eltern und Erziehungsberechtigte von Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren.

Mit ihrer Auskunft will die Ulmer Forschergruppe mehr über das Zusammenwirken des Spielverhaltens der Kinder, ihrer Erziehung und der Smartphone-Nutzung erfahren.

Prof. Dr. Christian Montag und M.Sc. Jennifer Wernicke vom Institut für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm interessieren sich insbesondere dafür, wie sich die Smartphone-Nutzung bzw. die Nutzung digitaler Geräte auf das Spielverhalten von Kindern und das Zusammenleben innerhalb der Familie auswirkt. Spielen ist bedeutsam für die kindliche Entwicklung. Doch bleibt für dieses weniger Zeit übrig, je länger Kinder digitale Geräte nutzen. Dadurch bewegen sich Kinder weniger und haben weniger direkten Kontakt zu Gleichaltrigen.

Ablauf der Befragung

Die Elternbefragung besteht aus 2 Teilen. Im ersten Teil geht es um allgemeine Fragen zu den Erziehungsberechtigten selbst und ihrem Kind. Anschließend sollten Eltern Angaben über das Verhalten und die Eigenschaften ihres Kindes sowie ihr Zusammenleben in der Familie machen.

Im zweiten Teil interessieren die Forscher die Nutzung von modernen Medien und technischen Geräten in der Familie sowie die politische Einstellung der Eltern.

Die Beantwortung des ersten Teils der Befragung dauert ca. 40 Minuten und die des zweiten Teils ca. 15 Minuten. Als Dankeschön können Eltern für den ersten Teil ein Feedback zu ihrem Erziehungsstil bekommen, für den zweiten Teil der Befragung eine Rückmeldung zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Smartphone-Nutzung sowie einen Vergleich zu den Ergebnissen der bis jetzt vorhandenen Daten der anderen Teilnehmer. Darüber hinaus haben Teilnehmer noch die Möglichkeit, an einer Verlosung von fünf Waren-Gutscheinen im Wert von jeweils 20 Euro teilzunehmen.

Teilnahme möglich unter: www.molekulare-psychologie.de

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de vom 18.03.2021

Coronapandemie: Kinder brauchen vermehrt Hilfe von Therapeuten

Nach Angaben der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) ist die Zahl der Therapieanfragen von Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen. Laut einer Blitzumfrage unter 685 Psychotherapeuten wurden im vergangenen Jahr im Schnitt 3,7 Patientenanfragen pro Woche gestellt, aktuell sind es 5,9 Anfragen. Verglichen wurden eine Januarwoche aus dem laufenden und aus dem vergangenen Jahr.

Etwa 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen könne innerhalb von zwei Wochen und mehr als der Hälfte innerhalb eines Monats ein Erstgespräch angeboten werden. „Corona wird bei der heranwachsenden Generation Spuren hinterlassen. Schon jetzt sollten wir die Zeit nach der Pandemie planen und Geld für Hilfs- und Unterstützungsangebote bereitstellen“, fordert der DPtV-Bundesvorsitzende Gebhard Hentschel. Nach Corona dürfe der Fokus nicht nur auf dem versäumten Schulstoff liegen. Kinder müssten psychisch gestärkt werden und Zeit für Spiel, Sport und Kultur erhalten, um die Monate eingeschränkter Kontakte auszugleichen.

Einer aktuellen Onlinebefragung des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten zufolge zeigen viele Heranwachsende in der Pandemie verstärkt Ängste, sind Spannungen im häuslichen Umfeld durch Mehrfachbelastungen der Eltern ausgesetzt und erleben häufiger als zuvor häusliche Gewalt. 

Quelle: PP Ärzteblatt, Ausgabe März 2021

Digitale Selbstverletzung: Vorbote körperlicher Selbstverletzungen

Ärzte, Pädagogen und Eltern sollten digitale Selbstverletzungen von Jugendlichen ernst nehmen, weil diese körperlichen Selbstverletzungen oder gar einem Suizidversuch vorausgehen können. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hin.

„Digitale Selbstverletzung“ oder „Digital-Self-Harm“ beschreibt eine neue Form der Selbstverletzung, bei der Jugendliche sich selbst anonym mit negativen Äußerungen im Internet mobben. „Bei der digitalen Selbstverletzung hoffen Heranwachsende, dass andere mit Gegenargumenten und positiven Äußerungen zu ihrer Person reagieren oder sie zumindest mehr Aufmerksamkeit erhalten“, erläutert Dr. med. Monika Niehaus vom BVKJ. US-Experten benannten dieses Verhalten laut dem Berufsverband anscheinend erstmals 2013 im Zusammenhang mit dem Suizid einer Jugendlichen. Dieses Mädchen hatte Wochen vor ihrem Suizid negative Posts über sich selbst in sozialen Medien verbreitet.

„Eltern sollten versuchen, offen und nicht wertend mit ihren Kindern zu sprechen und sie ermutigen, ihnen ihre belastenden Erfahrungen anzuvertrauen“, erläutert Niehaus. Aufgrund der Schamgefühle von Jugendlichen könne dies schwierig sein. Wenn Vater und Mutter keinen Zugang zu ihrem heranwachsenden Kind fänden und länger anhaltende Verhaltensänderungen bemerkten, sollten sie einen Experten konsultieren. „In manchen Fällen kann eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein“, sagte Niehaus. Auch um Chronifizierungen zu vermeiden.

Forscher aus Neuseeland kamen in einer Untersuchung zu dem Thema zu dem Schluss, dass etwa sechs Prozent der Teenager dort Erfahrungen mit Digital-Self-Harm haben, vorwiegend die 13- bis 14-Jährigen. 

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, PP 20, Ausgabe Februar 2021

Statistisches Bundesamt: Mehr Gewalt gegen Kinder als im Vorjahr

Zum zweiten Mal in Folge ist die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland gestiegen. Für das Jahr 2019 stellten die Jugendämter zehn Prozent mehr Fälle fest als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet.

Demnach wurden rund 55 500 Kindeswohlgefährdungen gezählt. Der Statistik zufolge liegen bei 20 Prozent der Fälle mehrere Gefährdungsarten gleichzeitig vor. Dazu zählen psychische und körperliche Misshandlung sowie Vernachlässigung und sexuelle Gewalt. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der mehrfach betroffenen Kinder und Jugendlichen um 15 Prozent und somit überdurchschnittlich gestiegen.

In 17 Prozent der Fälle liegen demnach zwei verschiedene Formen von Gefährdung vor. Am häufigsten hätten die mehrfach betroffenen Kinder gleichzeitig Vernachlässigungen und psychische Misshandlungen erlebt. Vier Fünftel der mehrfach gefährdeten Kinder waren jünger als 14 Jahre.

Quelle: deutsches Ärzteblatt/ PP 20, Ausgabe Februar 2021

Schnee in Erwitte!

Liebe PatientInnen, Eltern und Bezugspersonen,

die Praxis ist eingeschneit, die Straßen sind vereist.

Aus diesem Grund wird die Praxis bis vorläufig Mittwoch, 10.02.21, geschlossen bleiben.

Die telefonische Sprechstunde fällt am Dienstag, 09.02.21, ebenfalls aus.

Bleiben Sie alle gesund!

Liebe Grüße, Tanja Behde

Coronapandemie: Bedürfnisse von Kindern achten

Durch die Schließung von Kitas und Schulen während des Lockdowns haben sich Kinder aus sozial schwächeren Familien weniger bewegt, schlechter gegessen und mehr Medien konsumiert.

Ein niedriger sozioökonomischer Status der Familien korreliert in der Coronapandemie sehr deutlich mit dem Risiko einer Gewichtszunahme der Kinder. Vor allem bei Kindern über zehn Jahren und Eltern mit Hauptschulabschluss war das Risiko während des Lockdowns im Frühjahr/Sommer mit Kita- und Schulschließungen um das 2,5-Fache erhöht, berichtete Prof. Dr. med. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung für Stoffwechsel und Ernährung am Dr.-von-Haunerschen-Kinderhospital München, im Rahmen eines digitalen Parlamentarischen Gesprächskreises zum Thema: „Was macht Corona mit Kindern?“

Häufig sich selbst überlassen

Bewegungsmangel und der häufigere Konsum von Snacks und Softdrinks sind der von Koletzko durchgeführten Online-Befragung (März bis September) zufolge der häufigste Grund hierfür. Betroffen waren vor allem ältere Kinder ab zehn Jahren und besonders deutlich betroffen die 13- bis 14-Jährigen. „Während Mittelschichtfamilien während des Lockdowns überwiegend im Homeoffice arbeiteten und Speisen häufig selbst zubereiteten, konnten geringer verdienende Familien dies nicht leisten“, berichtete der Vorsitzende der Stiftung Kindergesundheit bei dem von dem Arzneimittelhersteller Novartis veranstalteten Gesprächskreis. In der Folge waren die Kinder häufiger sich selbst überlassen, mit allen Konsequenzen.

Der Zugang zu Bildungseinrichtungen, der auch für viele eine gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sichert, sei deshalb für Kinder und Jugendliche sehr wichtig. „Wir können aus ethischen Gründen nicht akzeptieren, dass die soziale Schere während der Pandemie noch deutlicher als sonst auseinandergeht“, sagte Koletzko. Man müsse vor allem mit Maßnahmen der Verhältnisprävention wie einer setting-basierten Gesund­heits­förder­ung gegensteuern.

„Wir sind bemüht, die Belastungen für Kinder und Jugendliche bei den coronabedingten Maßnahmen so gering wie möglich zu halten“, sagte Georg Kippels (CDU), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Die Politik stelle sich immer die Frage, ob es vertretbar sei, Kitas und Schulen wegen des Infektionsrisikos zu schließen. Neben dem beschriebenen Einfluss auf die körperliche Gesundheit spielten auch die psychischen Belastungen für Familien und Kinder eine große Rolle. Die Bundesregierung habe finanzielle Ausgleichsmöglichkeiten geschaffen, wenn Eltern wegen der Kinderbetreuung nicht arbeiten könnten. Außerdem seien „Kummer-Telefone“ eingerichtet worden. „Grundsätzlich müssen wir neue Wege und Verhaltensweisen finden und einen gewissen Grundoptimismus an den Tag legen“, forderte der CDU-Politiker.

Auswirkungen sehr verschieden

Die Auswirkungen der Coronapandemie auf Familien und damit auch auf die Psyche von Kindern seien „sehr verschieden und komplex“, betonte Prof. Dr. med. Silke Wiegand-Grefe, Leiterin der Forschungssektion „Family research und Psychotherapy“ am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie seien abhängig von der jeweiligen Lebensphase einer Familie. „Grundsätzlich bedeutet jede Krise für eine Familie und das System drum herum eine Destabilisierung“, erklärte Wiegand-Grefe. Manche Familien reagierten während des Lockdowns auf der Verhaltensebene mit Erstarrung und selbstgewählter Isolation, weil sie ängstlich und verunsichert waren. Andere Familien seien überaus aktiv geworden, die veränderte Situation zu managen und sich neu zu organisieren. „Auf der emotionalen Ebene überwogen indes Ängste und Verunsicherung, aber auch Überforderung und Wut“, sagte die Psychotherapeutin. Für Kinder und Jugendliche ging die Zeit des harten Lockdowns im Frühjahr ihr zufolge zum einen mit einem erheblichen Risiko für psychische Auffälligkeiten einher: Depressivität, Ängste, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen. Auf der anderen Seite sei bei vielen auch die Resilienz gestärkt worden, weil sie mit der geänderten Situation gut zurechtgekommen sind. „Von der Politik braucht es klare und gut kommunizierte Vorgaben trotz föderalistischer Strukturen“, forderte die Wissenschaftlerin.

Auf den deutlich angestiegenen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie wies Dr. med. Thomas Fischbach hin, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. „Wir haben uns seit Jahren für einen gesunden Medienkonsum eingesetzt – das ist alles wieder hin“, sagte er.

„Die Bedürfnisse von Kindern standen im ersten Lockdown lange Zeit nicht im Fokus – das war frappierend zu erleben“, sagte Susann Rüthrich (SPD), Mitglied in der Kinderkommission des Deutschen Bundestages. Wären Kinderrechte bereits im Grundgesetz festgeschrieben, sei das vermutlich anders gewesen. Kinder müssten bei allen Entscheidungen, die sie betreffen, miteinbezogen werden, forderte Rüthrich, auch um deren „Gefühl des Ausgeliefertseins“ entgegenzuwirken. 

Quelle: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT PP 1/2021

Psychische Erkrankungen: Zahl der Suizide in den vergangenen Jahren gesunken

Die Zahl der Suizide in Deutschland ist seit Jahren tendenziell leicht rückläufig. Das berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP. Im Jahr 2012 nahmen sich danach 9 890 Menschen in Deutschland das Leben, 2016 waren es 9 838 und 2018 noch 9 396 Menschen. „Suizidalität geht vielfach mit behandelbaren psychischen Erkrankungen einher. Deshalb wird die Suizidprävention insbesondere durch alle Maßnahmen zur Bekämpfung psychischer Erkrankungen gefördert“, betont die Bundesregierung.

Die Prävention von Selbsttötungen sei eine „gesamtgesellschaftliche und politikbereichsübergreifende Querschnittsaufgabe“, heißt es in der Antwort. Unter anderem habe das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) 2017 einen Förderschwerpunkt zur Suizidprävention eingerichtet und fördere derzeit 14 Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund fünf Millionen Euro. Damit sollen bestehende Hilfs- und Beratungskonzepte wissenschaftlich bewertet und neue Maßnahmen und Konzepte zur Vermeidung von Suizidversuchen oder Suiziden entwickelt werden. Außerdem fördere das BMG das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, eine bundesweite Initiative in Trägerschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Ziel ist die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. 

Quelle: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT PP 12/2020

Kinder und Jugendliche: Neues Angebot zur Cannabisprävention

Kinder und Jugendliche sollen durch digitale Aufklärung vom Cannabiskonsum abgehalten werden. Dafür hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), das Informationsangebot mit der Seite www.cannabispraevention.de ausgebaut. Je früher, je häufiger und je intensiver Cannabis konsumiert werde, desto höher sei das Risiko langfristiger gesundheitlicher Folgen wie beispielsweise Depressionen, Psychosen, kognitiver Defizite sowie Suchtgefährdung, so Ludwig.

Aktuelle Studienergebnisse zeigten, dass sich junge Menschen über die gesundheitlichen Gefahren von Cannabis auch selbst Gedanken machten, sagte Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „Deshalb sind Angebote der Cannabisprävention speziell für Jugendliche wichtig: in ihrer Lebenswelt, der Schule, und über digitale Kanäle“, sagte Thaiss.

Cannabis ist in Deutschland nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge, sowohl unter den Jugendlichen als auch unter jungen Erwachsenen. Die Konsumentenzahlen steigen seit Jahren. Aktuelle Daten der BZgA zeigen, dass bundesweit 10,4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen Cannabis schon einmal konsumiert haben. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 46,4 Prozent.

Bei der Kampagne sollen die Konsumenten über Youtube, Instagram und andere soziale Medien angesprochen werden. Die neue Internetseite soll die Seiten der BZgA www.drugcom.de und die Social-Media-Kampagne „Mach Dich schlau“ ergänzen. 

Quelle: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT PP 1/2021